Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Januar 2012 in München

Der Januar 2012 war in München bei leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer viel zu naß und deutlich zu mild. Bedingt durch die lange Zeit anhaltende Westwetterlage kamen wiederholt ausgeprägte Sturmlagen zustande, wobei auch eine für die Jahreszeit extrem hohe Gewitterhäufigkeit zu beobachten war. In Richtung Monatsende machte sich zunehmend der Einfluß eines markant ausgeprägten Festlandshochs ansatzweise auch bei uns bemerkbar.

Die Münchner Monatsmitteltemperatur lag bei +2,3 Grad C, damit war der Monat um 2 Grad zu warm. Die erste Dekade hatte dabei mit einem Mittel von +5,0 Grad C schon Märzniveau, für die zweite errechnen sich im Schnitt noch +1,6 Grad C und für die dritte nur noch +0,5 Grad C, wobei es ab dem 25. kein positives Tagesmittel der Temperatur mehr gab.

Wärmster Tag des Monats war gleich der Neujahrstag mit einem Tagesmittel von +10 Grad C, wobei die Temperaturen schon in der Nacht zum 1. anstiegen (von +6 Grad C um Mitternacht auf +8 Grad C am frühen Morgen, damit war die Neujahrsnacht zugleich auch die wärmste Nacht des ganzen Monats).

Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde mit +12 Grad C sowohl am 1., als auch am 2. gemessen (der Münchner Neujahrswärmerekord liegt bei +14,9 Grad C, gemessen am 01.01.1921). Noch ein weiteres Mal wurde die +10-Grad C-Marke überstiegen, nämlich in der Nacht zum 4., als um 3 Uhr morgens fast +11 Grad C erreicht wurden. Zudem gab es noch an vier weiteren Tagen einen Höchstwert von +9 Grad C.

Anstelle der normalen 22 gab es nur 13 Frosttage, wobei der erste Frost des Jahres 2012 hier gleich bis zum 12. auf sich warten ließ. Fünf weitere Tage hatten ein Tagestemperaturminimum von genau 0 Grad C. Die letzten drei Tage des Monats wurden dann zu Eistagen (wovon es in einem durchschnittlichen Januar neun geben sollte). Am 16. lag die Tageshöchsttemperatur genau bei 0 Grad C.

Die kältesten Tage des Monats waren der 16. und 31., jeweils mit einer Tagesmitteltemperatur von -3 Grad C, die niedrigsten Einzelwerte der Temperatur waren am 16. und 17. mit jeweils -7 Grad C fällig. Die tiefsten Tageshöchsttemperaturen gab es am 29., 30. und 31.mit jeweils -1 Grad C.

Die Sonne machte mit einer Monatssumme von 74 (anstatt 65) einige "Überstunden". Am 3., 12., 16., 18. und 25. gab es hierbei jeweils acht Sonnenstunden. Elf Tage blieben ohne Sonnenschein, vom 27. bis 30. passierte dies an vier Tagen hintereinander. Weitere vier Tage hatten nur wenige Minuten Sonne. Insgesamt 17 Tage des Monats waren vorherrschend bewölkt, immerhin drei (16., 18. und 26.) konnten als durchweg heiter klassifiziert werden.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 5,6 Achtel (normal 5,9), wobei die Mitteldekade mit 4,0 Achteln mit Abstand den freundlichsten Witterungscharakter zeigte. Die erste Dekade wies im Schnitt 6,5 Achtel, die Schlußdekade 6,0 Achtel auf.

An 20 (statt 16) Tagen gab es Niederschläge. Trocken blieb es nur am 3., 11., 12., vom 15. mit 18. (diese vier Tage waren die längste "Trockenphase" des Monats), sowie am 25., 26., 29. und 31.; mit einer Niederschlagssumme von 101 mm (normal 52) war der Januar 2012 in München viel zu naß. Die größte Tagesniederschlagsmenge gab es am 20. mit 27 mm, wobei der Großteil davon in den späteren Abendstunden in Form von Starkschneefall herunter kam. Am 21. fielen nochmals 10 mm, wobei mit Übergang der Niederschläge in Regen und einem Temperaturanstieg von -1 auf +9 Grad C massives Tauwetter einsetzte. An sieben Tagen fiel nur Regen, ebenfalls an sieben Tagen gab es nur Schnee. Am 4., 13. und 20. kamen mit Graupel vermischte Schauer, bzw. reine Graupelschauer herab. Der 27. brachte in Zusammenhang mit einer über einer Inversion aufgleitenden Warmluftmasse in den Vormittagsstunden gefährlichen Eisregen.

Neben dem 27. gab es am 18. noch einen weiteren Tag mit einer nennenswerten Inversionssituation. Hierbei trat die seltene Fallkonstellation auf, daß an einem Tag gleich zweimal eine Inversion entstand und wieder beseitigt wurde. Zunächst geschah dies in den Mittagsstunden, als die Inversionsschicht bis zum Boden absank, wobei die Temperatur in München von -5 auf +9 Grad C anstieg, was mit einem Absinken der relativen Luftfeuchte auf 27% einherging. Und dies gänzlich ohne Föhn, denn den gab es in diesem Monat hier nicht! In den frühen Abendstunden erfolgte dann zunächst eine Neubildung der Inversion, bevor nach 22 Uhr Warmluftzufuhr einsetzte und die Temperaturumkehrung erneut beendete.

An 13 Tagen lag in München eine Schneedecke, die in der Nacht vom 20. zum 21. mit 10 cm ihre maximale Höhe erreichte. Zwischen 24. und 31. lag an jedem Tag Schnee (1 bis 5 cm), am 5., 6., 13. und 15. gab es kurzzeitige und/oder durchbrochene Schneedecken von maximal einem Zentimeter. Ein Blick auf die Zugspitze: Dort wuchs die Schneedecke (nach 19 cm Anfang Dezember) bis auf Spitzenwerte von 500 cm (vom 25. bis zum 28.) an!

Die relative Luftfeuchte erreichte am 25. und 29. mit jeweils 100% ihre Maximalwerte. Am 5. sank sie bis auf 46%, am 3. auf 42%, am 19. auf 41% und am 18. auf das absolute Monatsminimum von 27%.

Der Luftdruck unterlag großen Schwankungen und erreichte seine höchsten Werte am 17. mit 1033 HPa, am 18. mit 1035 HPa, sowie am 10. und 11. mit dem Monatsmaximum von 1037 HPa. Die niedrigsten Werte wurden am 22. mit 1006 HPa, am 21. mit 1005 HPa, am 6. mit 1002 HPa, sowie am 5. mit dem Monatsminimum von 992 HPa erreicht, wobei an diesem Tag der Luftdruck zwischen 0 und 16 Uhr von ursprünglich 1020 HPa auf diesen niedrigen Wert abfiel (und am nächsten Tag dann bis auf 1025 HPa anstieg!). Das sich in der Schlußdekade über Nordwestrußland immer weiter verstärkende Hoch "Cooper" wies am 31. schon einen Kerndruck von über 1060 Hektopascal auf, konnte München aber bis zum Monatsende noch nicht so richtig beeinflussen.

Die fünf Nebeltage des Monats traten alle zum Monatsende hin (am 25., sowie vom 28. bis 31. täglich) auf.

Der Wind kam vom 1. bis 12. aus Südwest bis West, am 13. und 14. aus Nordwest, am 15. aus Nord, am 16. aus Ost, vom 17. bis 23. wiederum aus Südwest bis West und vom 25. bis 31. durchweg aus Ost. An nicht weniger, als 18 Tagen (dabei vom 1. bis 10. jeden Tag!) lebte der Wind stärker auf und erreichte an zehn Tagen (4. mit 7., am 13. und vom 19. bis 23.) Sturmstärke. Mit dem Orkantief "Andrea" einhergehend gab es am 5. auch orkanartige Böen bis 102 km/h (unterste Schwelle des Beaufortgrades 11). Ähnlich, wie bereits bei Orkantief "Joachim" lag auch diesmal der Kern des Azorenhochs viel zu weit südwestlich von uns, während der Tiefkern mit 968 HPa über Kap Arkona, Sylt und Westerland deutlich nördlich an uns vorbeizog, was noch höhere Windgeschwindigkeiten hier nicht zuließ.

Sehr außergewöhnlich ist, was über die Gewittertätigkeit zu berichten ist, denn es gab hier in diesem Monat fünf Gewitter, verteilt auf vier Gewittertage (das sind Zahlen, die so auch schon mal in Sommermonaten aufgetreten sind)! Am 4. um 11.53 Uhr war es eine einzelne Entladung nördlich der Stadt in einem Schauer, am 5. blitzte und krachte es dreimal gegen 16 Uhr bei einem Kaltfrontdurchgang (mit gut erkennbarer Böenwalze), ebenso am 13., als ab 16.30 Uhr ein kleiner Blizzard (Kombination aus aufziehender "Schneewand" mit Sturm, Graupel, Blitz und Donner) zu sehen war, weiters am 20., als erst um 8.45 Uhr eine Kaltfront durchging (erneut mit gut erkennbarer Böenwalze) und später am selben Tag (unmittelbar nach der Tagesschau, also gegen 20.15 Uhr) ein einzelner greller Blitz gefolgt von einem heftigen Donnerschlag im Schneegestöber beobachtet werden konnte. Deutschlandweit war diesbezüglich vor allem die Gewitterfront des Orkantiefs "Andrea" (am 5.) bemerkenswert, denn diese erfaßte auf ihrem Weg von Nordwest nach Südost weite Teile unseres Landes und hatte am Ende des Tages insgesamt rund 4.000 Blitzentladungen zu verzeichnen! Für den Hochwintermonat Januar wahrlich ein ebenso seltenes, wie beachtliches Spektakel!

Wie schon im Januar 2011 gab es auch im Januar 2012 im Nordosten Australiens (Queensland, New South Wales) wieder Starkniederschläge von bis zu 400 mm innerhalb von drei Tagen (um den 27. herum), gleichzeitig erwischte der Tropensturm "Iggy" Westaustralien. In Moskau dauerte es bis zum 20., bis erstmals in diesem Winter die -10 Grad C als nächtlicher Tiefstwert (!) erreicht wurden. Allerdings war dies der Beginn einer Kältewelle, schon am 31. lag dort die Höchsttemperatur bei -16 Grad C und die Tiefsttemperatur bei -22 Grad C, nachdem weite Teile Rußlands bis dahin einen ausgesprochenen "Mildwinter" erlebten. Ungewöhnlich kalt war es in diesem Monat beispielsweise in Nordgriechenland, Thessaloniki hatte 16 Frosttage und Tiefstwerte bis -6 Grad C, oder auch am Bosporus, Istanbul hatte zehn Frosttage, davon sogar zwei Eistage (27. und 31.) und bis zu 10 cm Schnee (am 31.). Frosttage aufgrund der zentralen Lage sind im Januar auch im spanischen Madrid nicht außergewöhnlich, die diesjährige Anzahl von 20 ist aber durchaus bemerkenswert. Aus Alaska, dem nördlichsten Bundesstaat der USA, meldete der Ort Cordova am 15., nachdem es dort an 24 Tagen hintereinander geschneit hatte, Schneehöhen von bis zu 10 Metern, wobei zweistöckige Gebäude im Schnee verschwunden sind. Am 20. gab es Schneestürme und Eisregen im Norden der USA. Am 22. und 23. stieß dann, vom Golf von Mexiko ausgehend, Warmluft nordwärts vor, diese löste beim Zusammentreffen mit Kaltluft im US-Bundesstaat Alabama sehr früh im Jahr bereits erste Tornados aus. Einen Tropensturm gab es am 8. und 9. auch über Madagaskar, dieser verursachte dort gewittrigen Starkregen (bis 134 mm in 24 Stunden), der in der Folge westwärts zog und am 11. Mosambik erreichte. Das Schlußwort soll aus gegebenem Anlaß diesmal dem Polarjet (das ist ein Starkwindfeld in etwa 10 Kilometern Höhe, welches von den Temperaturunterschieden zwischen den Tropen und dem Nordpolargebiet lebt) gewidmet sein. Dieser wies in der zurückliegenden, großflächigen und wochenlang andauernden West-Großwetterlage Windspitzen bis zu 500 Stundenkilometern auf. Dies hatte zur Folge, daß Transatlantikflüge in die USA durch den Gegenwind erhebliche Verzögerungen erfuhren, andererseits Flüge auf Flugrouten von den USA in Richtung Osten deutlich verfrüht ihre Ziele erreichen konnten. Das gleiche Phänomen war unter anderem auch im Februar 1990 in Zusammenhang mit den Orkanen "Vivian" und "Wiebke" zu beobachten.

Gez. ©Peter Müller, 03.02.2012

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