Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Februar 2012 in München

Der Februar 2012 war in München zweigeteilt: In der ersten Monatshälfte bestimmte kontinentale Kaltluft sibirischen Ursprungs das Wetter. Dabei war es anhaltend extrem kalt. In der zweiten Monatshälfte hingegen zeigte sich das Wetter oftmals schon vorfrühlingshaft mild. Über weite Strecken des Monats war hierbei Hochdruckeinfluß wetterwirksam, sodaß die Sonnenscheindauer über dem monatsüblichen Soll lag, während relative Luftfeuchte und Niederschlagsmenge unterdurchschnittliche Werte aufwiesen.

Mit -2,3 Grad C errechnet sich eine um knapp vier Grad unter der statistischen Norm liegende Monatsmitteltemperatur. Für die Zeit vom 1. bis zum 13. ergab sich hierbei ein Mittel von -9,2 Grad C (was annähernd dem Niveau des extrem kalten Minus-Rekord-Februars 1956 entsprach); für den Zeitraum vom 14. bis zum Monatsende ergab sich anschließend ein Mittel von +3,4 Grad C, wobei ausgerechnet kalte Meeresluft die deutliche Milderung einleitete. Diese Luftmasse ist trotz ihres polaren Ursprungs um diese Jahreszeit einfach (deutlich) wärmer, als Kontinentalluft.

Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +14 Grad C am 24. gemessen, am 29. wurde mit einer Tageshöchsttemperatur von +13 Grad C noch ein weiteres Mal in diesem Monat die "+10-Grad C-Marke" überschritten. Der Schalttag war mit einem Tagesmittel von +10 Grad C (bei einem Minimum von +6 Grad C) zugleich auch wärmster Tag des Monats. Ähnlich frühlingshafte Tagesmittelwerte hatten auch der 24. mit +9 Grad C und der 25. mit +8 Grad C. Analog dazu war die mildeste Nacht des Monats auch die vom 24. zum 25., als die Temperatur nur bis auf +7 Grad C absinken konnte.

Frosttage gab es insgesamt 22, wobei zunächst nur der 18., später aber sämtliche Tage vom 24. bis zum 29. frostfrei blieben. Deutlich überrepräsentiert war mit 13 (normal nur sechs) die Anzahl der Eistage. Diese traten allesamt "am Stück" vom 1. bis zum 13. auf, womit in München vom 29. Januar mit 13. Februar an 16 Tagen hintereinander ununterbrochener Dauerfrost herrschte. Ähnliche Serien gab es zuletzt im Winter 1996/1997, als in der Zeit vom 26.12.1996 mit 14.01.1997 der Gefrierpunkt nicht überschritten wurde, oder auch in der Zeit vom 3. bis 18.01.1985, als ebenfalls 16 Eistage am Stück auftraten. Von diesbezüglichen Rekordwerten (21 Eistage im Februar 1986, gar 26 Eistage im Februar 1956, oder dem absoluten Kälterekord von -31,6 Grad vom 12.02.1929) blieben wir jedoch sehr weit entfernt.

Tagestemperaturminima von -10 Grad C und niedriger gab es zwölf Mal (an allen Tagen vom 2. mit 13.), das absolute Minimum der Temperatur wurde mit jeweils -16 Grad C gleich zweimal, nämlich am 6. und 12. gemessen, wobei der 6. mit einer Tagesmitteltemperatur von -12 Grad C (bei einer Tageshöchsttemperatur von -8 Grad C) auch zum kältesten Tag des Monats wurde. Sieben Tage des Monats (3. mit 7., 11. und 12.) hatten ein Tagesmittel von maximal -10 Grad C! Einen Tages-Kälterekord gab es am 4. mit einer Tageshöchsttemperatur von nur -9,1 Grad C (der bisherige diesbezügliche Wert lag bei -8,2 Grad C und wurde am 04.02.1929 gemessen).

Interessant sind auch noch folgende Zahlen: Am Morgen des 3. war München mit -13,9 Grad C der wärmste (!) Ort in ganz Bayern. Bis auf -23 Grad C sank die Temperatur am 12. und 13. am Flughafen München ab und Oberstdorf meldete am 6. (bezogen auf ganz Deutschland) die tiefsten Temperaturwerte des gesamten Winters: -29 Grad C Lufttemperaturminimum und -35 Grad C direkt über dem (schneebedeckten) Erdboden (selbst auf der Zugspitze war es mit einem Winterminimum von -28 Grad C nicht so kalt). Die Kältewelle von Ende Januar bis Mitte Februar dämpfte den Temperaturschnitt des Winters 2011/2012 zwar deutlich, in München war diese Jahreszeit letztendlich aber immer noch um gut ein halbes Grad zu warm.

Sonnenstunden hatte München in diesem Monat 101 (normal wären nur 87). Acht und mehr Sonnenstunden gab es an sechs Tagen (3., 5., 12., 21., 22. und 24.), wobei der 22. das Maximum mit etwas mehr, als 10 Sonnenstunden brachte. Ebenfalls sechs Tage (13., 15., 17., 19., 23. und 28.) blieben völlig ohne Sonne. Insgesamt elf Tage des Monats waren vorherrschend trüb, vom 14. bis 17. und vom 25. bis 29. passierte dies jeweils gleich an mehreren Tagen hintereinander. Durchweg heiter waren vier Tage (3., 12., 21. und 22.). Völlig wolkenlose oder völlig bedecke Tage gab es jeweils keine. In Summe errechnet sich mit 4,7 Achteln ein zu niedriger durchschnittlicher Bewölkungsgrad (normal 5,4), wobei die Werte der einzelnen Dekaden (4,4 - 4,8 - 4,9) sich nur unwesentlich voneinander unterscheiden.

An insgesamt 15 (normal wären 14) Tagen fiel Niederschlag, in der ersten Monatshälfte war dies an den Niederschlagstagen (7. mit 11. und 13. mit 15.) ausschließlich Schnee. Ab dem 17. gab es vier Tage, an denen Schnee und Regen durch- und/oder nacheinander fiel. Am 18. und 23. fiel nur Regen, am 25. Sprühregen. Am 6. waren am Morgen feine Eisnadeln zu beobachten und am 26. war ein Schneeregenschauer auch von Graupel durchsetzt. Mit einer Monatssumme von 27 mm (statt 50) war der Monat deutlich zu trocken. Die höchste Tagesniederschlagsmenge gab es am 15. mit 5 mm. Gewitter gab es "gesamtstädtisch" betrachtet keines, allerdings waren am 15. über ganz Bayern verteilt ganz vereinzelte Schneegewitter zu Gange. Eine einzelne Entladung konnte hierbei um 13.25 Uhr auch im Südwesten Münchens beobachtet werden.

Eine geschlossene Schneedecke gab es hier vom 1. bis zum 18. durchgängig. Ab dem 19. (bis zum 23.) war die Schneedecke teils noch bis 7 cm hoch, aber dennoch bereits durchbrochen (bedingt durch Verwehungen, die beim Schneefall am 14. und 15. durch lebhaften Wind entstanden, war die Schneehöhe auf engstem Raum sehr unterschiedlich!). Die letzten Schneereste verschwanden im Laufe des 24., anschließend war München schneefrei. Die maximale Höhe der Schneedecke wurde am 15. mit 20 cm gemessen.

An zwei Tagen (7. und 9.) gab es Nebel, am 1., 2. und 12. trat stärkerer Dunst auf. Inversionslagen waren (nur) an drei Tagen zu verzeichnen, am 22. nur in den Morgenstunden, am 8. ganztags anhaltend (wobei es auf der Zugspitze mit einer Tageshöchsttemperatur von -8 Grad C weniger kalt war, als auf dem Hohenpeißenberg mit -11 Grad C, und auf dem Wendelstein mit -3 Grad C wärmer war, als in München mit -5 Grad C als Tagesmaximum), sowie am 9., als die Inversion sich im Tagesverlauf wieder auflöste. Es ist noch festzustellen, daß in Zusammenhang mit der Hochdrucklage in der ersten Monatshälfte, die Zufuhr von kontinentaler Kaltluft sibirischen Ursprungs außergewöhnlich hochreichend war (wobei zeitweise auch noch ein "Kaltlufttropfen" - ein mit sehr kalter Luft angefülltes Höhentief - mitwirkte), wodurch sich eine - im Winter bei längerem Hochdruckeinfluß stets sehr wahrscheinliche - anhaltende Inversionslage eben gerade nicht ausbilden konnte. Winterliche Kontinentalhochs sind - normalerweise - nur mit einer flachen Kaltluftschicht ausgestattet und haben wenig Dynamik. Das war im Februar 2012 ganz anders.

Der Föhn fand im Februar 2012 in München nicht statt. Bei unseren österreichischen Nachbarn gab es am 29. in Spittal an der Drau (Kärnten) mit einer Tageshöchsttemperatur von +22,6 Grad C aber einen beachtlichen Wärmerekord, bedingt durch Sonneneinstrahlung plus Warmluftzufuhr plus Föhn!

Der Luftdruck hatte seinen Tiefstwert mit 1007 HPa am 15., bereits der zweittiefste Wert des Monats von 1014 HPa (am 19.) lag schon im "Hochdruckbereich" (der "barometrische Übergangswert" zwischen Hoch und Tief liegt bekanntermaßen bei 1013 HPa). Die höchsten Werte gab es in der Zeit vom 2. mit 13., als der Luftdruck durchgängig zwischen 1030 und 1038 HPa lag. Am 4. mit 1038 HPa, am 3., 5., 8. und 10. mit 1037 HPa, sowie am 9. und vom 20. bis 22. mit jeweils 1036 HPa gab es die höchsten Einzelwerte des Luftdruckes, bedingt durch die Hochdruckgebiete "Cooper", "Dieter" und "Eitel".

Auch bei der relativen Luftfeuchte erkennt man den Einfluß der trockenen Festlandluft: Ein Wert von mehr, als 90% trat erstmals in diesem Monat am 13. auf! Nur an acht Tagen gab es Werte von über 90%, die 94% vom 20. und die 98% vom 15. waren die diesbezüglichen Monatsspitzen. Die tiefsten Werte gab es am 5. und 12. mit 49%, am 22. mit 47%, am 2. und 3. mit 40%, sowie dem absoluten Monatstiefstwert, der mit 32% am 23. gemessen wurde. Extremwerte gab es auf der Zugspitze, als am 6. um 13 Uhr bei einer Lufttemperatur von -21 Grad C die relative Feuchte auf 12% absank, was einer Taupunkttemperatur von -43 Grad C entspricht! In der Zeit vom 28.Januar bis zum 13.Februar schrumpfte auf Deutschlands höchstem Berg trotz Dauerfrost (Höchsttemperatur in diesem Zeitfenster -8 Grad C!) die Schneedecke von 5 auf 4 Meter, was auch auf Sublimation (direkte Verdunstung von Eis und Schnee ohne zwischenzeitlichen Übergang in flüssigen Zustand) zurückzuführen war.

Der Wind frischte an elf Tagen (1., 2., 9., 11., 15., 16., 17., 19., 23., 26. und 28.) stärker auf und erreichte ein einziges Mal (am 15.) Sturmstärke (bis 9 Beaufort). Vom 1. bis 12. kam der Wind mit Ausnahme des 9., an dem es westlichen Wind gab, aus Ost bis Nordost. Am 13. drehte der Wind über Süd auf Nordwest. Danach kam er bis zum Monatsende - mit Ausnahme von drei Einzeltagen (20.: N, 22.: SO und 29.: O) - aus westlichen Richtungen.

Bevor die Kaltluft aus Rußland nicht nur bis zu uns, sondern sogar bis in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum gelangen konnte, sorgte sie dort, wo sie ihren Ursprung hat, für den sprichwörtlichen "russischen Winter": Moskau hatte vom 15.Januar bis 22.Februar gleich 39 Tage Dauerfrost, wobei allein im Februar neunmal Tiefsttemperaturen von unter -20 Grad C erreicht wurden und am 13. ein Minimum von -32 Grad C gemessen wurde. Novosibirsk hat im Februar ein durchschnittliches Tagesmittel von -15 Grad C zu erwarten. Am 1. gab es dort jedoch eine Höchsttemperatur von -31 Grad C und ein Minimum von -43 Grad C! Rom meldete neun Frosttage und Tiefstwerte bis -4 Grad C, sowie Schneehöhen bis 10 cm am 4. und 5.; selbst Mallorca hatte noch sechs Frosttage und ebenfalls Tiefstwerte bis -4 Grad C und am 4. bis zu 10 cm Schnee. Ähnliches gilt für die algerische Hauptstadt Algier, wo die Temperaturen mehrfach bis auf den Gefrierpunkt absanken und zwischen 2. und 5. mit 120 mm Niederschlag (der auch dort teils als Schnee fiel!) innerhalb von vier Tagen 200% des dortigen Monats-Sollwertes für Februar herab kamen! Rimini (italienische Adriaküste) erlebte tiefsten Winter: 15 Frosttage, hierbei fünf Eistage sowie eine geschlossene Schneedecke vom 3. bis zum 16. mit einer Höhe von bis zu 28 cm. Zu Monatsende, am 29., wurde (insbesondere) der Mittlere Westen der USA von einer massiven Kaltfront überquert, welche neben Hagelgewittern auch mehrere Tornados mit Windspitzen bis zu 270 km/h auslöste, was entsprechende Verwüstungen verursachte.

Gez. ©Peter Müller, 07.03.2012

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