Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im März 2010 in München

Der März 2010 war in München bei im Mittel letztendlich sogar noch leicht überdurchschnittlichen Temperaturen deutlich zu sonnig und viel zu trocken. Das Wetter zeigte hierbei allerdings eine markante Zweiteilung: Während die erste Monatshälfte bedingt durch eine stark negative nordatlantische Oszillation teilweise sogar noch hochwinterliche Züge aufwies, stellte sich zur Monatsmitte die Wetterlage grundlegend um: Nördlich von uns setzte sich großräumig von Island über die britischen Inseln bis Norddeutschland und Skandinavien reichend tiefer Luftdruck fest, während ein starkes Hochdruckgebiet über dem zentralen Mittelmeerraum auch Einfluß auf Süddeutschland ausübte und mit wiederholt freundlichem Wetter dem Frühling zum Durchbruch verhalf. In Richtung Monatsende lebte die atlantische Tiefdrucktätigkeit deutlich auf, wobei sich einerseits die Temperaturgegensätze verschärften, andererseits (auch) in München teilweise sogar schon frühsommerliche Temperaturen erreicht wurden.

Wie extrem die Temperaturverteilung im März 2010 in München war, kann man an den Dekadenwerten erkennen: In der ersten Dekade gab es mit -0,1 Grad C sogar ein negatives Mittel, in der zweiten, in welcher der Übergang zu wärmerem Wetter erfolgte, hatten wir +5,4 Grad C im Schnitt, und für Ende März hierzulande kaum mehr überbietbar stellt sich die dritte Dekade mit +12,4 Grad C dar. Alles in allem errechnet sich mit +6,1 Grad C ein um etwa ein halbes Grad zu hoher Mittelwert der Temperatur.

Wärmster Tag des Monats war der 25. mit einem Tagesmittel von +16 Grad C, wobei das Maximum dieses Tages von +22,3 Grad C gleichbedeutend ist mit einem neuen Tageswärmerekord.

Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde am 26. mit +24,0 Grad C gemessen und dies war nicht nur ein weiterer neuer Tageswärmerekord, vielmehr wurde auch der bisherige Monatswärmerekord zehntelgradgenau egalisiert (bisher: +24,0 Grad C, gemessen jeweils am 27.03.1903, sowie am 30.03.1913). Auch am Flughafen München wurden exakt +24,0 Grad C gemessen. Diesem Tag vorangegangen war eine für März extrem milde Nacht mit einem Temperaturminimum von +12 Grad C. Da im Laufe des Nachmittages jedoch eine massive Kaltfront durchzog, sank die Temperatur in der Zeit von 14 bis 17 Uhr von +24 auf +7 Grad C ab, sodaß es nicht zu einem "neuen höchsten Minimum des Tages" reichte.

Ganz anders lesen sich diese Zahlen: Am kältesten Tag, dem 8., hatte München ein hochwintertaugliches Temperaturmittel von -5 Grad C (Minimum -9 Grad C, Maximum -1 Grad C).

Der tiefste Einzelwert der Temperatur belief sich auf -9 Grad C und wurde gleich zweimal, am 8. und 9. erreicht, wobei es am 8. nahezu mit jedem Meter weiter nach Norden noch kälter wurde: Das Wetteramt München in der Dachauer Straße meldete sogar -10,9 Grad C und der Flughafen München -15,9 Grad C als Tagestemperaturminimum. Geradezu eisschranktauglich waren die Wetterverhältnisse am 9. auf der Zugspitze: -24 Grad C bei 230 cm Schneehöhe!

Insgesamt noch an vier Tagen gab es in München Temperaturminima unter -5 Grad C. Erstaunlich: Die Anzahl der Frosttage blieb mit elf hinter dem "Sollwert" von 16 zurück, einen deutlichen Überschuß gab es hingegen bei den Eistagen: Gleich fünf (am 6., 7., 8., 9. und 11.) anstelle der normalen zwei!

Andererseits gab es an nicht weniger, als 16 Tagen (am 1., sowie ab dem 17. täglich!) Temperaturen von mindestens +10 Grad C, hierbei wurden 10 Mal mindestens +15 Grad C erreicht und es gab gleich drei warme Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens +20 Grad C (25., 26., 30.). Eine ähnlich frühsommerliche Witterung hatten wir in München zuletzt im Jahr 1989, damals gab es vier warme Tage (Märzrekord) und an einigen Orten in Deutschland bereits Sommertage mit +25 Grad C und mehr. Zweimal traten Nachtminima nicht unter +10 Grad C auf.

Einen sehr eigenwilligen Temperaturverlauf (bedingt durch die Schauertätigkeit an diesem Tag) zeigte der 15.: Als Frühtemperatur wurden +2 Grad C, mittags 0 Grad C und abends dann +4 Grad C gemessen.

Im Laufe des Monats kamen hier (nur) 14 Tage mit Niederschlägen zusammen, wobei die Niederschlagsmenge mit einer Monatssumme vom 33 mm erheblich zu niedrig ausfiel. Im Zeitraum vom 4. bis 14. fiel an sieben Tagen ausschließlich Schnee, am meisten hiervon am 6. und 11., an drei Tagen gab es Schnee und Regen gemischt.

Eine Schneedecke lag in München noch an elf Tagen, nämlich durchgehend vom 5. bis zum 15., die größte Schneehöhe wurde in der Nacht vom 11. zum 12. mit 11 cm erreicht. Am 3. gab es noch einen Tag mit Nebel.

Fehlanzeige hatten wir bei (nennenswerten) Inversionen und in der Innenstadt erneut bei den Gewittertagen, während andererseits der Flughafen München am 26. einen Gewittertag zu melden hatte.

Erfreulich: Der durchschnittliche Bewölkungsgrad war mit einem Monatsmittel von 4,6 Achteln der Himmelsfläche zu gering, andererseits hatten wir mit 175 Sonnenstunden diesbezüglich einen erheblichen Überschuß (rund 50 Stunden über dem Normalwert!). Dies liegt vor allem daran, daß sowohl die kalte erste, wie auch die warme zweite Monatshälfte einen überwiegend freundlichen Charakter hatten. Fünf Tage waren durchwegs heiter, der 7. sogar völlig wolkenlos. Von den 14 überwiegend trüben Tagen blieben auch nur zwei (der 11. und der 16.) völlig bedeckt.

Sehr lebhaft war der Wind: An 18 Tagen lebte er stärker auf (mindestens 6 Beaufort), wobei an drei Tagen Sturmstärke erreicht wurde. Am 10. gab es den hier relativ seltenen Fall, das Sturmböen aus Ost zu verzeichnen waren, am 26. und 30. wurde beim Durchgang von Kaltfronten jeweils volle Sturmstärke erreicht, wobei die Meteomedia-Station München-Museumsturm mit 93 km/h am 26. sogar eine schwere Sturmböe meldete. Vom 3. bis 11. kam der Wind nahezu ausschließlich aus Nord- oder Ostrichtungen, ab dem 12. umso mehr aus westlichen Richtungen mit deutlichen Südkomponenten in der Schlußdekade.

An vier Tagen (19., 25., 26. und 30.) lebte der Föhn auf und setzte sich auch in München bis zum Boden durch.

Der Luftdruck hatte die höheren Werte in der ersten Monatshälfte, die tieferen in der zweiten. Die höchsten Einzelwerte waren 1031 HPa am 7. und 1030 HPa am 17., die niedrigsten Werte traten vor den beiden Kaltfronten am 26. mit 1000 HPa, sowie am 30. mit nur noch 992 HPa auf.

Bei der relativen Luftfeuchte wurden mehrfach sehr niedrige Werte gemessen, so am 18. (27%), am 19. (20%), am 25. (20%), am 26. (um 13 Uhr nur 19% bei +24 Grad C und einer Taupunkttemperatur von -1 Grad C!), oder am 30. (20% um 14 Uhr). Die höchsten Werte gab es hier am 11. mit 96% am späten Abend und am 16. mit 95% in den Vormittagsstunden.

Noch ein paar Worte zu den beiden Kaltfronten am 26. und 30.: In beiden Fällen herrschte im Vorfeld massiver Föhn. Dadurch war die Luft extrem trocken. Aufgrund dieses "Feuchtigkeitsmangels" kam es am 26. nur zu einem leichten Schauer, der es nicht einmal schaffte, den Boden flächendeckend zu benässen und die Front am 30. ging in der Stadt komplett trocken durch. Kein Wunder, daß trotz der Temperaturstürze (am 26. von +24 auf +7 Grad C und am 30. von +21 auf +8 Grad C) es in der Münchner Innenstadt nicht zu einem Gewitter kam. Die Temperaturgegensätze reichten allerdings doch aus, um in beiden Fällen vollen Sturm zu entfachen und ließen auch schon frühsommerlich anmutende Quellwolkenformationen entstehen. Noch heftiger war der Wetterwechsel am 26. in Oberstdorf: Nachdem es mittags noch Sonne bei +20 Grad C hatte, gab es am Abend bei nur noch +2 Grad C Schneeregen!

Zuletzt noch ein Blick an andere Orte der Welt: Die stark negative nordatlanztische Oszillation (Ostströmung mit Kontinentalluft reichte bis Westeuropa, Hoch über Island, tiefer Druck bei den Azoren und im westlichen und zentralen Mittelmeerraum) zum Ende der ersten Märzdekade verursachte einige Wetterkapriolen: Ein Schneesturm legte am 9. das öffentliche Leben in Barcelona lahm, Mallorca und Mailand hatten am 10. Schneefall bei 0 Grad. Mallorca und Barcelona am 10. und 11. sogar Frosttage! Andererseits war es in Reykjavik +6 bis +8 Grad C warm! Das italienische Piacenza hatte am selben Tag hingegen 15 cm Schnee. Ganz anderes Wetter gab es in Kairo: Dort war es um den 10. herum außergewöhnlich heiß, anstatt der zu dieser Zeit dort üblichen +25 Grad C stiegen die Temperaturen auf bis +40 Grad C an, dazu gab es Staub- und Sanddunst. Am 22. zog über das westaustralische Perth ein schweres Unwetter mit Sturm, Hagel und Starkregen hinweg, als dort eine ozeanische Kaltfront mit heißer Festlandluft zusammentraf. Und was ist in Europa von Nordost nach Südwest an einem kalendarischen Frühlingsanfang, hier: 20.03.2010, alles möglich? Einerseits noch Schneehöhen von 63 cm (St. Petersburg) oder 50 cm (Moskau), -23 Grad C (Archangelsk), oder -17 Grad C (Murmansk). Andererseits aber auch +29 Grad C (Fuerteventura), +26 Grad C (Valencia) oder +25 Grad C (Saragossa, Las Palmas).

Gez. ©Peter Müller, 01.04.2010

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