Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im März 2020 in München

Der März 2020 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer etwas zu naß und dabei zu warm. Die erste Dekade war noch von einem kräftigen, gut strukturierten Polarwirbel geprägt. Dieser schwächte sich in der Mitteldekade ab. In der Schlußdekade sorgte eine Meridionalisierung der Großwetterlage für zwei massive Kaltlufteinbrüche aus dem Norden, welche es in dieser Form den gesamten zurückliegenden Winter nicht gegeben hatte.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Zunehmende Temperaturgegensätze zwischen Nord und Süd bestimmten die ersten Tage des Monats: Im Norden Schwedens (noch) -30 Grad C, am Schwarzen Meer und am östlichen Mittelmeer (schon) +20 bis +25 Grad C. Große Druckgegensätze zwischen Nord (Tiefdruckgebiete) und Süd (Hochdruckgebiete) prägten (auch) das mitteleuropäische Wettergeschehen vom 1. bis zum 12., wobei sich Warm- und Kaltfronten zahlreicher Atlantiktiefs mit Zwischenhochs in zügiger Folge abwechselten. Zum Ende dieser Wetterphase (10. bis 13.) war eine ganze Reihe von Sturmtiefs (Kerndruck bei 970 HPa) über Island, England und Skandinavien zu Gange, während ein Azorenhoch mit einem Kerndruck von 1030 HPa bis nach Spanien reichte. Nach Durchgang einer Kaltfront am 13. setzte sich für mehrere Tage hoher Luftdruck über Mitteleuropa durch. Westlich des am 16. genau über Deutschland liegenden Hochs brachte ein Tief über Spanien und Portugal Gewitterschauer, östlich des Hochs erfolgte ein Kaltluftvorstoß Richtung östliches Mittelmeer und löste in Griechenland und der Türkei (dort in Bergregionen bis zu 50 cm Neuschnee!) zahlreiche Schauer und Gewitter aus. Ab 17. herrschte im Norden Europas (und Deutschlands) eher kühles und nasses Wetter unter Tiefdruckeinfluß, im Süden Deutschlands (und Europas) sonniges und frühlingshaft mildes Wetter unter Hochdruckeinfluß vor. Mit einer Kaltfront, die im und von Norden bereits für Abkühlung sorgte und München am späten Abend des 20. überquerte, wurde arktische Polarluft bis zu den Alpen geführt, welche dort besonders am 21. für naßkaltes Wetter sorgte. Ab dem 22. wurde ein kräftiges Hoch (Kerndruck 1040 HPa) über Skandinavien wetterbestimmend (ein – ebenfalls starkes – Islandtief mit einem Kerndruck von 955 HPa mußte nördlich des Hochs über die Nordpolarregion „ausweichen“). Durch das Zusammenspiel mit einem (weiteren) Tief über dem zentralen Mittelmeerraum löste die großräumige Druckverteilung bei uns für mehrere Tage eine ungewöhnlich lebhafte Ostlage mit Advektion trocken-kalter Festlandsluft, die sich im zeitlichen Verlauf durch Einstrahlung erwärmen konnte, aus. Ungewöhnlich war dann auch die Luftdruckentwicklung über Island, wo ab 27. ein Hoch (mit bis zu 1055 HPa in seinem Zentrum) lag - innerhalb einer Woche dort also ein Druckanstieg von sagenhaften 100 HPa. Zusammen mit einem über Osteuropa liegenden Tief wurde ab 29. ein weiterer Schwall Polarluft südwärts geführt, außerhalb der (Groß-)Städte meldeten besonders am 31. viele Stationen in Bayern mäßige Nachtfröste.

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +6,9 Grad C war der Monat in München um eineinhalb Grad zu warm (Dekadenwerte +5,8/+11,1/+4,4 Grad C).

Mit einer Tagesmitteltemperatur von +14 Grad C war der 11. der wärmste Tag des Monats. Das absolute Tagestemperaturmaximum des Monats brachten aber erst der 19. und 20. mit jeweils +19 Grad C mit sich. Mildeste Nächte waren die zum 11. und 12., in welchen die Temperatur nur bis auf +7 Grad C absinken konnte. Als Folge eines Warmfrontdurchganges mit stürmischem Wind stieg im Laufe der Nacht vom 10. zum 11. die Temperatur deutlich an, sodaß der 11. mit einem Wert von +10 Grad C das höchste Tagestemperaturminimum aufwies. Zu einem Warmen Tag reichte es (anders, als in Garmisch-Partenkirchen, wo am 12. immerhin +22,3 Grad C gemessen wurden) in München nicht, aber an immerhin neun Tagen (11., 12., 15., 16., 18. mit 20., 27. und 28.) wurden Höchstwerte von +15 Grad C und mehr erreicht (wobei die neun nicht angeführten Tage der Schlußdekade allesamt nicht einmal die +10 Grad C-Marke erreichten!).

Zum kältesten Tag des Monats entwickelte sich der 23. mit einer Tagesmitteltemperatur von +1 Grad C (ähnlich kalt zeigte sich auch der 24.); das absolute Temperaturminimum mit -4 Grad C traf ebenso am 23. ein, wie die niedrigste Tageshöchsttemperatur mit +4 Grad C. Am 5. und 8. lag das Tagestemperaturminimum jeweils bei genau 0 Grad C, während alle sieben Frosttage des Monats (22. mit 26., 30. und 31.) nach dem kalendarischen Frühlingsanfang stattfanden!

Sonnenschein:

Im Verlauf des Monats summierten sich 187 (anstelle der „normalen“ 125) Sonnenstunden (Dekadenwerte: 29 – 77 - 81). Elf Tage (8., 15., 16., 18. mit 20., 23. mit 25., 27. und 28.) hatten jeweils mehr, als zehn Sonnenstunden, wobei der 23. und 24. mit jeweils vollen zwölf Sonnenstunden das diesbezügliche Maximum zu bieten hatten. Nur wenige Minuten Sonnenschein wurde uns an vier Tagen (3., 5., 10. und 29.) zuteil und der 21. blieb als einziger Tag gänzlich ohne Sonne.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 4,2 Achteln (Dekadenwerte: 5,5 – 3,6 – 3,5) deutlich unter seinem Normwert von 5,0 Achtel. Von den sieben heiteren Tagen (15., 16., 18., 19., 23. mit 25.) präsentierte sich der 24. sogar völlig wolkenlos. Von den neun trüben Tagen (3., 5., 7., 9. mit 11., 17., 21., 29.) blieb einzig der 21. zur Gänze bedeckt.

Niederschläge:

An 17 Tagen (normal 19) des Monats fielen Niederschläge. Mit einer Gesamtmenge von 69 mm (normal 58 mm) war es hierbei etwas zu naß. Am 4. und 22. fiel ausschließlich Schnee. Regen und Schnee durch- oder nacheinander gab es am 21. und 30., ein gewittriger Regenschauer am späten Abend des 1. war auch von Hagel durchsetzt. Ein Graupelschauer ging am 7. (an welchem zu anderer Tageszeit auch Regen fiel) zur Mittagsstunde nieder. An den anderen elf Niederschlagstagen war ausschließlich Regen zu verzeichnen. Der 21. brachte mit 16 mm in Form von anhaltendem, von Regen in Schnee übergehendem Niederschlag die größte Tagesmenge, ähnlich naß war der 10. mit 15 mm (Dauerregen von 10 bis 20 Uhr). Zwischen 23. und 28. fand die längste Trockenphase innerhalb des Monats statt, darüberhinaus waren noch der 8., 11., 14., 15., 16., 18., 19. und 31. trocken.

Schneelage:

Am 22. lag in den Früh- und Vormittagsstunden eine Schneedecke von bis zu einem Zentimeter Höhe. Am 30. zeigte sich vormittags punktuell ein weißer Hauch.

Gewittertätigkeit:

Im März 2020 gab es in München gleich am 1. einen Gewittertag, als sich der meteorologische Frühling ab 22.30 Uhr etwa eine halbe Stunde lang mit Blitz, Donner, Hagel und Sturmböen einführte. Am 20. zogen (bedingt durch Labilisierung im Vorfeld einer Kaltfront) rings um München herum mehrere Gewitter südlich und nördlich an der Stadt vorbei, ohne diese zu erfassen.

Luftdruck:

Der Luftdruck zeigte im Monatsverlauf insgesamt betrachtet eine nahezu kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Dementsprechend wurden die niedrigsten Werte mit 997 HPa am 1., mit 994 HPa am 5., mit 993 HPa am 3. und 6., sowie am 2. mit 988 HPa als diesbezüglichem Monatsminimum gemessen. Die höchsten Werte wurden mit 1029 HPa am 25., mit 1032 HPa am 17. und 18., mit 1035 HPa am 22. und 24., sowie am 23. mit dem Monatsmaximum von 1036 HPa erreicht. Die größten Schwankungen: Druckfall von 1006 auf 988 HPa (vom 1. zum 2.), Druckanstieg von 993 auf 1012 HPa (am 3.), Druckfall von 1013 auf 994 HPa (am 5.), gefolgt von einem rasanten Steigen, ausgehend von 993 HPa am 6. auf 1026 HPa am 7., ein weiterer deutlicher Druckanstieg erfolgte dann noch vom 21. zum 22. von 1019 auf 1035 HPa.

Luftfeuchte:

Bei der relativen Luftfeuchte traten im März 2020 außergewöhnlich wenige Werte von 90% und mehr auf, da dieser Wert lediglich an zehn Tagen (1., 3., 5., 10., 13., 18. mit 22.) erreicht, oder überschritten wurde, wobei mit 94% am 22., mit 95% am 18., sowie dem Monatsmaximum von 96% am 21. (bei einem Tagesminimum von 88% im anhaltenden Niederschlag) die höchsten Werte erreicht wurden. Die niedrigsten Werte wurden am 20. und 27. mit 34%, am 15., 28., 30. und 31. mit jeweils 32%, am 8. und 16. mit 30%, sowie am 13. und 23. mit dem Monatsminimum von 28% gemessen. Im Tagesverlauf des 13. sank die relative Luftfeuchte rückseitig einer Kaltfront unter zunehmendem Hochdruckeinfluß, sowie mit Windunterstützung von 90% auf 28% ab.

Wind:

An nicht weniger, als 18 Tagen (1. mit 3., 6., 7., 9. mit 13., 21. mit 27. und 29.) frischte der Wind stärker auf, wobei an fünf Tagen (am 1. bei Gewitter, am 6., 11. und 12. in Zusammenhang mit atlantischen Sturmtiefs, sowie am 25., an dem eine stramme Ostlage herrschte) Sturmstärke erreicht wurde. Vom 1. bis zum 13. dominierten südwestliche bis westliche Winde (nur am 2. umlaufender, sowie am 5. südlicher Wind). Ostwind hatten der 14. und 15., im Verlauf des 16. drehte der Wind auf Süd. Zwischen 17. und 19. war Wind aus Südost bis Südwest zu verzeichnen. Nach zunächst uneinheitlichem Wind erfolgte in den Abendstunden des 20. mit Annäherung einer Kaltfront Winddrehung auf Nordwest. Über Nordost (am 21.) änderte sich die Grundströmung rasch auf Ost (diese dauerte vom 22. bis zum 27. unverändert an). Auf umlaufenden Wind am 28. folgte am 29. Nordwind, am 30. und 31. Nordostwind.

Sonstige Beobachtungen:

In den Frühstunden des 19. kam das einzige Mal in diesem Monat eine deutlichere Inversion zustande. Die Hochdrucklage in der Schlußdekade konnte aufgrund der Windverhältnisse keine Inversionssituationen auslösen, vielmehr herrschte bedingt durch sehr trockene Luft plus starkem Ostwind ab dem 23. an mehreren Tagen außergewöhnlich gute Fernsicht, was unter anderem am 26. (zweiter Tag nach Neumond) kurz nach Sonnenuntergang die schmale Mondsichel am westlichen Horizont besonders eindrucksvoll erscheinen ließ. Als „Blütenkiller“ (besonders zu erkennen war dies an den Magnolien) fungierten - auch in München - die zahlreichen Spätfröste nach dem astronomischen Frühlingsbeginn.

Meteorologischer Winter – Kalendarischer Winter 2019/2020:

Egal, ob man nun den meteorologischen Winter 2019/2020 betrachtet, oder den kalendarischen: Die ersten drei Wochen des Dezembers waren deutlich zu warm, gleichermaßen die ersten drei Wochen des Monats März. Und dazwischen hatten wir bekanntermaßen (auch) einen ausgesprochenen Nicht-Winter. Umso heftiger waren die Polarlufteinbrüche Ende März, an einigen Orten in Bayern (und teilweise auch andernorts in Deutschland) traten nun in wolkenarmen Frostnächten tiefere Temperaturen auf, als davor in den zurückliegenden drei Wintermonaten, sowie den ersten drei Märzwochen!

Die Großwetterlagen erinnerten teilweise sehr an den Mildwinter 1989/1990, auch vor 30 Jahren verlagerten sich die Starkwindfelder diverser Sturm- und Orkantiefs ab Ende Januar immer weiter nach Süden und sorgten bei uns für einen extrem warmen und turbulenten Spätwintermonat Februar.

Besonders kalt war der Winter 2019/2020 über dem Norden Kanadas und Grönlands. Dies begünstigte immer wieder den Vorstoß arktischer Polarluft Richtung Atlantik, wo sich infolgedessen mächtige Tiefdruckgebiete ausbilden konnten (positive Arktische Oszillation und positive Nordatlantische Oszillation, letztere in Verbindung mit hohem Luftdruck südlich von uns). Durch den hieraus resultierenden, verstärkten atlantischen Einfluß auf das Wetter hierzulande ergab sich, daß der Winter 2019/2020 europaweit der wärmste „aller Zeiten“ mit einer „Überwärmung“ von 4 Kelvin war und den bisherigen Rekordhalter (Winter 2015/2016) gleich um 1,4 K überbot.

Markante Wetterereignisse andernorts im März 2020:

- am 12., Ostseeküste, insbesondere Lettland und Litauen: Schwere Stürme entwurzelten Bäume, beschädigten Gebäude und verursachten Stromausfälle,

- am 27., Mittlerer Westen der USA: Heftige Gewitter mit Großhagel (Korndurchmesser bis zu sieben Zentimeter) über Jefferson City (US-Bundesstaat Missouri) und südlich davon.

Gez. ©Peter Müller, 26.06.2020

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