Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im April 2016 in München

Der April 2016 war in München bei normalen Temperaturverhältnissen und leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer etwas zu trocken. Der Polarlufteinbruch in der Schlußdekade war insbesondere aufgrund seiner fünftägigen Andauer markant.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Zu Monatsbeginn hatte Deutschland "dreigeteiltes" Wetter: Sonnig und warm, teils mit Föhn im Süden; trüb, naß und kühl in der Mitte; kalt mit Nachtfrösten im Norden. Danach löste ein rascher Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten (mit überwiegendem Tiefdruckeinfluß) bei uns das sprichwörtliche "Aprilwetter" aus. Ein intensiver Vorstoß labil geschichteter arktischer Polarluft (bedingt durch ein Hoch mit einem 1040 HPa-Kern über dem Atlantik und Grönland, sowie einem östlich von uns südwärts ziehenden, mit hochreichender Kaltluft angefülltem, Tief) zwischen dem 23. und 28. brachte nochmals Schnee bis in tiefe Lagen und teilweise sogar mäßige Nacht-/Morgenfröste im unmittelbaren Alpenvorland (und in den Alpen selbst).

Temperaturverhältnisse:

Das Monatsmittel der Temperatur lag in München bei +10,3 Grad C, was den jahreszeitlich normalen Temperaturverhältnissen entspricht. Der Temperaturverlauf war hierbei jedoch rückläufig, denn die erste Dekade hatte durchschnittliche +11,7 Grad C, die Mitteldekade +10,9 Grad C und die Schlußdekade nur noch +8,3 Grad C.

Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +24 Grad C am 3. erreicht. Zu einem April-Sommertag reichte es somit heuer nicht. Im Laufe des Monats kamen sechs Warme Tage (3., 4., 5., 21., 22. und 30.) zusammen. Mit einer Tagesmitteltemperatur von +18 Grad C wurde der 4. zum wärmsten Tag des Monats. In der mildesten Nacht (vom 3. zum 4.) sank die Temperatur nur bis auf +11,8 Grad C ab, dies war auch das höchste Tagestemperaturminimum und stellt zugleich einen neuen diesbezüglichen Wärmerekord (höchstes Tagestemperaturminimum an einem 4.4. bisher: +10,2 Grad C vom 04.04.2014) dar.

Das absolute Temperaturminimum des Monats wurde mit -1 Grad C am 28. nach wolkenarmer Nacht gemessen. Einen weiteren Tag, an welchem eine negative Temperatur gemessen werden konnte, gab es am 25., als in einem kräftigen Schneeschauer gegen 11 Uhr die Temperatur kurz bis auf -0,2 Grad C absinken konnte. Am 27. lag das Tagestemperaturminimum genau bei 0 Grad C. Kältester Tag des Monats war der 24. mit einer Tagesmitteltemperatur von +4 Grad C (nahezu gleich kalt waren auch der 25. und 27.). Die niedrigste Tageshöchsttemperatur wurde mit jeweils +7 Grad C am 24. und 25. registriert, wobei nur die zeitweise Sonneneinstrahlung (an den genannten Tagen immerhin mit derselben Kraft wie Mitte August!) noch tiefere (Höchst-)Temperaturen verhindern konnte.

An zwei Tagen trat eine Tagestemperaturamplitude von 17 K auf, am 3., als die Temperatur im Tagesverlauf von +7 auf +24 Grad C anstieg, sowie am 30. (Anstieg von +3 auf +20 Grad C).

Sonnenschein: Anstelle der normalen 152 bekamen wir insgesamt leicht überdurchschnittliche 164 Stunden Sonne. Anders, als bei den Temperaturen, war beim Sonnenschein von Dekade zu Dekade eine Steigerung (38 - 54 - 72 Stunden) festzustellen. An sechs Tagen (11., 20., 21., 22., 29. und 30.) schien die Sonne jeweils mindestens zehn Stunden, wobei es am 21., 29. und 30. mit jeweils 13 Sonnenstunden die höchsten Werte gab. Nur wenige Minuten Sonne hatten der 15. und der 23., gänzlich ohne Sonne blieben fünf Tage (7. mit 9., 17. und 26.) des Monats.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 5,1 Achteln ganz nahe am Normalwert von 5,2 Achteln. Die Bewölkung war im Monatsverlauf rückläufig (Dekadenwerte: 5,7/5,0/4,5 Achtel). Vorherrschend trüb waren acht Tage (1., 8., 9., 15., 18., 23., 24. und 26.), wobei der 8. und 9. durchgängig bedeckt blieben. Vorwiegend heiter zeigten sich nur zwei Tage (21. und 29.), auch der 20. und 30. waren mit durchschnittlichen 3/8 noch recht freundlich. In zahlreichen Fällen traten große tägliche Bewölkungsschwankungen zwischen "heiter" und "bedeckt" auf.

Niederschläge:

An 18 Tagen (statt an normalen 16) fielen Niederschläge, hierbei summierten sich im Laufe des Monats 65 mm (normal wären 77) auf. Die längste Trockenphase des Monats dauerte fünf Tage, diese fand gleich zum Monatsbeginn, also vom 1. bis zum 5. statt. Darüberhinaus blieben noch der 11., die Zeit vom 19. bis zum 22., sowie die beiden letzten Tage des Monats niederschlagsfrei. An allen Naß-Tagen fiel Regen. Am 14. war ein Regenschauer auch von kleinkörnigem Hagel begleitet. Vom 24. bis zum 27. traten (neben Regenfällen) zudem wiederholt Schneefälle und Schneeschauer auf. Die größte Tagesmenge fiel am 17. mit 18 mm in Form von Dauerregen.

Schneelage:

Am 24. konnte der gefallene Schnee aufgrund der dafür zu hohen Erdbodentemperaturen (+10 bis +13 Grad C in zwei bis 50 cm Tiefe) nicht liegen bleiben. Am 25. bildete sich bei einem kräftigen Schauer gegen 11 Uhr vorübergehend ein weißer Hauch insbesondere auf Rasenflächen. Und nachdem es in der Nacht zum 27. länger anhaltend schneite, blieb dieser Schnee besonders auf freien Feldern über mehrere Stunden hinweg sogar liegen (allerdings erreichte er nicht einmal einen Zentimeter Höhe und taute nach Tagesanbruch rasch ab).

Gewittertätigkeit:

Am 13. gab es in München in Zusammenhang mit einer Kaltfrontpassage zwischen 15.58 und 16.25 Uhr Blitz und Donner, wobei die Temperatur von +19 auf +9 Grad absank. Bedingt durch dieselbe Gewitterfront glichen Teile von Bad Tölz nach einem Hagelschauer einer regelrechten Winterlandschaft. Die Gewitter, die am Morgen des 12. westlich von München (z.B. im Raum Landsberg) niedergingen, konnten unser Stadtgebiet nicht erreichen.

Luftdruck:

Der Luftdruck war im Monatsverlauf großen Schwankungen unterworfen, wobei Tiefdruckeinfluß überwog. Die höchsten Werte, 1027 bis 1029 HPa, wurden von 19. bis 21. gemessen, wobei das absolute Maximum am 20. auftrat. Die tiefsten Werte verteilen sich über weite Strecken des Monats, am 15. waren es 1008 HPa, am 9. 1007 HPa, am 1., 4., 5. und 16. jeweils 1005 HPa, am 13. und 26. 1004 HPa und mit 1003 HPa wurde am 17. und 23. das diesbezügliche Monatsminimum erreicht. Der stärkste Anstieg innerhalb eines Tages erfolgte gleich am 1. von 1005 auf 1022 HPa, während vom 17. bis zum 20. ein kontinuierliches Ansteigen von 1003 auf 1029 HPa zu beobachten war. Unmittelbar danach setzte, vom Höchstwert des 20. ausgehend, ein bis zum 23. andauernder kontinuierlicher Luftdruckfall auf wiederum 1003 HPa ein. Nachdem am 23. gegen 17 Uhr eine Kaltfront durchging, erfolgte dann wieder ein rascher Druckanstieg auf 1014 HPa!

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte hatte ihre höchsten Einzelwerte mit 96% am 1., 9., 17. und 23., mit 97% am 12. und 26., mit 98% am 18., sowie mit vollen 100% am 27. (in einem Schauer, während am gleichen Tag bei Sonnenschein ein Wert von nur 40% gemessen werden konnte). Die niedrigsten diesbezüglichen Werte traten mit 29% am 3. (nach morgendlichen 92%) und 22., mit 27% am 28. und 29., sowie mit 24% als absolutem Monatsminimum am 30. auf.

Wind:

Der Wind frischte an neun Tagen (am 13. und 14., täglich vom 23. bis zum 28., sowie am 30.) stärker auf, und erreichte hierbei an drei Tagen (13., 26. und 27.) mit Spitzenböen bis acht Beaufort Sturmstärke. Am 1. drehte der Wind von West auf Nordost, am 2. auf Ost und am 3. weiter auf Süd. Bereits im Tagesverlauf des 4. wechselte die Windrichtung von Süd auf Nordost. Vom 5. bis 7. kam der Wind aus Süd bis West, am 8. aus Nord, am 9. und 12. uneinheitlich, dazwischen am 10. und 11. aus Ost. Westwind mit gelegentlicher Südwestkomponente war vom 13. bis 16. an der Reihe. Am 17. folgte auf Ostwind zunächst Südwest-, dann Nordwind, letzterer blieb uns am 18. und 19. erhalten, am 20. und 21. gefolgt von Ostwind. Auf Südwestwind am 22. folgte am 23. Nordwind sowie vom 24. bis zum 26. Nordwestwind, welcher am 27. und 28. auf West zurückdrehte. Der 29. brachte Südostwind, der 30. Ostwind.

Sonstige Beobachtungen:

Deutlichere, stets auf die frühen Morgenstunden beschränkte, Inversionssituationen traten an vier Tagen (am 1., als um 5 Uhr morgens der Hohe Peißenberg +15 Grad C meldete, während in München nur +10 Grad C gemessen wurden, am 3., als der Hohe Peißenberg ein Nachtminimum von +13 Grad C hatte, München jedoch nur +7 Grad C, sowie am 22. und 30., als es in mittleren Lagen ebenfalls in den Frühstunden deutlich wärmer war, als im Flachland) auf. Leichter Föhneinfluß herrschte hier am 3. und 4., wobei eine "Föhnwelle" am 4. um 1 Uhr morgens mit +18 Grad C bei 33% relativer Luftfeuchte München das Gefühl einer vorgezogenen Sommernacht vermittelte. Hochnebel war am 1. und 2. zu verzeichnen, am 9. gab es sogar "richtigen" Nebel. Vor allem in höheren Luftschichten war am 2., 4. und 5. feiner Saharastaub unterwegs, neben dem Staubdunst an diesen Tagen trat auch am 1. und 10. stärkerer Dunst auf. Am 26. zur Mittagszeit war von München aus eine hervorragende Alpensicht zu genießen, welche den Blick auf die (eingeschneiten) Gebirgszüge zuließ.

(Wetter-)Historie - Vor 30 Jahren: Reaktorunglück von Tschernobyl

Am 26.04.1986 um 1.23 Uhr flog im ukrainischen Tschernobyl Block 4 des dortigen Atomkraftwerkes in die Luft (Super-GAU). Ausgerechnet Ende April 1986 stellte sich zunächst über Nordeuropa, später auch über Mitteleuropa eine ausgeprägte Ostwetterlage ein, mit der Ausläufer der "Atomwolke" bis zu uns gelangen konnten. Mitgeführte Schauer und Gewitter ließen auch über Bayern radioaktiven Niederschlag fallen. Während der Stoff "Jod 131" mit einer Halbwertszeit von sieben Tagen bei uns im Freiland heute keine Rolle mehr spielt, ist just in diesen Tagen vom Radionuklid "Caesium 137" gerade einmal die Hälfte (!) aus der Umwelt verschwunden (Halbwertszeit = 30 Jahre). Für Freunde von Wild und Waldfrüchten ist also noch immer Vorsicht geboten, auch drei Jahrzehnte nach dieser Katastrophe!

Das Wetter "anderswo" im April 2016:

Extreme Wetterverhältnisse über Bayern in den Morgenstunden des 1.: Während um 7 Uhr morgens Chieming +18 Grad C bei Föhn zu bieten hatte, fiel zur selben Zeit in Hof Schnee bei 0 Grad C! Eine extreme Hitzewelle überzog um den 13. herum den Norden der Philippinen, der dortige Ort Cabanatuan meldete eine Hitzespitze von +52,3 Grad C! In der Schlußdekade wurden aus den USA, insbesondere aus dem Mittleren Westen, wiederholt schwere Unwetter gemeldet. Eine stark meridional ausgerichtete Wetterlage führte in den Westen der Vereinigten Staaten mit nördlicher Strömung kalte Arktisluft, in den Osten hingegen mit südlicher Strömung sehr warme und feuchte Luft aus dem Golf von Mexiko. Dazwischen traten bei Zusammentreffen der unterschiedlichen Luftmassen orkanartige Stürme (Missouri, 26.), schwere Gewitter (Houston, 26. und 27.), Starkniederschläge mit Überschwemmungen (mehrere Orte in Texas am 18., sowie vom 26. bis zum 28.), punktuell Großhagel (Kansas, 26.) sowie einzelne Tornados auf. Blieb der Kaltluftvorstoß, der Bayern ab dem Abendstunden des 23. ereilte, hier noch vergleichsweise harmlos, so nahm dieser bei weiterer Südverlagerung teils katastrophale Züge an: Waren die 380 cm Schnee bei -16 Grad C auf der Zugspitze (am 27.) noch kein Drama, so traf die Polarluft über Österreich auf feuchte und mildere Luftmassen eines Mittelmeertiefs. Dadurch wurden insbesondere in Kärnten und der Steiermark Starkschneefälle (z.B. Klagenfurt, 50 mm Niederschlag als Schnee am 27.) ausgelöst. Neben schweren Schäden an Obstkulturen durch Fröste brachen dort durch umgestürzte Bäume und durch von dem schweren Naßschnee heruntergerissenen Stromleitungen sowohl Verkehr, wie auch Stromversorgung großflächig zusammen.

Gez. ©Peter Müller, 15.05.2016

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