Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Mai 2020 in München

Der Mai 2020 war in München überdurchschnittlich sonnig, dabei erheblich zu trocken sowie etwas zu kühl. Die Großwetterlagen hatten, wie bereits seit Ende März, vorwiegend meridionalen Charakter. Die Eisheiligen legten eine „Punktlandung“ hin. Mit dem Mai 2020 gab es erstmals seit dem Mai 2019 (also nach elf zu warmen Monaten am Stück) wieder mal einen „zu kalten“ Monat, welcher jedoch ein insgesamt recht trockenes, sowie überdurchschnittliches Frühjahr bezüglich Sonnenschein und Temperaturen abschloß.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Tiefer Luftdruck mit Zentrum über Skandinavien bestimmte zwischen 1. und 5. unser Wetter mit kühlen Luftmassen aus West bis Nordwest. Zwischen 6. und 8. brachte ein Hoch, welches von den Britischen Inseln über die Nordsee bis nach Süddeutschland reichte, zunehmend sonnigeres und wärmeres Wetter. Gleichzeitig erfolgte mit Schauern und Gewittern ein Kaltluftvorstoß Richtung östliches Mittelmeer. Am 9. und 10. verlagerte sich „unser“ Hoch ostwärts, während sich von Norden her polare Kaltluft näherte, welche Deutschland im Verlauf des 11. in Form einer markanten Kaltfront südwärts überquerte. Mit einem Hoch im Westen, sowie mehreren Tiefs nördlich und östlich von uns, sowie einer Luftmassengrenze über den Alpen, stellte sich zwischen 12. und 15. eine klassische (naß-kalte und trübe) „Eisheiligenlage“ ein. Durch diese Luftdruckverteilung setzte nun im östlichen Mittelmeerraum eine (sich im Verlauf noch steigernde) Hitzewelle ein, während der westliche Mittelmeerraum nur mäßig warme, schauer- und gewitteranfällige Luftmassen abbekam. Vom 16. bis zum 21. lag Norddeutschland unter atlantischem Tiefdruckeinfluß, während Süddeutschland von einer Zone hohen Luftdruckes, welche vom Ostatlantik bis zum Schwarzen Meer reichte, profitierte. Am 22. und 23. verlagerte sich der Tiefdruckschwerpunkt von Island und den Färöern Richtung Skandinavien. Dabei wurde die bei uns vorhandene feucht-warme Luft zunächst labilisiert, dann mit Passage einer Kaltfront durch frische Meeresluft ersetzt (wobei für die Jahreszeit ein durchaus beachtlicher Luftdruckgegensatz – 1035 HPa im Hochkern nordwestlich von Spanien, 983 HPa im Tiefkern über Skandinavien – zu verzeichnen war). Vom 24. bis zum 31. hatten wir Hochdruckeinfluß „mit Schönheitsfehlern“, da das Hoch aufgrund seiner Lage (zunächst westlich von uns, später über Skandinavien) „untauglich“ zur Produktion einer Sommerwetterlage über Mitteleuropa war und zudem Wolkenfelder eines Osteuropa-Tiefs, etwas Niederschlag und am 28. auch Höhenkaltluft in abgeschwächter Form heranführen konnte.

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +13,6 Grad C war der Monat in München um ein halbes Grad zu kalt (Dekadenwerte: +13,2 / +12,6 / +14,9 Grad C).

Wärmster Tag des Monats war der 22. mit einer Tagesmitteltemperatur von +20 Grad C (ähnlich temperiert war auch der 9.). Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde mit +26 Grad C am 9. und 22. gemessen. Das höchste Tagestemperaturminimum brachte der 10. mit +14 Grad C. Mildeste Nacht war hingegen die vom 22. zum 23. mit einer Tiefsttemperatur von +17 Grad C (am Abend des 23. sank die Temperatur hinter einer Kaltfront jedoch bis auf +9 Grad C ab). Warme Tage gab es 13 (7. mit 11., 17. mit 23., sowie am 27.), zu einem Heißen Tag reichte es zwar nicht, wohl aber am 8., 9. und 22. exakt zu den drei uns im Mai zustehenden Sommertagen.

Kältester Tag des Monats war der 12. mit einer Tagesmitteltemperatur von +7 Grad C, dieser Tag wies auch das absolute Temperaturminimum des Monats mit +2 Grad C auf, während die niedrigste Tageshöchsttemperatur mit +9 Grad C erst am 13. gemessen werden konnte. Noch an fünf Tagen (6., 7., 11., 12. und 16.) traten Temperaturminima unter +5 Grad C auf, zu Spätfrösten reichte es innerhalb der Stadt nicht mehr, da in der kältesten Phase des Monats (12. bis 15.) kein nächtliches Aufklaren stattfand.

Sonnenschein:

Die Sonnenscheindauer brachte es in Summe auf 217 Stunden (anstelle der normalen 188, Dekadenwerte: 71 – 68 – 78). An acht Tagen (am 6., 7., 8., 16., 17., 18., 21. und 27.) waren es jeweils mehr, als zehn Sonnenstunden. Das (Tages-)Maximum mit 15 Sonnenstunden wurde uns am 18. zuteil. Nur wenige Minuten Sonne waren uns am 13., 14. und 15. vergönnt, gänzlich ohne Sonne blieb jedoch kein einziger Tag.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 4,4 Achteln der Himmelsfläche unter seiner Norm von 5,0 Achteln (Dekadenwerte: 4,5 – 4,2 – 4,5 Achtel). Hierbei zeigten sich vier Tage (7., 17., 18. und 19.) im Mittel heiter (7. und 18. fast wolkenlos), sieben Tage (1., 2., 4., 11., 13., 14. und 23.) hingegen vorherrschend trüb (13. und 14. im Mittel sogar fast bedeckt).

Niederschläge:

An völlig normalen 17 Tagen (1., 2., 4., 5., 9. mit 15., 22. mit 25., 28., 29.) fielen Niederschläge, an allen Tagen in Form von Regen. Am 12. mischten sich zwischen 1 und 2 Uhr morgens jedoch vorübergehend sogar Schneeflocken unter den Nieselregen und am Abend des 28. ging zwischen 20.45 und 20.50 Uhr ein leichter Hagelschauer nieder. Mit einer Monatsmenge von 64 mm (normal 110 mm) war der Monat erheblich zu trocken. Die größte Tagesmenge mit jeweils 10 mm war an drei Tagen (2., 11., 23.) zu verzeichnen. In der ersten und dritten Dekade wiesen die Niederschläge öfter Schauercharakter auf. Die längste Trockenphase des Monats dauerte sechs Tage und fand zwischen dem 16. und 21. statt.

Gewittertätigkeit:

Nur an vier, statt an sechs Tagen traten in München Gewitter auf. Am 2. blieb es hierbei bei einer einzelnen Entladung um 21.25 Uhr. Am 11. passierte zwischen 16.15 und 16.45 Uhr eine markante Kaltfront unsere Stadt mit Blitz und Donner. Während um 16 Uhr frontvorderseitig noch +20 Grad C gemessen wurden, waren es frontrückseitig um 23 Uhr nur noch +4 Grad C. Die als Luftmassengrenze fungierende Kaltfront trennte spätnachmittags über Bayern Sommer und Winter: Während am Alpenrand noch Temperaturen nahe +25 Grad C herrschten, fiel in Teilen Oberfrankens (z.B. Wunsiedel, Hof) bei nur noch +1 Grad C bereits Schnee! Mit einem Temperatursturz verbunden war auch eine weitere gewittrige Kaltfront, welche uns am 23. zwischen 14.45 und 15.05 Uhr passierte (unmittelbarer Temperaturrückgang von +23 auf +13 Grad C, später weiteres Absinken auf +10 Grad C). Vom Starnberger- und Ammersee ausgehend zog hierbei auch eine Unwetterlinie mit Hagel südlich von München ostwärts, da im Stadtbereich bei Frontdurchgang der Wind jedoch rasch auf Nordwest drehte, wurde diese Unwetterzone von uns „weggedrückt“. Am 28. zwischen 21.15 und 21.30 Uhr zog ein weiteres Gewitter von Nordost nach Südwest über uns hinweg.

Luftdruck:

Die höchsten Werte erreichte der Luftdruck in der Schlußdekade: 1029 HPa waren es hierbei am 29., 1030 HPa am 28., 1031 HPa am 23., 1032 HPa am 24. und 25., während am 26. und 27. mit 1035 HPa das diesbezügliche Monatsmaximum erreicht wurde. Die niedrigsten Luftdruckwerte waren am 1. mit 1004 HPa, am 10. mit 1003 HPa, sowie am 11. mit dem absoluten Monatsminimum von 995 HPa zu verzeichnen. Die stärksten Luftdruckanstiege erfolgten vom 11. zum 12. von 995 auf 1020 HPa, sowie am 23. von 1018 auf 1031 HPa (zwischen 15 und 24 Uhr), während der Luftdruck zwischen 7. und 11. kontinuierlich von 1027 auf 995 HPa fiel.

Luftfeuchte:

Die höchsten Einzelwerte der relativen Luftfeuchte traten mit jeweils 98% (am 4. nach einem Schauer, am 14. im Regen, sowie am 16. nach windschwacher, wolkenarmer Nacht) auf. Die niedrigsten diesbezüglichen Werte wurden am 27. mit 30%, am 6. und 7. mit jeweils 27%, sowie am 8. mit dem Monatsminimum von 25% gemessen.

Wind:

Der Wind lebte nur an sechs Tagen (2., 11., 23., 24., 25. und 28.) stärker auf, stets in Zusammenhang mit Schauern oder Gewittern. An zwei Tagen (11. und 23.) wurde hierbei Sturmstärke erreicht, am 11. waren punktuell schwere Sturmböen mit von der Partie. Von 1. bis 5. kam der Wind aus Westrichtungen, am 6. aus Nord bis Nordost. Auf uneinheitlichen Wind zwischen 7. und 9. folgte südlicher Wind am 10., während am 11. Winddrehung über Südost und Ost auf Nordwest erfolgte. Zwischen 12. und 14. hatten wir Nordostwind, am 15. und 16. Ostwind, von 17. bis 19. umlaufenden Wind. Sowohl zwischen 20. und 21., wie auch ab dem 27. bis zum Monatsende bestimmte Wind aus Nord bis Ost das Geschehen, während zwischenzeitlich von 22. bis 26. Wind aus westlichen Richtungen (mit Winddrehung auf Nordwest bis Nord im Verlauf des 26.) registriert wurde.

Sonstige Beobachtungen:

Am 4. konnte über Teilen der Stadt nach einem abendlichen Schauer ein Regenbogen gesichtet werden, am 8. gegen 16 Uhr ein Sonnen-Halo. Nennenswerte Inversionen traten an drei Tagen (8., 18., 19.), jeweils auf die frühen Morgenstunden beschränkt, auf, wobei es in Mittellagen vorübergehend bis zu fünf Grad wärmer war, als in den Niederungen. Föhn und Nebel waren hier nicht zu verzeichnen (am Flughafen im Erdinger Moos hingegen gab es am 16. Frühnebel bei -0,5 Grad C).

Markante Wetterereignisse andernorts im Mai 2020:

vom 3. bis zum 6., Süden von Spanien: Nach einer vorangegangenen kühlen Phase plötzlicher Hitzeeinbruch mit +30 bis +36 Grad C für mehrere Tage,

am 10. und 11., Großraum von Bordeaux/Frankreich: Ergiebige Regenfälle (innerhalb von 36 Stunden die Soll-Menge von zwei Monaten!) verursachten Überschwemmungen und Hochwasser,

15. bis 19., Östlicher Mittelmeerraum: Hitzewelle! Heiße Saharaluft erreichte Zypern, Griechenland und die Türkei. Mit einer Prise Wüstenstaub einhergehend stiegen die Temperaturen auf Werte von +40 Grad C und mehr an (z.B. Larnaca +41 Grad C am 19.), auch Süditalien und Teile Ungarns bekamen einen „Streifschuß“ der Hitze (dort mit Werten um +30 Grad C aber gemäßigter) ab,

von 27. bis 31., Indien: Hitze auch hier, mit +47,6 Grad C erlebte New Delhi den heißesten Maitag seit dem Jahr 2002, noch heißer war es mit +50 Grad C in Churu (Bundesstaat Rajasthan),

Beginn der Tropensturmsaison: Zyklon „Amphan“ überquerte zwischen 18. und 20. den Nordosten Indiens, Westbengalen, Bangladesch mit Windspitzen bis zu 185 km/h, Regengüssen und Gewittern, teilweise stürzten Gebäude ein. Schwere Unwetter über Mexiko, El Salvador und Guatemala löste Tropensturm „Amanda“ an den letzten Tagen des Monats aus,

Global war der Mai 2020 der wärmste Mai „aller Zeiten“: Während hierzulande davon nicht viel zu erkennen war, meldeten insbesondere polare Regionen (Süd und Nord!) aus Alaska und der Antarktis extrem über der Norm liegende Temperaturverhältnisse. Gleich zehn Grad (!) wärmer, als normalerweise üblich, war es großflächig über Sibirien.

Gez. ©Peter Müller, 07.06.2020

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