Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juni 2010 in München

Der Juni 2010 war in München bei letztendlich normaler Sonnenscheindauer zu naß und zu warm. Der Monat brachte hier einerseits zwei ausgeprägte Kaltphasen, andererseits aber auch zwei sommerliche Wärme- bzw. Hitzeperioden sowie einige Auffälligkeiten mit sich.

Für die Jahreszeit außergewöhnlich intensiv war die Tiefdrucktätigkeit im Mittelmeerraum, welche sich - fast "dekadenparallel" - im Laufe des Monats vom westlichen über das zentrale ins östliche Mittelmeer verlagerte, dabei im jeweiligen Einflußbereich für eine rege Niederschlags- und Gewittertätigkeit sorgte und phasenweise auch auf den Süden Deutschlands übergriff. Gleichzeitig drifteten die Ableger des Azorenhochs im Juni 2010 bevorzugt nordöstlich gerichtet über den Atlantik in Richtung Britische Inseln und Skandinavien.

Bedingt durch diese (recht ungewöhnliche!) Druckverteilung gab es große Unterschiede bezüglich der Niederschlagstätigkeit in Deutschland: Während der Süden an vielen Orten ein Übermaß an Nässe erhielt (so fielen in der Chiemsee-Gegend beispielsweise allein am 2. über 100 mm Regen), herrschte im Norden und Osten teilweise extreme Trockenheit (exemplarisch angeführt die Monatssumme des Niederschlages für Berlin mit nur 4 mm!), sodaß dort wiederholt vor hoher Waldbrandgefahr gewarnt werden mußte.

Für München errechnet sich mit +18,1 Grad C ein um ein halbes Grad überdurchschnittliches Temperaturmittel. Dieser - scheinbar recht normale - Wert setzt jedoch großteils aus Extremwerten zusammen: So gab es gleich an den ersten drei Tagen des Monats eine Fortsetzung des unschönen Maiwetters mit Temperaturwerten nicht über +12 Grad C. Zur Monatsmitte stellte sich zudem eine ausgeprägte nördliche Luftströmung unter vorherrschendem Tiefdruckeinfluß ein und bescherte uns mit unfreundlich-kühlem Wetter in der Zeit vom 15. bis 23. die sprichwörtliche "Schafskälte".

Die niedrigsten Temperatur-Einzelwerte wurden mit +8 Grad C am 1., sowie mit +9 Grad C am 20. und 23. gemessen. Kältester Tag des Monats war gleich der 1. mit einem Temperaturmittel von nur +10 Grad C (eher passend für Mitte Oktober). Der niedrigste Tageshöchstwert der Temperatur wurde am 2. im Dauerregen mit +11 Grad C gemessen.

Andererseits kam München auch in den Genuß von zwei sommerlichen Wetterphasen. Vom 5. bis 12. sowie vom 25. bis 30. gab es Wärme satt. Heißester Tag des Monats wurde - mit deutlichem Abstand - der 10. mit einem Tagesmittel von +28 Grad C, an diesem Tag wurde auch der höchste Einzelwert der Temperatur mit +33,5 Grad C gemessen, erstaunlicherweise passierte dies erst abends gegen 18 Uhr, was mit einer extremen Föhnsituation an diesem Tag zusammenhing. Gleichzeitig stellt dieser Wert einen neuen Tageswärmerekord für einen 10.Juni in München dar.

Passend hierzu gab es die beiden mildesten Nächte des Monats vom 9. zum 10. und vom 10. zum 11. mit Tiefsttemperaturen von jeweils +19 Grad C.

Erfreulich: Anstatt der normalen sechs Sommertage bekamen wir heuer gleich 13, welche uns blockweise "geliefert" wurden (5., 6., 8. bis 12., sowie 25. bis 30.). Heiße Tage gab es zwei, am 9. und am 10.; an insgesamt 19 Tagen stieg die Temperatur auf +20 Grad C und mehr (kein einziges Mal passierte dies in der Zeit vom 15. bis 22.).

Völlig normal war die Sonnenscheindauer mit einer Monatssumme von 200 Stunden. An elf Tagen gab es mindestens zehn Stunden Sonne, am völlig wolkenlosen 5. das Maximum von fast 16 Stunden. Extrem für einen Sommermonat sind allerdings sieben Tage (1. bis 3., 13., 15., 16. und 19.) völlig ohne Sonnenschein. An den restlichen Tagen des Zeitraumes vom 13. bis zum 22. sah es diesbezüglich auch traurig aus, denn in diesen 10 Tagen kamen insgesamt nur rund 10 Stunden Sonnenschein zusammen! Die Sonnenscheinwerte Münchens für den Juni 2010 sind mal wieder ein klassisches Beispiel dafür, wie sich statisch völlig normal wirkende Monatswerte aus absolut gegenläufigen Extremen zusammensetzen können!

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad erreichte im Monatsmittel (normale) 5,0 Achtel. Besonders verhangen war die zweite Dekade mit 6,7 Achtel, am freundlichsten war die Schlußdekade mit 3,7 Achteln. 14 Tage waren vorherrschend trüb, drei Tage durchweg heiter (der 5. sogar völlig wolkenlos), die restlichen 13 Tage waren meist wechselnd bewölkt, aber nicht unfreundlich.

Die Gewittertätigkeit blieb mit nur fünf (am 6., 8., 12., 17. und 30.) Gewittertagen hinter ihrem Soll von acht zurück. Dies lag vor allem daran, daß in den Kaltphasen die Sonne nahezu völlig fehlte und andererseits die Luft während der Warmphasen zu trocken war. Der 30. brachte allerdings gleich zwei Gewitter, eines am frühen Morgen, als um 6.21 Uhr ein gewaltiger Donnerschlag München aufweckte, sowie abends um 18 Uhr.

Niederschlag fiel an 18 Tagen, immer als Regen. Besonders naß war der Monatsanfang, als vom 1. bis zum 3. schon 65 mm der - etwas zu hohen - Monatssumme von 140 mm herabkamen, wobei der 2. mit über 40 mm der nasseste Tag war. Vom 22. bis 29. gab es immerhin acht trockene Tage hintereinander, andererseits blieb vom 12. bis zum 21. kein einziger Tag trocken.

Die relative Luftfeuchte paßte sich jeweils den Gegebenheiten an und erreichte ihr unüberbietbares, absolutes Maximum von jeweils 100% am späten Abend des 13. und in der Nacht vom 16. zum 17. gegen Mitternacht. Mit 97% bzw. 98% hatten auch der 2. und 3. sehr hohe Werte zu bieten. 97% gab es auch in den frühen Morgenstunden am 14. und 15.; die niedrigsten Werte wurden hier mit 33% am 5., mit 32% am 28. und mit nur noch 22% am 10. (jeweils in den Nachmittags- und frühen Abendstunden) gemessen.

Wenig Spektakuläres gibt es vom Luftdruck zu vermelden, der höchste Wert von 1023 HPa wurde am 22., der niedrigste am 10. mit 1003 HPa gemessen. Interessant aber deshalb, weil es große Wetterunterschiede bei insgesamt betrachtet nur geringen Luftdruckunterschieden gab.

Am 10. und 11. kamen zwei Tage mit Föhn zustande, wobei in der Nacht zum 11. es lange extrem warm war (+28 Grad C um 22 Uhr, +26 Grad C um 1 Uhr) und erst zum Morgen hin der Föhn endete. Auf dem Hohenpeißenberg wurde mit +30,5 Grad C am 10. der bislang höchste Temperaturwert für die erste Junidekade seit 1879 gemessen, am selben Tag tobten orkanartige Föhnböen in den Alpen (Zugspitze bis 104 km/h und Wendelstein bis 101 km/h).

Am 15., 16. und 17. gab es in München sogar im Stadtgebiet drei Tage mit Nebel!

Den meteorologischen "Abschuß" schlechthin lieferte hier aber der 17.: Zunächst gab es in den Mittagsstunden (!) eine Inversionslage, was im Sommer extrem ungewöhnlich ist und abends aus dem Hochnebel heraus ein Gewitter. Diese Extremsituation kam zustande, weil vormittags in den Alpen kurzzeitig der Föhn auflebte, die Zugspitze und der Wendelstein waren bis Mittag kurzzeitig sogar wolkenlos! In München hingegen gab es eine schwache östliche Bodenströmung, bedeckten Himmel und Hochnebel. Die Wetterumstellung (Föhnende und Abkühlung) in der Höhe machte sich dann durch das Gewitter bemerkbar, wodurch dann auch die Inversion beseitigt wurde. Passend zu dieser verrückten Wettersituation war dann noch, daß die Gewitterfront auf ihrem Weg nach Norden am selben Abend vor allem in den Landkreisen Erding und Mühldorf für Starkregen mit Überschwemmungen und Hagelschlag sorgen konnte!

Der Wind frischte nur an sechs Tagen stärker auf (2., 6., 11., 12., 16. und 18.), und erreichte in Gewitterböen ein einziges Mal (am 6.) Sturmstärke. Die normalerweise vorherrschenden Westrichtungen waren nicht so dominant, wie gewöhnlich, sie traten sporadisch in der ersten Monatshälfte auf. Vom 9. bis 11. herrschte Südwind. Vor allem zwischen dem 14. und dem 24. kam der Wind sehr häufig aus Nord, zum Monatsende aus Nordost bis Ost.

Noch rasch ein Blick "über den Tellerrand hinaus": Am 6. gab es (mal wieder) einen Tornado in Ohio (feuchtwarme Luft aus dem Golf von Mexiko traf auf kühle Atlantikluft), ebenfalls zu zwei Tornados kam es am 9. in Nordrhein-Westfalen (mit den üblichen Sachschäden). Um den 10. herum gab es insbesondere über Spanien bedingt durch ein sehr wetteraktives Tief über dem westlichen Mittelmeer Starkregen (z.B. Figueras de Castropol mit 131 mm, oder Gijon mit 110 mm innerhalb von 48 Stunden). Südfrankreich erlebte zur Monatsmitte (ebenfalls durch Mittelmeertiefeinfluß bedingt) die schwersten Überschwemmungen seit dem Jahr 1827, als innerhalb nur weniger Stunden bis zu 350 Liter Regen (das ist dort der Sollwert mehrerer Monate!) pro Quadratmeter fielen. Während kurz nach der Monatsmitte bei uns die "Schafskälte" herrschte, konnte man in Novosibirsk Sonne und Temperaturen von +26 bis +34 Grad C genießen.

In Bloemfontein und Johannesburg (genau - das sind Spielorte der Fußball-WM!) gab es kurz nach Monatsmitte einen markanten Kaltluftvorstoß von Süden her, was dort zu mäßigen Nachtfrösten bis zu -7 Grad C führte. In niedrigen Lagen Südafrikas (z.B. Küstengebiete) kann jedoch aufgrund der Wassertemperaturen die von der Antarktis heranströmende Luft niemals Frost bringen und auch in den höheren Lagen sind im dortigen Winter Tagestemperaturen von über +20 Grad nicht ungewöhnlich.

Der Süden Chinas bekam zwischen 13. und 23. örtlich bis zu 500 mm Regen ab, was dort zu einer Flutkatastrophe seltenen Ausmaßes geführt hat. Und zu guter Letzt wurde zwischen 27. und 30. mit "Alex" auch die Hurrikansaison eröffnet; betroffen waren von Starkregen und meterhohen Wellen vor allem Guatemala und der Süden Mexikos.

Gez. ©Peter Müller, 01.07.2010

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