Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juni 2011 in München

Der Juni 2011 war in München bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer etwas zu warm und - vor allem aufgrund eines Extremniederschlagsereignisses am frühen Morgen des 30. - erheblich zu naß.

Wie in den Vormonaten waren die Großwetterlagen deutlich meridional geprägt. Hinzu kam eine sehr rege Tiefdruck- und Frontentätigkeit mit einigen durchaus "eigenwilligen" Kaltfrontdurchgängen. Das Wettergeschehen war folglich den ganzen Monat über sehr abwechslungsreich mit wiederholt großen Temperaturschwankungen in sehr kurzen Abständen. Mehrere Tage hatten regelrecht herbstlichen Witterungscharakter, zwischendurch gab es sogar richtiges "Aprilwetter". Andererseits traten aber auch überdurchschnittlich viele Sommertage auf. Bei all dem Durcheinander verwundert es nicht, daß es sehr häufig auch recht windig war.

Für München errechnet sich mit +18,0 Grad C ein um ein halbes Grad überdurchschnittliches Monatsmittel der Temperatur, wobei die erste und zweite Dekade mit +17,1 bzw. +17,2 Grad C nahezu gleich temperiert waren. Deutlich wärmer wurde es in der Schlußdekade mit +19,7 Grad C.

Wärmster Tag war der 29. mit einer Tagesmitteltemperatur von +23 Grad C (Maximum knapp über +30 Grad C, Minimum: +15 Grad C). Am 22., 27. und 28. war es im Mittel nahezu genauso warm.

Wenn es in diesem Monat warm wurde, dann herrschten meist gleich sommerliche Verhältnisse: Es gab zwar (nur) 16 warme Tage, hierbei wurde uns aber mit 12 Sommertagen (4. bis 7., 15. und 16., 21. und 22., 26. bis 29.) gleich das Doppelte des diesbezüglichen Juni-Normalwertes (6) zuteil! Der 29. wurde hierbei zum einzigen "Heißen Tag" des Monats, er brachte mit +30,2 Grad C natürlich auch den höchsten Einzelwert der Temperatur mit sich.

Die wärmsten Nächte gab es vom 15. zum 16. und vom 21. zum 22. - in beiden Nächten sank die Temperatur nur auf ein Minimum von +16 Grad C ab.

Kältester Tag des Monats war gleich der 1. mit einer Tagesmitteltemperatur von +12 Grad C (Maximum an diesem Tag auch nur +13 Grad C!). An diesem Tag wurde mit +9 Grad C auch der niedrigste Einzelwert der Temperatur gemessen. Ein weiteres Mal fiel das Thermometer, wenn auch nur sehr kurz, auf +9 Grad C ab, nämlich am Nachmittag des 19. in einem heftigen Schauer. Am 12. lag das Tagestemperaturminimum genau bei +10 Grad C.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad erreichte im Monatsmittel etwas zu hohe 5,3 Achtel. Ziemlich "verhangen" war die erste Dekade mit 6,1 Achtel, am freundlichsten war die Schlußdekade mit 4,1 Achtel. Nicht weniger, als 15 Tage waren vorherrschend trüb, allerdings blieb hierbei nur ein einziger Tag, nämlich gleich der 1., völlig bedeckt. Am 27. und 28. war es über München völlig wolkenlos. Weitere, durchwegs heitere Tage, gab es nicht! Die restlichen 13 Tage des Monats waren wechselnd bewölkt, aber vom Gesamtcharakter her nicht unfreundlich.

Mit 170 Sonnenstunden blieb uns der Juni 2011 - gemessen am statistischen Normwert - mindestens 30 weitere "schuldig". An zwei Tagen (1. und 11.) gab es absolute Fehlanzeige beim Sonnenschein, fünf weitere Tage hatten nur Sonne im "Minutenbereich". Das Tagesmaximum gab es in diesem Punkt natürlich an den beiden wolkenlosen Tagen (27. und 28.) mit jeweils 15,8 Stunden. Insgesamt sechs Tage des Monats hatten mehr, als zehn Sonnenstunden aufzuweisen.

Deutlich erhöht war die Anzahl der Niederschlagstage mit 22 (normal wären 17 gewesen). Vom 16. bis 26. blieb kein einziger Tag trocken. Die längste "Trockenphase" des Monats dauerte vom 27. bis zum 29., also gerade mal drei Tage. Es fiel immer Regen, mal anhaltend, mal in Form von Schauern, wobei am 6. und 19. auch kleinkörniger Hagel mit dabei war. Bis einschließlich 29. wäre der Monat sogar zu trocken ausgefallen. Am frühen Morgen des 30. entwickelte sich jedoch eine ungewöhnliche Konstellation: Das zuvor wetterbestimmende Hoch zog langsamer, als erwartet, nach Nordosten. Zugleich befand sich ziemlich genau südlich des Hochdruckkerns (von uns aus gesehen also südöstlich) ein nahezu ortsfestes Tief (ohne eigentlichen Einfluß auf unser Wetter!). Hierdurch entstand eine Art Blockade. Gleichzeitig erlahmte der Höhenwind nahezu völlig. Hinzu kam eine langgestreckte Kaltfront samt vorgelagerter Gewitterlinie, die sehr langsam von West nach Ost zog und beginnend ab etwa 3 Uhr morgens das Münchner Stadtgebiet erreichte. In der Folge ging über Stunden ein - zeitweise von Gewitter begleiteter - Starkregen nieder, der aufgrund seines Gesamtcharakters (bei zeitgleicher nahezu völliger Windstille!) einem tropischen Zenitalregen (im Bereich der Innertropischen Konvergenzzone sind - meist zur Mittagszeit - so geartete Schauer als "Normalfall" zu betrachten) zur Ehre gereicht hätte! Der Deutsche Wetterdienst meldete dann auch einen 6-Stunden-Niederschlag (2-8 Uhr) von 92 mm (Tagessumme letztendlich 96 mm). Im Münchner Westen war es wohl noch etwas mehr (punktuell wohl deutlich über 100 Liter Regen pro Quadratmeter), denn insbesondere hier (vor allem auch im Großraum Fürstenfeldbruck, Pasing, Obermenzing, Laim) wurden nicht nur zahlreiche Keller und Garagen unter Wasser gesetzt, sondern auch mehrere Bahnunterführungen (Verdistraße, Offenbachstraße) mit "Pegeln" bis zu einem Meter! Am schlimmsten erwischte es die erst vor wenigen Monaten eröffneten "Pasinger Arkaden", die im gesamten Untergeschoß das Wasser bis zu 40 cm hoch stehen hatten. Die Monatssumme des Niederschlags belief sich - unter Ansatz von 100 mm für den 30. - auf 209 mm (normal wären 135 gewesen).

Sieben Tage (5., 6., 16., 19., 21., 22. und 30.) hatten Gewitter zu bieten (normal wären sogar acht). Mächtig aufgezogen ist in München vor allem die Gewitterfront am Abend des 16., mit gut erkennbarer Wolkenrolle/Böenwalze. Der einzige Tag mit (kurzzeitigem) Föhn in diesem Monat war aber ebenfalls der 16. - und durch diese Föhneffekte wurde die Kaltfront hinsichtlich ihrer Brisanz weitestgehend "entschärft". Regelrechtes Aprilwetter brachte der 19., ebenfalls in Verbindung mit einer Kaltfront. Auf deren Rückseite gab es Gewitter, Hagel- und Regenschauer, stürmische Böen und dazwischen Sonne von einem tiefblauen Himmel zwischen den Quellwolkentürmen. Eine weitere nennenswerte Kaltfront zog am 22. durch. Diese wurde jedoch wieder - in diesem Falle durch nachmittäglichen Regen mit bereits leichter Abkühlung - über München in ihrer Wirksamkeit abgeschwächt. Voll zugeschlagen hat diese Front jedoch im Stadtgebiet Rosenheim, wo durch Blitzschlag, Orkanböen, Hagelschlag und Starkregen umfangreiche Schäden an Gebäuden und Baumbestand verursacht wurden und sogar Katastrophenalarm ausgelöst werden mußte.

In München gab es einen Tag (2.) mit (Hoch-)Nebel; (zu erwähnende) Inversionen traten nicht auf.

Die relative Luftfeuchte war desöfteren sehr hoch: An sieben Tagen lag die Tagesschwankung zwischen 61 und 96% (fast alle dieser Tage gab es zwischen dem 8. und 18.). Am 1. sank die relative Luftfeuchte ganztags nicht unter 89% (bei einem Maximum von 96%)! Hohe 97% als Einzelwert gab es am 2., volle 100% am frühen Morgen des 30. im Starkregen. Die niedrigsten Werte wurden am 12. und 22. mit jeweils 36%, am 28. mit 32%, sowie am 29. mit dem Monatstiefstwert von 28% gemessen.

Hohen Luftdruck konnte man vom 1. bis 3. mit Werten von 1026 bis 1028 HPa (wobei der Monatshöchstwert von 1028 HPa am 2. und 3. erreicht wurde) messen. Ähnliche Luftdruckverhältnisse gab es vom 24. bis 26. mit Werten von 1025 bis 1027 HPa. Nur drei Tage nach dem Spitzenwert war der Tiefstwert von 1002 HPa (am 6.) zu verzeichnen. Der selbe Wert wurde am 8. nochmals erreicht. 1004 HPa waren es am 5., 1005 am 7. und jeweils 1008 HPa wurden am 17. und 18. gemessen.

Der Wind frischte gleich an 16 Tagen stärker auf, wobei es vom 16. bis 22. sieben Starkwindtage hintereinander gab. Hierbei wurde an sechs Tagen (5., 6., 16., 19., 22. und 29.) Sturmstärke erreicht (meist Böen in Zusammenhang mit Gewittern). Am 19. und 22. erreichten die Windspitzen neun Beaufort. Ab dem 14. kam der Wind (außer am 27. und 28., an denen Ostwind vorherrschte) aus Südwest bis Nordwest. Davor, vom 1. bis 13., wechselte die Windrichtung nahezu täglich, wobei sämtliche Grundrichtungen vertreten waren.

Kein Wetterglück hatte München bei der totalen Mondfinsternis am Abend des 15.: Nach einem schönen Sommertag war es zu Beginn der Nacht zwar angenehm warm und trocken, allerdings versperrten größere, nur sehr langsam ziehende, Wolkenfelder sowie zusätzlicher starker Dunst an den Alpen die Sicht auf das Himmelsereignis weitestgehend.

Im Mittelmeerraum kam der Sommer nach längerer Anlaufzeit im Juni auf Touren: Am östlichen Mittelmeer stiegen die Temperaturen zwischen dem 20. und 25. auf +35 bis +38 Grad C. Noch heißer wurde es zum Monatsende in Spanien: Am 26. meldeten Merida und Sevilla jeweils +40 Grad C. Am 27. gab es in Bilbao +41 Grad C, dieselbe Temperatur wurde am 29. (wiederum) in Sevilla gemessen. Aber auch in ganz anderen Gegenden gab es Hitze: Das norwegische Saldtal (nördlich des Polarkreises gelegen!) meldete am 11. mit +34 Grad C die höchste Temperatur ganz Europas an diesem Tag! In Finnland hatten die Orte Vaasa am 11. +32 Grad C und Rovaniemi am 9. +31 Grad C. Zwischen dem 7. und 12. gab es an mehreren (weiteren) Orten Schwedens, Norwegens und Finnlands eine Hitzewelle mit Sommer- und teilweise Tropentagen zu vermelden. Die heiße Luft konnte in diesem Zeitraum mit großräumiger südöstlicher Luftströmung über Rußland und Finnland weit nach Norden vordringen, ab dem 13. erfolgte aber über ganz Skandinavien eine rasche und nachhaltige Abkühlung und die Temperaturen lagen dort wieder im Normalbereich. Sehr unterschiedliches Wetter gab es in den Weiten Sibiriens. In Ojmjakon wollte sich kein so rechtes Sommerwetter durchsetzen, denn der Juni 2011 hatte dort keinen einzigen Sommertag (und das ist selbst an diesem als Kältepol bekannten, kontinentalen (!), Ort eine Seltenheit). Verhojansk, ebenfalls eine kontinental-polare Station Sibiriens, hatte im Zeitraum zwischen dem 7. und 16. gleich neun Tage mit Niederschlag, an denen mit 40 mm wesentlich mehr Regen fiel, als sonst im ganzen Monat (25 mm). Novosibirsk (Jahresmitteltemperatur genau 0,0 Grad C) hingegen hatte gleich 19 Sommertage (davon vom 1. bis 12. zwölf hintereinander) zu bieten!

Gez. ©Peter Müller, 05.07.2011

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