Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juli 2010 in München

Der Juli 2010 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer deutlich zu warm und aufgrund erhöhter sommerlicher Schauer- und Gewittertätigkeit auch zu erheblich zu naß.
In den ersten drei Wochen des Monats folgten in schöner Regelmäßigkeit Ableger des Azorenhochs, die mit südwestlicher Strömung Warmluft heranführten, oder aber eigenständige Hochdruckzellen über Mitteleuropa entwickeln konnten. Ebenso regelmäßig zogen zwischendurch Hitzegewitter aus den Alpen heraus auf, oder es gingen Kaltfronten durch, welche aber meist nur für geringe Abkühlung sorgen konnten. Erst ab dem 23. setzte sich atlantischer Tiefdruckeinfluß durch und beendete die Sommerhitze bei uns.

In München lag die Monatsmitteltemperatur bei +21,9 Grad C und damit zwei Grad über dem Normalwert.
Wärmster Tag war der 14. mit einer Tagesmitteltemperatur von +28 Grad C. An diesem Tag wurde auch das Absolutmaximum des Monats mit +33,7 Grad C gemessen (zugleich neuer Tageswärmerekord für einen 14. Juli in München).
Einen weiteren neuen Tageswärmerekord gab es am 10. mit einer Höchsttemperatur von +32,9 Grad C. Einen neuen höchsten Tiefstwert gab es am 12. mit +19,4 Grad C als Tagestemperaturminimum.
In der Nacht zum 4. wurde in ganz München eine Tropennacht verzeichnet (die Temperatur sank nur bis auf +20,4 Grad C ab).
Heiße Tage gab es mit elf (davon vom 9. bis 14. gleich sechs hintereinander) viel zu viele, normal wären gerade mal zwei gewesen.
Ähnlich sieht es bei den Sommertagen aus, mit 20 (davon der letzte bereits am 22.!) statt der normalen 12 gab es ebenfalls viel zu viele.
Warme Tage waren es insgesamt 27 (die +20 Grad C wurden nur am 24., 27., 29. und 30. nicht erreicht).
Durch die nachhaltige Abkühlung ab dem 23. gerieten die Monatswärmerekordwerte aus den heißen Julimonaten der Jahre 1983, 1994 und 2006 letztendlich nicht in Gefahr.
Der niedrigste Einzelwert der Temperatur wurde erst am 31. nach klarer Nacht mit +10 Grad C gemessen. Unter +10 Grad C sank die Temperatur in diesem Monat also nicht. Kältester Tag war der völlig bedeckte und verregnete 24. mit einem Tagesmittel von +14 Grad C (Maximum +15 Grad C, Minimum +13 Grad C). Nur an 13 Tagen sank die Temperatur auf Werte unter +15 Grad C.
Die Sonne schien insgesamt 276 Stunden und hatte damit einen Überschuß von 50 Stunden zu bieten. An sieben Tagen (2., 3., 8., 9., 19., 20. und 31.) gab es mindestens 14 Stunden Sonnenschein, das Maximum mit 15,5 Stunden dabei am 8.; völlig sonnenlos blieb nur der 24., der 23., 27. und 29. hatten auch nur ansatzweise etwas (also recht wenig) Sonne zu bieten.
Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 4,1 Achtel der Himmelsfläche, wobei die erste Dekade mit nur 2,5 Achteln mit Abstand an freundlichsten, die Schlußdekade mit 5,7 Achteln - ebenfalls mit Abstand - am trübsten war. Zehn überwiegend heiteren Tagen stehen in der Monatsbilanz zehn vorherrschend trübe Tage gegenüber.

Die Niederschlagstätigkeit erstreckte sich auf (völlig normale) 17 Tage des Monats, wobei zwischen dem 1. und dem 11. nur am 4. Niederschlag zu verzeichnen war. Mit 170 mm lag die Monatssumme deutlich über dem Normwert von 117 mm. An allen Tagen fiel Regen, am 14. bei einem Nachtgewitter kurz nach 23 Uhr auch stärkerer Hagel, vor allem im Münchner Westen. Besonders heftig waren die (Gewitter-)Schauer am 14. und am 22., wobei jeweils rund 20 mm herunterkamen, am ergiebigsten regnete es am 24, als Dauerregen sich auf eine Tagessumme von 36 mm belaufen konnte. Sehr unterschiedliche Schauerintensität auf vergleichsweise engem Raum zeigte sich vor allem am 27., als in der Innenstadt sehr eng begrenzt in kurzer Zeit mehr, als 30 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, sowohl im Westen, wie auch im Osten oder auch am Münchner Flughafen jedoch nur 3 bis 5 Liter pro Quadratmeter herabkamen. Einen extrem hohen Tagesniederschlag hatte am 17. der südostbayerische Ort Fürstenzell mit 101 Litern pro Quadratmeter!
Die relative Luftfeuchtigkeit hatte ihre Tiefstpunkte am 7. mit 29%, am 10. und 11. mit 26%, sowie am 9. mit dem Monatsminimum von 24% (jeweils am späten Nachmittag). Spitzenwerte wurden am 17. mit 96%, am 23. mit 95% sowie am 24. mit einem Tagesminimum von 90%(!) bei einem Höchstwert von 97% erreicht.
Die Luftdruckgegensätze blieben insgesamt gesehen relativ gering. Am 18. wurde mit 1027 HPa der (mit Abstand) höchste Einzelwert des Monats gemessen, am 7. gab es 1023 HPa. Die tiefsten Werte traten am 22. mit 1008 HPa, am 21. mit 1007 HPa, sowie am 14. mit dem Minimum von 1005 HPa auf.
An einem Tag (dem 14.) lebte für kurze Zeit der Föhn auf.
Nebeltage gab es in München keine, allerdings war es an drei Tagen (1., 2., und 15.) trotz eines insgesamt freundlichen Wetterzustandes stark dunstig.
Der Wind frischte an immerhin 14 Tagen (bevorzugt in der zweiten Monatshälfte) stärker auf (mindestens bis Stärke sechs), erreichte aber nur ein einziges Mal bei Durchgang einer kräftigen Gewitterfront am 22. volle Sturmstärke. Er kam in der ersten Dekade an sieben Tagen aus Ostrichtungen, am 14. aus Süd, an vier Einzeltagen aus Nord, ansonsten, wie üblich, aus Westrichtungen.
Sehr rege war die Gewittertätigkeit: Gleich an elf Tagen (3., 12., 14., 15., 16., 17., 21., 22., 27., 29 und 30.) gab es über München "Donnerwetter". Weit heftiger, als München am 14., als im Westen Hagel mit einem Korndurchmesser von 2-3 cm rund 10 Minuten herabprasselte Laub von den Bäumen riß und für kleinere Überschwemmungen sorgte, erwischte es am 16. den Raum Starnberg-Weilheim und Bad Tölz-Wolfratshausen, wo Großhagel für Schäden an Häusern und Fahrzeugen sorgte. Am 22. verursachte ebenfalls Großhagel Schäden in Oberammergau (wo sogar die Passionsspiele, die im Freien stattfinden, abgebrochen werden mußten), sowie im Bereich Kochelsee/Walchensee.

Als extrem muß man das Wetter bezeichnen, welches sich über weiten Teilen Rußlands abspielte. Bedingt durch eine großräumige südöstliche Luftströmung über dem Kontinent wurde heiße Luft, die ihren Ursprung in der Gegend Ägypten/Iran hatte am östlichen Mittelmeer und am Schwarzen Meer vorbei nordwestwärts geführt, wo sie innerhalb eines Festlandshochs bei zusätzlich reichlichem Sonnenschein regelrecht konserviert wurde. Moskau hatte bis dato im Monat Juli (seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen im Jahre 1880) ein Absolutmaximum der Temperatur von +35 Grad C . Dieser Wert wurde im Jahr 2010 gleich achtfach (!) übertroffen, kein Tag zwischen dem 22. und 29. hatte eine Höchsttemperatur unter +35 Grad C, am 28. und 29. gab es jeweils +38 Grad C. 40 der zurückliegenden 41 Kalendertage (zwischen 21. Juni und 31. Juli 2010) waren in Moskau Sommertage mit +25 Grad C und mehr. Ab dem 16.Juli gab es zudem Tropennächte in Serie (nur in einer einzigen Nacht fiel die Temperatur mal kurz unter die +20 Grad C-Marke) mit dem Höhepunkt einer Tiefsttemperatur (!) von +26 Grad in der Nacht zu 29. - das ganze bei extremer Trockenheit und zusätzlichem Smog durch Wald-, Rasen- und Torfbrände! Auch die sibirischen Kältepole hatten Hitze zu vermelden, so gab es in Ojmjakon acht Heiße Tage mit einer Temperaturspitze von +35 Grad C am 28., während Verhojansk zu Monatsbeginn, vom 3. bis 6. tägliche Spitzenwerte von +34 bis +36 Grad C vermeldete.
Wem das alles zu heiß war: Südamerika (insbesondere Argentinien, Peru, Chile und Bolivien) erlebten einen außergewöhnlich kalten Südwintermonat, mit teils strengen Frösten und Schneefällen insbesondere in höheren Lagen (in den Anden beispielsweise gab es Tiefsttemperaturen bis -20 Grad C).
Für die sich derzeit im Südwinter befindliche antarktische Station Wostok (auch bekannt als Kältepol der Südhalbkugel) wurden u.a. folgende Werte gemeldet: Temperaturmaximum des ganzen Monats -52 Grad C, vom 3. bis 7. Höchsttemperaturen zwischen -77 und -75 Grad C.

Gez. ©Peter Müller, 03.08.2010

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