Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juli 2019 in München

Der Juli 2019 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu warm und (anders, als in weiten Teilen Deutschlands, wo der Monat vielerorts zu trocken ausfiel) etwas zu naß.

Rekorde, Rekorde, Rekorde

Neuer deutscher Hitzerekord: +42,6 Grad, gemessen am 25.07.2019 in Lingen/Emsland (bisher: +40,3 Grad C, gemessen in Kitzingen/Bayern vom 05.07.2015 und 07.08.2015, bzw. +40,5 Grad C, gemessen in Geilenkirchen am 24.07.2019, dieser Wert konnte sich aber nur einen Tag lang halten).

Neuer bayerischer Hitzerekord: +40,4 Grad C, gemessen am 25.07.2019 in Kahl am Main (bisher: +40,3 Grad C, Kitzingen/Bayern, vom 05.07.2015 und 07.08.2015),

Während in Deutschland zwischen 1881 und 2018 insgesamt nur zehnmal +40,0 Grad C und mehr gemessen wurden, passierte dies zwischen 24. und 26.07.2019 innerhalb von drei Tagen an mehr, als 25 Meßpunkten. Der bisherige deutsche Hitzerekord aus Kitzingen wurde an mindestens 15 Stationen übertroffen!

Der Juli 2019 war laut NOAA (US-Klimabehörde) weltweit der heißeste Monat seit Meßbeginn im Jahre 1880 (der Juli 2016 liegt nun auf Platz 2). Dabei herrschte Hitze in weiten Teilen Europas und Asiens. Auch in Alaska, Teilen Afrikas und Australiens waren auffällig hohe Temperaturen zu verzeichnen. Neun der zehn weltweit wärmsten Julimonate traten hierbei seit dem Jahr 2005 auf.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Während die Hochdruckschwerpunkte in den ersten beiden Monatsdekaden bevorzugt über West- bzw. Nordwesteuropa lagen und auf ihrer Nord- und Ostseite atlantische Tiefdruckgebiete, bzw. -ausläufer entlang zogen, verlagerte sich der Hochdruckschwerpunkt in der Schlußdekade Schritt für Schritt nach Osten. Hierbei "wiederholte" sich die Wetterlage von Ende Juni und löste zu Beginn der "Hundstage" eine extreme Hitzewelle mit Zufuhr von Heißluft subtropischen Ursprungs aus. Das sich hierbei ab dem 21. formierende "Omega-Hoch" erlangte jedoch keine langanhaltende Ortsfestigkeit, driftete ab dem 27. nach Norden ab und wurde auf seiner Südseite zunehmend von Tiefausläufern unterwandert. An den letzten Tagen des Monats schleifte eine Luftmassengrenze an den Alpen entlang und sorgte im Alpenraum, sowie im Alpenvorland für ergiebige Regenfälle. Insgesamt war das Wettergeschehen in Norddeutschland über weite Strecken des Monats oftmals nur kühl bis mäßig warm, in Süddeutschland dagegen begünstigt durch vorübergehende warme Vorderseitenanströmumgen oder auch Zwischenhochs öfters sommerlich temperiert, ohne dabei über längere Zeit Beständigkeit aufzuweisen. Die Großwetterlagen über Europa zeigten sich einmal mehr überwiegend meridional geprägt.

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +21,6 Grad C war der Monat in München um fast zwei Grad zu warm. Die erste Dekade hatte hierbei durchschnittlich +20,9 Grad C, die zweite +20,1 Grad C und die dritte +23,6 Grad C aufzuweisen.

Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +35 Grad C gleich an drei Tagen (24., 25. und 26.) erreicht. Diese drei Tage brachten auch neue offizielle höchste Tagestemperaturmaxima mit sich: Am 24.07.2019: +34,5 Grad C (bisher: +33,0 Grad C vom 24.07.1911), am 25.07.2019: +34,8 Grad C (bisher: +32,8 Grad C vom 25.07.1894), sowie am 26.07.2019: +35,3 Grad C (bisher: +35,2 Grad C vom 26.07.1983).

Etwa auf Höhe des früheren Standortes des Wetteramtes München am Bavariaring führte der Bund Naturschutz unter Anwendung des (aufgrund seiner maximalen Präzision wissenschaftlich anerkannten) Aßmannschen Aspirationspsychrometers Messungen durch und so konnten dort am 25. um 16.13 Uhr sogar maximale +36,2 Grad C festgestellt werden. Mit einer Mitteltemperatur von +29 Grad C waren der 25. und 26. die wärmsten Tage des Monats. Der Monat brachte in München gleich drei Tropennächte (zum 1., zum 25. und zum 27.) zustande, das höchste Tagestemperaturminimum hatten wir hierbei mit exakt 20,0 Grad C am 25., während am 1. und 27. spät am Tage (etwas) tiefere Temperaturen, als am Morgen beobachtet wurden.

Warme Tage hatten wir 29 (normal wären 23 gewesen), nur am 8. und 13. wurde dieses Kriterium nicht erfüllt. Anstelle der normalen zwölf gab es 19 Sommertage (vom 1. bis zum 6., zwischen 16. und 27. täglich, sowie am 30.), von denen wiederum acht (1., 6., 20., sowie alle zwischen 22. und 26.) zu "Heißen Tagen" wurden.

Das absolute Temperaturminimum wurde mit +12 Grad C am 10. und 13. gemessen. Kältester Tag des Monats war der 13. mit einem Tagesmittel von +15 Grad C. Dieser Tag hatte mit +18 Grad C zudem die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats.

Sonnenschein:

Anstelle auf die normalen 225 summierte sich der Sonnenschein auf 255 Stunden (111 Stunden zwischen 1. und 15., 144 Stunden zwischen 16. und 31.). Ohne Sonne blieb kein einziger Tag, nur wenige Minuten Sonnenschein brachten der 28. und 29. mit sich, gleich 14 Tage (3. mit 6., 10., 16. mit 18., 20., 22. mit 26.) hatten jedoch mindestens zehn Sonnenstunden zu bieten, wobei am 23. und 24. mit jeweils knapp 15 Sonnenstunden das diesbezügliche Tagesmaximum erreicht wurde.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 4,2 Achteln (Dekadenwerte: 4,1 - 4,6 - 4,0 Achtel) der Himmelsfläche unter dem zu erwartenden statistischen Soll von 4,7 Achtel. Vier Tage (4., 23., 24. und 25.) waren durchweg heiter, sechs Tage (7., 8., 12., 13., 28. und 29.) hingegen vorherrschend trüb. Durchgängig wolkenlose oder bedeckte Tage gab es jeweils nicht.

Niederschläge:

An den 14 (normal 17) Tagen mit Niederschlägen (1., 2., 7., 8., 11. mit 14., 21., 26. mit 29. und 31.) fiel fast ausschließlich Regen, am 7. gegen 14.40 Uhr aber auch kurz Hagel. Über den Monat hinweg summierten sich 123 (anstelle von 117) mm (Dekadenwerte: 18 / 23 / 82 mm). Allein der 28. brachte davon 40 mm, eingeleitet ab 15.30 Uhr von einem Regenschauer, welcher anschließend in anhaltenden Regen überging. Südlich von München schüttete es da sogar noch heftiger, Holzkirchen meldete beispielsweise vom 28./8 Uhr bis zum 29./8 Uhr einen 24-Stunden-Wert von 82 mm! Die längste Trockenphase innerhalb des Monats dauerte sechs Tage und war zwischen 15. und 20. zu verzeichnen.

Gewittertätigkeit:

An immerhin zehn Tagen (am 1., 2., 7., 12., 13., 14., 21., 26., 27. und 31.) gab es in München Gewitter. Diese blieben - einerseits im Gegensatz zum Vormonat, andererseits im Gegensatz zu anderen Orten auch innerhalb Bayerns - allesamt harmlos. Am 1. ließ eine gewittrige Kaltfront zwischen 12.30 und 14.30 Uhr die Temperatur von +33 auf +23 Grad C absinken (am Ammersee und im Raum Oberhaching fiel dabei Starkniederschlag, jeweils 33 mm innerhalb kurzer Zeit). Hinter einer weiteren Kaltfront herrschte in München am 7. regelrechtes Aprilwetter. Die Kaltfront, welche am 21. zwischen 15 und 16 Uhr durchging, führte zu einem Temperaturrückgang von +26 auf +18 Grad C, außerdem fielen 10 mm Regen innerhalb von einer Stunde. Am 26. gegen 21 Uhr gab es zur Abwechslung mal ein trockenes Gewitter und am 31. zwischen 2 und 4 Uhr früh ein Nachtgewitter (welches in Oberhaching 24 mm Niederschlag, in München aber nur 8 mm Regen brachte).

Luftdruck:

Während in den ersten beiden Monatsdekaden meist nur geringe Luftdruckgegensätze zu verzeichnen waren, war die Schlußdekade, die sämtliche diesbezügliche Höchst- und Tiefstpunkte mit sich brachte, von größeren Schwankungen geprägt. Die höchsten Werte traten am 21. und 23. mit jeweils 1023 HPa, sowie am 22. mit dem Monatsmaximum von 1024 HPa auf. Die niedrigsten Werte wurden am 26. mit 1004 HPa, am 27. mit 999 HPa, sowie am 28. mit dem absoluten Monatsminimum von 998 HPa erreicht.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte hatte ihre Maximalwerte am 28. und 29. mit 99% im (bzw. nach dem) starken Regen, während die niedrigsten Werte mit 27% am 4., 18. und 24., mit 26% am 5., 17. und 20., mit 24% am 25., sowie mit 22% am 6. und 26. (als absolutem Monatsminimum) gemessen wurden.

Wind:

Der Wind frischte an zehn Tagen (1., 2., 5. mit 7., 12., 13., 21., 28. und 29.) stärker auf und erreichte - auch bei Schauern und Gewittern - in keinem Fall Sturmstärke. Der Monat startete mit Südwestwind, im Verlauf des 2. erfolgte Winddrehung auf Nordwest. Auf Nordwind zwischen 3. und 5. folgte zwischen 6. und 18. Wind weitgehend aus Westrichtungen (unterbrochen am 9. und 10. von Nordwind, sowie am 14. und 15. von Wind aus Nord bis Ost. Am 19. und 20. ging es "einmal ganz herum", wobei der Wind von Südwest über West, Nord, Ost und Süd sich wieder auf Südwest ausrichtete und am 21. und 22. letztgenannte Richtung auch beibehielt. Ostwind hatten wir am 23., Wind aus Ost bis Süd vom 24. bis zum 26., Wind aus Süd bis West am 27. und zwischen 28. und 31. vorherrschenden Wind aus westlichen Richtungen.

Sonstige Beobachtungen:

Zur partiellen Mondfinsternis am späten Abend des 16. hatten wir in München bei fast wolkenlosem Himmel beste Sicht auf das Himmelsereignis. "Fehlanzeige" ist bezüglich Nebel und Föhn zu vermelden. Am 15. zog allerdings zwischen 0 und 5 Uhr phasenweise hochnebelartige Bewölkung über die Stadt hinweg. Zu einer Frühstunden-Inversion kam es am 25., als um 5 Uhr vom Hohen Peißenberg bereits +25 Grad C gemeldet wurden, während in München "nur" +21 Grad C gemessen wurden. Durch die große Hitze in der Schlußdekade erreichte der Starnberger See am 26. mit einer Wassertemperatur von +27 Grad C fast schon "Badewannen-Niveau." Auch der Erdboden erhitzte sich, in Tiefen bis zu 50 cm herrschten (wiederum am 26.) Temperaturen zwischen +23 und +28 Grad C vor.

Markante Wetterereignisse andernorts im Juli 2019:

- "Arktische Hitzewelle": Auf den wärmsten Juni aller Zeiten im US-Bundesstaat Alaska (mit Höchsttemperaturen über +30 Grad C, sowie Wald- und Tundrabränden, welche noch nie so früh im Jahr begannen und großflächig selbst innerhalb des Polarkreises wüteten) war dort der Juli bis zu sieben Grad wärmer, als normal. Neuer Hitzerekord in Anchorage/Alaska: +32,2 Grad C, gemessen am 4. (bisheriger dortiger Absolutrekord: +29,4 Grad C vom 14.06.1969, Aufzeichnungen dort seit 1952 vorliegend). Alert (Nordkanada, nur knapp 900 km vom Nordpol entfernt), die nördlichste dauerhaft bewohnte Siedlung der Erde, meldete am 14. mit +21 Grad C einen neuen absoluten Wärmerekord, zum Vergleich: Die Juli-Durchschnittstemperatur liegt dort bei +3,4 Grad C,

- Indien: Wiederholte, vielerorts auftretende, Monsunregen ungewohnter Heftigkeit überschwemmten Verkehrswege und brachten selbst Mauern zum Einsturz,

- Nacht zum 3., Teile Sachsens: "Sommernacht mit Bodenfrost", z.B. -2,2 Grad C in 5 cm Höhe über dem Erdboden in Deutschneudorf. Am 9. meldete Kronach eine Tiefsttemperatur von 0 Grad C "in gleicher Höhe",

- Nacht vom 10. zum 11., italienische Adria und Nord-Griechenland: Heftige Unwetter, über Pescara fiel Hagel in Orangengröße, während die Halbinsel Chalkidiki neben Hagel auch zwei Tornados erlebte, wobei selbst Mülltonnen und Motorräder durch die Luft gewirbelt, Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt wurden. Im Vorfeld herrschte dort tagelange schwüle Hitze mit Temperaturen nahe +40 Grad C,

- am 12., Bubesheim/Rheinland-Pfalz: Tornado auch hier, mindestens elf Häuser wurden stark beschädigt,

- am 14., Grand County/US-Bundesstaat Washington: "Wirbelsturm meets Buschbrand", auf diese Weise entstand ein seltener "Feuer-Tornado", fast 2000 Hektar Ackerland waren betroffen und ein Großeinsatz der dortigen Feuerwehr vonnöten,

- von 20. bis 22., Hitzewelle USA: Im Mittleren Westen und an der Atlantikküste teilweise "historische Höchsttemperaturen" (Flughafen JFK in New York, Atlantic City) zwischen +38 und +43 Grad C, diese endeten mit heftigen Gewittergüssen und Überschwemmungen,

- am 25., (weitere) europäische Hitzerekorde: Paris meldete mit +40,6 Grad C einen neuen absoluten Hitzerekord (bisher: +40,4 Grad C vom 28.07.1947), auch in Belgien und Holland wurden erstmals seit 75 Jahren Höchsttemperaturen über +40 Grad C gemessen. Immerhin einen neuen Juli-Hitzerekord gab es am Flughafen London-Heathrow mit +36,9 Grad C,

- von 27. bis 29., Teile von Norditalien und Österreich: Großhagel und Murenabgänge besonders in Tirol und der Steiermark, vom 28. zum 29. 24-Stunden-Niederschlag Salzburg 96,8 mm, Bregenz (Vorarlberg) immerhin noch 75 mm.

Gez. ©Peter Müller, 23.08.2019

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