Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im August 2020 in München

Der August 2020 war in München überdurchschnittlich sonnig, deutlich zu warm und bedingt durch zwei Starkregenphasen zu Beginn und Ende des Monats im Ergebnis zu naß.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Zu Beginn und in der Schlußdekade des Monats traten einige, für die Jahreszeit ungewöhnliche, Wetterlagen auf. Am 1. war es bei abnehmendem Hochdruckeinfluß meist noch sonnig und heiß, bevor die Kaltfront eines Islandtiefs die Subtropikluft durch Meeresluft polaren Ursprungs ersetzte. Hierbei griff die Kaltluft ungewöhnlich weit südwärts aus, wodurch ein Italientief (im Sommer selten) entstand. Zusätzlich spielte auch noch ein Höhentief mit, sodaß im Alpenraum zwischen 2. und 4. ergiebige Niederschläge fielen. Extreme Regenmengen gab es hierbei besonders im Raum Rosenheim, rund um den Chiemsee und im Berchtesgadener Land, was unmittelbar zu Überschwemmungen und Hochwasser (letzteres auch die Isar betreffend) führte. Ab dem 5. folgte deutschlandweit länger anhaltendes, hochreichend windschwaches, stabiles Sommerwetter unter dem Einfluß eines Bodenhochs, welches sich im Verlauf über Mitteleuropa nach Skandinavien verlagerte, sowie eines Höhen-Hochs, welches von Spanien und Frankreich nach Mitteleuropa zog. Tiefdruckgebiete über Island blieben ohne Zugriff auf unser Wettergeschehen, gleiches galt auch für ein Hitzetief, welches ab dem 10. über Frankreich lag. Erst ab 13. erfolgte mit Ostverlagerung und Abschwächung des Hochdruckgebietes eine zögernde Labilisierung, was zu wechselhafter, feucht-warmer Witterung führte. Dem Höhepunkt der Unbeständigkeit am 18. folgte ab 19. ein erneutes Hoch. Zusammenwirkend mit einem riesigen Tiefdruckkomplex über dem Atlantik (u.a. Reste eines atlantischen Tropensturmes vor den Britischen Inseln und über dem Ostatlantik, Kerndruck 975 HPa) wurden am 20. und 21. heiße Luftmassen aus Südwest herangeführt. Mäßig warmer Meeresluft am 22. und 23. folgte am 24. und 25. ein Zwischenhoch. Ein "ausgewachsenes" Sturmtief (sehr selten im Sommer) tobte sich am 26. aus, wobei über dem Norden Deutschlands kühle Luft mit Gewittern und Regen, über dem Süden Deutschlands meist sonniges und sommerlich warmes Wetter vorherrschte. Auf ein Zwischenhoch am 27. pumpte am 28. der nächste atlantische Tiefausläufer erneut einen Schwall sehr warme Luft heran, bevor die Kaltfront des Tiefs folgte. Von 29. bis 31. befanden wir uns in einer langgestreckten Tiefdruckrinne, die von Finnland bis ins zentrale Mittelmeer reichte (dort Gewitterschauer, bei uns naß und kühl, östlich der Tiefdruckzone teils extrem heiß).

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Mitteltemperatur von +21,0 Grad C war der Monat in München um gut zwei Grad zu warm (Dekadenwerte +21,2 / +22,7 / +19,4 Grad C).

Das absolute Temperaturmaximum wurde mit +34 Grad C am 1. und 21. erreicht, diese beiden waren auch die wärmsten Tage des Monats mit einem Tagesmittel von jeweils +27 Grad C. Insgesamt hatte dieser Monat 26 Warme Tage (unter +20 Grad C blieb die Tageshöchsttemperatur nur am 3. und 4., sowie von 29. bis 31.), beachtliche 18 Sommertage (am 1., zwischen 6. und 16. täglich, vom 19.bis zum 21., sowie am 25., 26. und 28.), sowie acht Heiße Tage (am 1., zwischen 8. und 12. fünf hintereinander, sowie am 20. und 21.). Das höchste Tagestemperaturminimum war mit +19 Grad C gleich an vier Tagen (1., 11., 12. und 13.) zu verzeichnen, obwohl vom 1. zum 2., sowie vom 21. zum 22. zwei Tropennächte auftraten, in beiden Fällen jedoch im weiteren Tagesverlauf (mit Niederschlägen einhergehend) niedrigere Temperaturen beobachtet wurden.

Kälteste Tage des Monats waren der 4., 30. und 31. mit einer Tagesmitteltemperatur von jeweils +14 Grad C. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur mit +15 Grad C wiesen der 4. und der 30. auf, während am 31. mit +10 Grad C das absolute Monatsminimum der Temperatur gemessen wurde.

Sonnenschein:

Die Sonne schien anstelle der normalen 210 heuer in München 240 Stunden (Dekadenwerte: 95 - 82 - 63). Dabei gab es an 16 Tagen (1., 5. mit 12., 16., 19. mit 21., 25. mit 27.) mindestens zehn Sonnenstunden, wobei mit knapp über 14 Sonnenstunden am 6. und 7. das diesbezügliche Maximum erreicht wurde. Nur wenige Minuten Sonne erreichten uns am 30. und drei Tage (3., 4. und 29.) blieben gänzlich sonnenlos.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag im Monatsmittel mit 4,4 Achtel der Himmelsfläche sehr nahe an seinem Normwert (4,5 Achtel), Dekadenwerte: 3,5 - 4,6 - 4,9 Achtel. Dabei hatten wir einerseits sechs heitere Tage (6. mit 10., 21.), andererseits aber auch acht trübe Tage (2. mit 4., 17., 18., 29. mit 31.), wobei sich der 3. und 29. völlig bedeckt zeigten.

Niederschläge:

Anstelle von normalen 16 Niederschlagstagen hatten wir diesmal 15 Tage (1.mit 4., 13. mit 15., 17.mit 19., 22., 23., 28. mit 30.), an denen Niederschläge zu verzeichnen waren. Mit einer Monatssumme von 142 mm (anstelle der normalen 124 mm) war der Monat zu naß, wobei allein bis zum 4. bereits 81 mm Niederschlag fielen (Gewitterschauer und nachfolgender Dauerregen erbrachten am 2. 20 mm, am 3. 33 mm, sowie am 4. nochmals 25 mm). Weitere 41 mm summierten sich vom 28. bis zum 30. bei ähnlichem Wetterablauf (20 - 16 - 5 mm), wobei diese Feststellung nicht für das gesamte Stadtgebiet gilt, denn die Münchner Zentralstation des DWD erhielt am 28. mit 36 mm (davon allein 20 mm zwischen 17 und 18 Uhr) diesbezüglich einen "Volltreffer". Eine sehr unterschiedliche Schauerverteilung zeigte sich auch am 15., punktuell fielen bis zu 19 mm, während viele Stadtteile (fast) nichts abbekamen. Ein gewittriger Starkregenschauer am 18. gegen 15.15 Uhr war auch von kleinem Hagel durchsetzt. Die längste Trockenphase des Monats (5. mit 12.) dauerte acht Tage. Bezüglich der Niederschlagsverhältnisse bietet sich, vom nassen Monatsende 2020 abgesehen, ein Vergleich mit dem Jahr 1991 an, damals fielen in den ersten drei Tagen über 80 mm Regen, danach im gesamten restlichen Monat nur noch etwa 20 mm!

Gewittertätigkeit:

Die Anzahl von Tagen mit Gewittern entsprach mit fünf nicht ganz dem statistischen Sollwert von sechs. Hierbei brachte der 1. ein leichtes Abendgewitter, das Gewitter am 2. hatte ebenfalls nur leichten Charakter (kräftig war hingegen der damit einhergehende Regenschauer). Am 14. blitzte und donnerte es zwischen 20 und 22 Uhr, während am 18. eine Art "sommerliches Aprilwetter" mit mehreren Gewittern, Schauern und kurzen Sonnenphasen herrschte. Am 28. als fünften Gewittertag des Monats ging zwischen 17 und 18 Uhr eine Kaltfront durch, wobei innerhalb kurzer Zeit die Temperatur von +27 auf +17 Grad C abfiel.

Luftdruck:

Bei meist geringen Luftdruckgegensätzen herrschte barometrisch häufig schwacher Hochdruckeinfluß vor. In der Schlußdekade kam etwas mehr Dynamik auf. Die niedrigsten Luftdruckwerte konnten am 29. mit 1006 HPa, am 30. mit 1004 HPa, sowie am 28. mit dem absoluten Monatsminimum von 1001 HPa gemessen werden, während die höchsten diesbezüglichen Werte am 4., 9., 22., 23. und 27. mit jeweils 1020 HPa, sowie täglich zwischen 5. und 8. mit dem absoluten Maximum von 1021 HPa registriert wurden. Der stärkste Luftdruckfall fand vom 27. zum 28. von 1020 auf 1001 HPa im Vorfeld einer Kaltfront statt, während die kräftigsten Anstiege am 30. von 1004 auf 1016 HPa und am 4. von 1009 auf 1020 HPa erfolgten.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte ihren Maximalwert von 98% am 3.; am 2., 4., 5. und 30. wurden jeweils 97% als Tageshöchstwert erreicht. Die niedrigsten Werte traten am 7. und 20. mit 32%, am 21. und 28. mit 31%, am 25. mit 30%, am 9. mit 29%, am 1. mit 27%, sowie am 26. mit 22% als dem diesbezüglichen Monatsminimum auf.

Wind:

Der Wind frischte nur an fünf Tagen (13., 23., 26., 28., 30.) stärker auf, allerdings wurde dabei am 26. über Stunden Sturmstärke (Windspitzen bis 75 km/h) erreicht, als Sturmtief "Kirsten" als eine Art "sommerlicher Schnell-Läufer" über Deutschland hinwegzog. Einerseits waren wir vom Tiefdruckzentrum über Norddeutschland relativ weit entfernt, andererseits wirkte zeitgleich über Süddeutschland ein Azorenhochkeil gradientverschärfend. Obwohl bei diesem Ereignis zahlreiche Baumteile (teilweise auch größere Äste) fielen, blieben schlimmere Schäden aus. Am 1. und 2. kam der Wind aus Südwest bis West, am 3. und 4. aus West bis Nord. Ostwind dominierte den Zeitraum vom 5. bis zum 12., nur am 9. und 12. hatten wir hierbei stundenweise auch Südwestwind, welcher anschließend vom 13. bis zum 15. durchgriff. Im Verlauf des 15. drehte der Wind über Nord auf Ost, auf Ostwind am 16. folgte vom 17. bis zum 29. eine ausgeprägte Phase mit Wind aus Südwest bis West (in der Höhe durchgängig, in Bodennähe am 19., 21. und 27. davon abweichend uneinheitlich, am 28. vorübergehend Südwind). Wind aus West bis Nord brachte der 30., während am 31. Wind aus verschiedenen Richtungen beobachtet werden konnte.

Sonstige Beobachtungen:

An fünf Tagen (1., 8., 9., 10. und 20.) traten, beschränkt auf die frühen Morgenstunden, deutlichere Inversionen auf, wobei es in mittleren Lagen bis zu 6 K wärmer war, als im Flachland (Beispiel: Am 10. wurden um 5 Uhr auf dem Hohen Peißenberg +21 Grad C gemessen, in München nur +15 Grad C). Am 28. reichte in den Mittags- und frühen Nachmittagsstunden im Vorfeld einer Kaltfront der Föhn kurzzeitig bis nach München herein. Nebel(felder) zeigten sich punktuell im ländlichen Umland, nicht aber im Stadtbereich.

Wetter-Historie: 27.08.1820 - Offizielle Erstbesteigung der Zugspitze

Vor 200 Jahren bestieg der Tiroler Vermessungstechniker und Leutnant im Dienste der Bayerischen Armee, Josef Naus, im Auftrag von König Maximilian I. mit seinem Team in einem achtstündigen Marsch die Zugspitze. Der königliche Vermessungsauftrag scheiterte aufgrund der Witterungsverhältnisse. Immerhin wurde vom 27.August 1820, 11.45 Uhr "Gewitter, Schneesturm und Nebel" als mutmaßlich erste Wettermeldung vom Zugspitzgipfel überliefert.

Markante Wetterereignisse andernorts im August 2020:

- am 16., Death Valley: Mit +54,4 Grad C wurde die weltweit höchste Temperatur seit dem Jahr 1931 gemessen,

- von 21. bis 27., US-Westküste, Kalifornien: Schwere, großflächige Brände durch zahlreiche Blitzeinschläge! Reste eines pazifischen Tropensturmes und von Süden herangeführte heiße Luft sorgten für genügend Energie, um heftige Trockengewitter auszulösen, aufgrund Feuchtemangels reichte es aber nicht für Regen. Auf trockenen Winter folgte sehr warmes Frühjahr und zuletzt ein heißer August. Die Löscharbeiten eilen, da im Herbst dort regionale Windsysteme (Santa Ana-WInde, bzw. Diablo-Winde) für (weitere) Probleme sorgen könnten,

- von 24. bis 28., Haiti, Dominikanische Republik, Kuba, Louisiana: Hurrikan "Laura" (bis Kategorie 4 nach Saffir-Simpson) bahnte sich den Weg über die Karibik in Richtung Golf von Mexiko. Windspitzen bis 240 km/h, teilweise haushohe Flutwellen, Überschwemmungen, schwere Schäden an Gebäuden und Infrastruktur waren vielerorts zu verzeichnen,

- am 29. und 30., Schweiz: Der Vorstoß feuchter und kühler Luftmassen erfaßte auch Teile der Schweiz, in den Kantonen Tessin und Graubünden fielen großflächig mehr, als 200 mm Niederschlag innerhalb von 48 Stunden.

Gez. ©Peter Müller, 05.09.2020

Zurück zur Übersicht