Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im September 2010 in München

Der September 2010 bot in München insgesamt gesehen weitgehend jahreszeitgemäßes, frühherbstliches Wetter ohne - von einigen, wenigen "Ausreißern" abgesehen - große Auffälligkeiten. Dabei war es, trotz eines Gewitters mit unwetterartigen Niederschlägen am 24., zu trocken und deutlich zu kühl bei normalen Sonnenscheinwerten.

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf nur +14,3 Grad C (normal wären +16,0 Grad C gewesen). Die beiden ersten Dekaden brachten es auf jeweils +14,8 Grad C, die Schlußdekade auf etwas kühlere +13,3 Grad C.

Ausgerechnet der kalendarische Herbstanfang brachte mit +25 Grad C den höchsten Einzelwert der Temperatur zuwege, dieser 23. wurde damit nicht nur der einzige Sommertag (normal wären drei gewesen), sondern auch der im Tagesmittel wärmste Tag des Monats mit einem Tagesmittel von +19 Grad C (bei einem Minimum von +10 Grad C).

An zwei weiteren Tagen (12. und 24.) wurden Maxima von +24 Grad C erreicht.

Warme Tage gab es - statt der normalen 13 - insgesamt nur 10, diese verteilten sich weit über den ganzen Monat. Im Rahmen einer frühherbstlichen Hochdrucklage, die zu ihrem Ende hin auch noch spätsommerliche Züge aufwies, kamen davon vom 20. bis 24. fünf hintereinander zustande.

Der niedrigste Einzelwert der Temperatur trat mit +7 Grad C gleich an sechs Tagen (2., 6., 20., 26., 27. und 30.) auf. Von Frösten war München im September 2010 also noch weit entfernt, anders stellte sich das in einigen Gebirgstälern Deutschlands (z.B. alpine Hochtäler, Erzgebirge) dar, wo die Temperaturen um den 1., den 5. und den 20. herum schon einige Male um den Gefrierpunkt lagen, wobei auch vereinzelte Bodenfröste auftreten konnten.

Kältester Tag war in München der 28. mit einer Mitteltemperatur von +10 Grad C. An diesem Tag trat auch das niedrigste Tagestemperaturmaximum des Monats mit +12 Grad C auf.

In der mildesten Nacht (vom 14. zum 15.) sank die Temperatur nur bis auf +13 Grad C ab.

Die Sonne kam auf insgesamt 168 Stunden (normal wären 171 gewesen) und erreichte damit annähernd den jahreszeitgerechten Normalwert. An zehn Tagen gab es mindestens 10 Sonnenstunden, das Maximum mit 12,5 Stunden am 6., jeweils 12 Stunden waren es am 12., 20., 21. und 22., wobei an den letztgenannten drei Tagen die astronomisch möglichen Maximalwerte registriert werden konnte. Überhaupt keine Sonne gab es am 8., 13. und 28., das waren auch die drei Tage des Monats, die total bedeckt blieben.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad fiel mit 4,8 Achteln etwas zu hoch aus (normal 4,6), wobei - auf die einzelnen Dekaden gerechnet - nur geringe Unterschiede auftraten. Die 4,6 Achtel der Schlußdekade setzen sich allerdings aus drei freundlichen, zwei bewölkten und fünf trüben Tagen zusammen, wieder einmal ein Beispiel dafür, wie einzelne Extreme im Durchschnitt völlig normale Werte ergeben können! Insgesamt waren sechs Tage als vorwiegend heiter zu klassifizieren, 13 Tage als überwiegend trüb.

An völlig normalen 14 Tagen mit Niederschlägen kamen 72 mm (statt der normalen 86) Niederschlag herab, stets als Regen. Damit war der September 2010 in München zu trocken. Und das, obwohl am 24. ab etwa 18.30 Uhr ein für die Jahreszeit ungewöhnlich heftiges Gewitter mit (vor allem über dem Westen Münchens, sowie im nördlichen Umland) unwetterartigem Regen über die Stadt hinwegzog. Innerhalb von einer Stunde fielen rund 30 Liter Regen pro Quadratmeter, wodurch einige Straßen (auch begünstigt durch verstopfte Kanäle als Folgen des herbstlichen Laubfalls) für kurze Zeit regelrechten Flußlandschaften glichen (beispielsweise stand die Fürstenrieder Straße im Stadtteil Laim bis über die Radwege hinaus unter Wasser, wobei es ein besonderer Anblick war, die Wassermassen entgegengesetzt zum Verkehrsgeschehen fließen zu sehen). Das Gewitter bestand aus zwei Komponenten: Einerseits zog von Süden, aus den Alpen heraus, eine dunkle Wolkenwand auf (vom Charakter her ein vorgelagertes Wärmegewitter), andererseits kamen aus Westen mächtige, in der Höhe rasch ziehende, Quellwolken der nahenden Kaltfront hinzu. Bei Beginn des Unwetters waren in der Innenstadt einige ungewöhnlich große Regentropfen, welche mit hoher Geschwindigkeit zu Boden schossen, zu beobachten, was auf Hagel in unmittelbarer Nähe schließen ließ (und dieser in mehreren Stadtteilen auch tatsächlich beobachtet werden konnte). Im Stadtgebiet sank die Temperatur innerhalb kurzer Zeit von +22 auf +13 Grad C ab. Etwa gegen 19.30 Uhr erreichte das Gewitter auf seinem Weg nach Nordosten den Münchner Flughafen, der aufgrund von mehreren Blitzeinschlägen in seiner unmittelbaren Nähe für eine Stunde vollständig gesperrt werden mußte.

Den zweiten, normalerweise im September fälligen Gewittertag, blieb uns dieser Monat allerdings "schuldig".

Die relative Luftfeuchtigkeit erreichte ihre Tiefstwerte am 23. mit 39%, am 21. mit 35%, sowie am 15. mit dem Monatsminimum von 33% (bei starkem, trocken-warmem Südwestwind). Hohe Feuchtigkeitswerte waren insbesondere am 4., 8. und 25. mit 95 bzw. 96% zu verzeichnen, sowie am 13., der ganztags Werte zwischen 90 und 94% aufwies. Unter Hochdruckeinfluß vom 20. bis 23. gab es jahreszeitgemäße Tagesgänge: In den Frühstunden Werte über 90%, die bis zum Nachmittag in den 40%-Bereich absanken.

In diesem Zusammenhang traten an den fünf Tagen vom 20. bis zum 24. in den frühen Morgenstunden jeweils kurzzeitig Inversionen auf, die aber rasch von der Sonne ausgeheizt werden konnten.

An zwei Tagen (am 8. und 13.) gab es Nebel beziehungsweise Hochnebel.

Föhn trat im September 2010 in München nicht auf, wohl aber einige Male in unmittelbarer Alpennähe.

Der Luftdruck war insgesamt betrachtet recht durchschnittlich. Interessant: Als der tiefste Wert von 999 HPa gemessen wurde (am 24.) herrschte (im Vorfeld der schon erwähnten Gewitterfront) freundliches und warmes Wetter, zum Zeitpunkt, als der Maximalwert von 1028 HPa erreicht wurde (am 13.), gab es Regen, Nebel und Kälte.

Der Wind frischte an nur sechs Tagen (6., 9., 13., 15., 24. und 28.) stärker auf. Sturmstärke wurde hierbei nicht erreicht. Für einen Herbstmonat war es diesbezüglich folglich ausnehmend ruhig. Vom 1. bis 12. kam der Wind abwechselnd entweder aus Ost oder aus West bis Nordwest, ab 13. nur noch aus westlichen Richtungen, am 18. und 19. auch mit Nordkomponente, vom 20. bis 23. aus Ost oder umlaufend, am 24. aus Südwest, vom 25.-29. erneut aus Westrichtungen sowie am 30. aus Südost.

Während es in München also zu trocken war, gab es vor allem im Norden und Osten Deutschlands erhebliche Regenmengen, was zu einer kritischen Hochwasserlage in Teilen von Sachsen und Brandenburg führte (vor allem zum Monatsende hin). Novosibirsk meldete am 1. einen dort für September ungewöhnlich hohen Temperaturwert von +33 Grad C. September heißt immer auch Saison für tropische Wirbelstürme. Vor allem "Igor" (Hurrikan-Stufe 2 nach Saffir-Simpson) sorgte, vom tropischen Teil des Nordatlantiks ausgehend, zur Monatsmitte für erhebliche Unruhe, als er (unter anderem) die Bermudas mit Sturmflut, Starkregen und Orkanböen bis 200 km/h erfaßte. Überraschend hingegen traf am 16. ein Orkan mit Windspitzen bis 130 km/h, Starkregen und Gewittern New York, wodurch Straßen-, oberirdischer Schienen- sowie der Flugverkehr praktisch lahmgelegt wurden. Ungewöhnliche (späte) Hitze wurde am 27. aus Los Angeles gemeldet. Dort stiegen die Temperaturen bis auf +44,9 Grad C an und übertrafen den dort bisher gültigen Absolut-Hitzerekord (!) von +44,4 Grad C vom 26.06.1990.

Zum 200-jährigen Jubiläum des Münchner Oktoberfestes hier eine "Wiesn-Wetter-Historie":

- 1828 ist wieder so ein Jahr, in dem es während des Oktoberfestes wie aus Kübeln gießt. Dauerregen fast während der ganzen Festzeit. Deshalb wird im darauffolgenden Jahr der Antrag gestellt, das Fest vom Oktober in den September zu verlegen - was aber dann doch erst im Jahr 1874 geschah. Denn bis dahin wurde die Theresienwiese als Acker- und Grünland genutzt, welches aber mit zunehmender Verstädterung verschwand.

- Schnee auf dem Oktoberfest: 1829, 1867, 1888, 1956 (stets im Oktober), in den Jahren 1931 und 2002 bereits im September, den letzten so frühen (Wiesn-)Schnee gab es am 24.09.2002.

- Hagel auf dem Oktoberfest ist dokumentiert in den Jahren 1936, 1970, sowie in jüngerer Zeit am 01.10.2004 (Hagelregenschauer mit Gewitter). Am 24.09.2010 verfehlte der Hagel bei einem schweren Gewitter im Großraum München das Festgelände nur denkbar knapp.

- Wärme zur Wiesn: Im Jahr 1961 gab es ausschließlich warme Tage (Tagestemperaturmaxima an den 16 Festtagen zwischen +20,2 und +28,5 Grad C).

- Absolutes Temperaturmaximum zur Wiesn-Zeit: +30,2 Grad C am 22.09.1993. Noch heißer wäre es am turnusgemäßen Eröffnungssamstag, dem 20.09.1947, mit +30,8 Grad C gewesen. In den Nachkriegsjahren 1946 bis 1948 fiel die Wiesn allerdings aus.

- Verregnete Wiesn: 1828 und 1927 regnete es an allen Wiesn-Tagen. 1883 wird in der Historie als "Sumpf-Wiesn" erwähnt (genaue Angaben über die Niederschlagstätigkeit sind allerdings nicht verfügbar).

- Stärkster Niederschlag an einem Wiesn-Tag: 65 Liter pro Quadratmeter am 21.09.2000. An diesem Tag gab es ergiebigen Dauerregen, zeitweise auch durchsetzt von Gewittern.

- Kälte zur Wiesn: Im Jahr 1912 lagen die Tageshöchsttemperaturen während der Festzeit nur zwischen +6,7 und +12,7 Grad C!

- Absolute Temperaturminima gab es am 03.10.1957 mit -2,9 Grad C, am 06.10.1912 mit -2,6 Grad C, sowie am 29.09.1936 mit -2,5 Grad C.

- Trübe Wiesn: Im Jahr 1954 schien die Sonne an keinem einzigen Wiesn-Tag. Recht trüb waren auch die Jahre 1981 und 2004.

- Blitzeinschlag: Erstmals (und bisher auch zum einzigen Mal) schlug am 24.09.1999 der Blitz während des Oktoberfestes auf der Theresienwiese ein. Um 1.45 Uhr morgens wird ein Feuermelder getroffen und sowohl ausgelöst, als auch zerstört. Glücklicherweise befand sich zu diesem Zeitpunkt niemand in unmittelbarer Nähe des Einschlagspunktes.

- Höchste Windgeschwindigkeit zur Wiesnzeit: Im Jahr 1871 wird von einem zerstörerischen Orkan berichtet. Folglich muß die Windspitze bei mindestens 118 km/h gelegen haben.

- Trockene Wiesn: 1986, kein einziger Regentag, tägliche Sonnenscheindauer zwischen 5,4 und 10,3 Stunden, die Tageshöchsttemperaturen lagen zwischen +15,4 und +23,6 Grad C. Die Trockenphase dauerte insgesamt vom 19.09. bis 07.10.1986, die Wiesn fand hierbei in der Zeit vom 20.09. bis 05.10.1986 statt.

- "Sommer-Wiesn": Auch im Jahr 1985 (Wiesnzeit damals vom 21.09. bis 06.10.) waren 15 von 16 Tagen überwiegend sonnig, absolut trocken und teilweise sogar noch sommerlich warm mit mehreren Sommertagen und Spitzenwerten von bis zu +27 Grad C. Am Abend des 05.10.1985 ging aber ein - für Anfang Oktober recht kräftiges - Gewitter, welches fast eine Stunde andauerte, in Verbindung mit Regen über München nieder.

Gez. ©Peter Müller, 01.10.2010

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