Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Oktober 2014 in München

Der Oktober 2014 war in München bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer erheblich zu warm und viel zu naß. Er brachte neben Sommerwärme und Föhn auch Gewitter, Starkniederschläge, Nebeltage und Orkanböen.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Zu Beginn des Monats standen sich ein Tief im Westen sowie ein Hoch im Osten gegenüber, aufgrund der Nähe zum Kontinentalhoch hatten wir vom 3. bis 6. ruhiges, zu Nebel neigendes, Wetter. Ab 7. bestimmte zunehmend tiefer Luftdruck unser Wettergeschehen, wobei aus südlichen Richtungen vorherrschend milde bis warme Luft herangeführt wurde, zeitweise lebte am nördlichen Alpenrand zusätzlich der Föhn auf. Ab dem 19. griff (Ex-)Hurrikan "Gonzalo", der an diesem Tag zu einem atlantischen Orkantief mutierte, in unseren Wetterablauf ein, er führte zunächst verstärkt subtropische Warmluft heran und löste in den Abendstunden des 21. nach Durchgang der zugehörigen Kaltfront einen gewaltigen Wettersturz (Gewitter und örtliche Orkanböen, Wintereinbruch bis in einige alpine Tallagen, Oberstdorf 5 cm, Hoher Peißenberg 20 cm, Zugspitze 110 cm Neuschnee, Schnee auch in Kiefersfelden, Kufstein und Innsbruck, Sturm und kalter Regen im Flachland mit örtlichen Überschwemmungen, Chiemgau und Berchtesgadener Land über 100 mm Regen innerhalb von 24 Stunden) aus. In Richtung Monatsende stellte sich dann wieder ruhiges, zu Nebel neigendes Hochdruckwetter ein, wobei sich Islandtief (970 HPa) und russisches Hoch (1040 HPa) gegenüberstanden.

Temperaturverhältnisse:

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +13,0 Grad C. Damit war der Monat um fast drei Grad zu warm. Erste und zweite Dekade waren mit +15,2 bzw. +15,7 Grad C erheblich übertemperiert. Die Temperaturen der dritten Dekade entsprachen mit durchschnittlich nur noch +8,5 Grad C der fortgeschrittenen Jahreszeit.

Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde mit +27 Grad C am 9. gemessen. Somit trat in diesem Monat sogar noch ein "verspäteter" Sommertag auf; ein weiterer wurde am 19. mit einer Höchsttemperatur von +24 Grad C nur knapp verfehlt. Wärmster Tag des Monats war (auch) der 9. mit einer fast sommerlichen Mitteltemperatur von +19 Grad C. Das höchste Tagesminimum der Temperatur wurde am 1. und 20. mit jeweils +14 Grad C festgestellt, der amtliche Wert für den 20. lag um einige Zehntel niedriger (siehe nachfolgende Tageswärmerekord-Übersicht).

Warme Tage mit mindestens +20 Grad C als Tageshöchsttemperatur gab es - statt der normalen drei - heuer gleich elf (2., alle vom 7. mit 12., 14., 18., 19. und 20.). An zwölf Tagen, letztmals am 20., lag das Tagestemperaturminimum über +10 Grad C.

Es waren folgende fünf neue Tageswärmerekorde zu verzeichnen:

09.10.2014: höchstes Tagestemperaturmaximum: +27,0 Grad C (bisher: +25,8 Grad C vom 09.10.1893),

16.10.2014: höchstes Tagestemperaturminimum: +13,0 Grad C (bisher: +12,7 Grad C vom 16.10.2001),

19.10.2014: höchstes Tagestemperaturmaximum: +24,3 Grad C (bisher: +23,6 Grad C vom 19.10.1954),

20.10.2014: höchstes Tagestemperaturmaximum: +22,6 Grad C (bisher: +21,2 Grad C vom 20.10.1923),

20.10.2014: höchstes Tagestemperaturminimum: +13,3 Grad C (bisher: +11,6 Grad C vom 20.10.2013).

Die niedrigste Tageshöchsttemperatur gab es mit +6 Grad C am 22., dieser wurde mit einer Mitteltemperatur von +5 Grad C auch zum kältesten Tag des Monats. Siebenmal (am 22., 23., 25. sowie täglich vom 28. mit 31.) wurden Tagestemperaturminima von +5 Grad C und weniger gemessen, wobei der niedrigste Einzelwert der Temperatur mit +2 Grad C nach vorübergehendem nächtlichen Aufklaren am Morgen des 25. fällig war. Frost trat im Stadtbereich somit noch nicht auf.

Sonnenschein:

Der Sonnenschein summierte sich auf insgesamt 104 Stunden (normal 131), wobei die Mitteldekade mit 45 Sonnenstunden am freundlichsten war. An drei Tagen (9., 18. und 19.) gab es mehr, als jeweils zehn Sonnenstunden, am 12. und 14. waren es noch jeweils acht. Am 5. und 11. schien die Sonne nur wenige Minuten und sieben Tage (4., 6., 22., 23., 27., 28. und 30.) blieben gänzlich ohne Sonne.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad fiel mit 5,2 Achtel (Dekadenwerte: 5,0/4,5/6,0) der Himmelsfläche absolut normal aus. Gleich vier Tage (9., 12., 18. und 19.) zeigten sich durchweg heiter (wenn auch nicht wolkenlos), von insgesamt den zehn vorherrschend trüben Tagen (1., 5., 6., 11., 15., 16., 22., 23., 27. und 28.) blieben die drei letztgenannten durchgehend bedeckt.

Niederschläge:

An 15 Tagen (normal 14) fiel Niederschlag, immer ausschließlich Regen, der zwischen 17. und 22. oft auch in Form von Schauern niederging. Die längste Trockenphase des Monats fand im Zeitraum zwischen 2. und 10. statt, als es nur am 7. etwas Regen gab. Zwischen 13. und 25. blieben dann nur der 18. und 19. trocken. Mehrfach fiel Starkniederschlag, 11 mm waren es am 1., 10 mm am 17., und insgesamt 57 mm allein an den drei Tagen vom 20. bis 22. (wobei 31 mm davon auf den 21. entfallen). Die Monatssumme war mit 103 mm (normal 56 mm!) deutlich zu hoch.

Schneelage:

Schneefall oder gar eine Schneedecke gab es in München im Oktober 2014 nicht.

Gewittertätigkeit:

Es gab zwei Tage mit Gewittern. Am 20. blitzte und donnerte es gleich zweimal, erst gegen 20 Uhr und dann nochmals kurz vor 23 Uhr, nun auch begleitet von einem heftigen Regenschauer. Bei Durchgang der Kaltfront von "Gonzalo" am Abend des 21. gewitterte es kurz nach 21 Uhr erneut. Zusätzlich trat gleich am 1. gegen 19 Uhr südwestlich von München eine einzelne Entladung auf.

Luftdruck:

Der Luftdruck hatte seine höchsten Werte zu Beginn und Ende des Monats, während dazwischen häufig niedrige Werte gemessen werden konnten. 1028 HPa waren es am 1., 3. und 30., das diesbezügliche Monatsmaximum von 1029 HPa konnte gleich viermal, am 2., 26., 27. und 31. registriert werden. Ebenfalls jeweils viermal gab es 1009 HPa (am 8., 13., 14. und 16.), sowie 1008 HPa (am 7., 9., 15. und 17.), während das absolute Monatsminimum am 21. mit 1003 HPa erreicht wurde. Vom 3. bis 7. war ein gleichmäßiges, durchgängiges Fallen (ca. 5 HPa pro Tag) des Luftdruckes von 1028 auf 1008 HPa zu beobachten. Vom 19. bis 21. fiel der Luftdruck sogar von 1025 auf 1003 HPa ab, wobei der 21. die "Handschrift" von "Gonzalo" trägt: Zunächst von 0 bis 21 Uhr Luftdruckfall von 1016 auf 1003 HPa (vor der Kaltfront), anschließend bis 24 Uhr Luftdruckanstieg um 10 HPa auf 1013 HPa in weniger, als drei Stunden (rückseitig der Kaltfront)! Anschließend war weiteres deutliches Ansteigen des Luftdruckes zu verzeichnen, am übernächsten Tag (23.) lag dieser bereits 1026 HPa. Ebenfalls hinter einer Kaltfront stieg am 17. der Luftdruck zwischen 9 und 12 Uhr von 1008 auf 1017 HPa und danach bis zum Folgetag (18.) weiter auf 1025 HPa an.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchtigkeit erreichte ihr absolutes Maximum mit jeweils vollen 100% gleich an sechs Tagen (2., 3., 4., 6., 11. und 18. - am 18. interessanterweise maximale Feuchte ohne Nebelbildung!), weitere acht Tage wiesen in den Morgenstunden oder in Niederschlagsgebieten jeweils Höchstwerte von 99% auf. Am 4., 6., 17., 23. und 27. konnte die relative Luftfeuchte zu keinem Tageszeitpunkt einen Wert von 80% unterschreiten. Die diesbezüglich niedrigsten Werte gab es am 10. und 20. mit je 50%, am 14. mit 45%, am 19. mit 38%, am 7. mit 31% (wobei mittags bei einer Lufttemperatur von +23 Grad C eine sehr niedrige Taupunkttemperatur von nur noch +5 Grad C erreicht wurde), sowie am 9., als der Föhn (nach morgendlichen 98%!) mithalf, das absolute Monatsminimum von 26% zu bewerkstelligen.

Wind:

Der Wind frischte nur an sechs Tagen (an allen zwischen 16. und 23. ohne 18. und 19.) stärker auf. In Zusammenhang mit Orkantief "Gonzalo" wurde hierbei am 21. und 22. Sturmstärke erreicht. Bei der Kaltfrontpassage am 21. zwischen 21.00 und 21.35 Uhr waren auch Orkanböen dabei (die Wetterstation auf dem Turm des Deutschen Museums meldete eine Spitzenböe von 119 km/h = 12 Beaufort, auch westlich und nördlich von München waren orkanartige Böen zu verzeichnen, Landsberg hatte eine Windspitze von 115 km/h, der Flughafen München eine von 108 km/h). Kein Wunder, daß hierbei einiges kaputt ging: Entwurzelte Bäume, einige abgedeckte Hausdächer, herabgerissene Stromleitungen und wankende Baugerüste erforderten in der Nacht vom 21. zum 22. rund 200 Einsätze der Feuerwehr und am Morgen des 22. war die ganze Stadt übersät von Laub und Kleingeäst. Am 1. und 2. gab es nördlichen Wind, vom 3. bis 6. Ostwind, der am 7. und 8. über Südost zum 9. auf Süd drehte. Vom 10. bis 19. kam der Wind nur aus Süd bis West, vom 20. bis 22. nur aus West. Nach Nordwestwind am 23. und umlaufendem Wind am 24. gab es am 25. Südostwind und danach bis zum Monatsende Ostwind, nur am 29. und 30. unterbrochen von südwestlichem Wind.

Sonstige Beobachtungen:

An sieben Tagen (9., 12., 13., 18., 19., 25. und 31.) stellten sich deutlichere Inversionssituationen ein. Ganztags anhalten konnte diese spezielle Wettersituation noch in keinem Fall. Am 9. und 19. war es in 1000 Metern Höhe immerhin vorübergehend bis zu 6 K wärmer, als in der Münchner Innenstadt. An sieben Tagen (2., 3., 4., 6., 11., 26. und 30.) gab es Nebel, an weiteren drei Tagen (5., 27. und 28.) Hochnebel.

Am nördlichen Alpenrand lebte wiederholt der Föhn auf und reichte am 9. und 19. bis nach München herein. Auch am 7., 8. und 12. gab es auf der Zugspitze jeweils orkanartigen Föhnsturm, der Föhn erreichte München an diesen Tagen jedoch nicht. Am 14. wiederum hatten wir "reinen" Südwind, aber ohne Föhn.

Am 25. kurz nach 13 Uhr konnte südlich von München (bei aufziehenden hohen und zunächst dünnen Wolken) eine Nebensonne beobachtet werden.

Muteten die Wassertemperaturen der oberbayerischen Badeseen Ende August mit +16 bis +17 Grad C für den Spätsommer doch recht bescheiden an, so sind dieselben Temperaturen im Oktober, in welchem sie heuer bis zum 21. Bestand hatten, durchaus als hoch zu betrachten (und ließen den einen oder anderen an einem der zahlreichen warmen Nachmittage noch ein erquickendes Bad im Freien nehmen). Nach Durchgang von "Gonzalos" Kaltfront sanken (nicht nur die Luft- sondern) auch die Wassertemperaturen in wenigen Tagen dramatisch auf +9 Grad C ab.

Das Wetter "anderswo" im Oktober 2014:

Der Taifun "Phanfone" erreichte am 6. Honshu und Tokio mit Böen bis zu 180 km/h. In der Nacht zum 7.wurde erneut das französische Montpellier von schweren Gewittern und Starkregen (bis 150 mm innerhalb weniger Stunden) heimgesucht. In der Nacht vom 9. zum 10. verursachten Gewitter und Starkregen Überschwemmungen und Schlammfluten im Großraum Genua. Super-Taifun "Vongfong" (900 HPa Kerndruck, Windspitzen bis 300 km/h) blieb etwa zur selben Zeit vergleichsweise harmlos, da er nicht auf bewohntes Gebiet auftraf und erst in abgeschwächter Form zwischen 11. und 14. südjapanisches Gebiet erreichte. Am 14. und 15. tobte Zyklon "Hudhud" über dem Indischen Ozean, löste hierbei u.a. in Nepal/Himalaya einen überraschenden Wintereinbruch mit extrem viel Schnee aus und brachte dadurch dort mehrere Gruppen von Bergwanderern in große Not. Bevor Hurrikan "Gonzalo" auch bei uns für Unruhe sorgte, wurde er am 15. immerhin in Kategorie 4 nach Saffir-Simpson eingeordnet, wies einen Kerndruck von 940 HPa auf und brachte es auf Windspitzen bis zu 230 km/h. Die Bermudas erreichte "Gonzalo" als (bereits herabgestufter) Hurrikan der Kategorie 2 mit Windspitzen bis 175 km/h, bevor er am 19. nahe Neufundland seine tropischen Eigenschaften verlor und anschließend als atlantisches Orkantief Teile West- und Mitteleuropas überquerte. Danach lösten die Reste von "Ex-Gonzalo" bei fortschreitender Südostverlagerung am 23. und 24. vor allem über Griechenland stundenlange Gewitter mit heftigen Regenfällen aus.

Gez. ©Peter Müller, 07.11.2014

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