Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Oktober 2019 in München

Der Oktober 2019 war in München bei leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer deutlich zu warm und aufgrund einer niederschlagsreichen ersten Monatsdekade zu naß. Die Mitteldekade hatte einen überwiegend spätsommerlichen Witterungscharakter. Das Wettergeschehen ähnelte in vielerlei Hinsicht dem Vergleichsmonat des Vorjahres.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Die erste Dekade war geprägt von einer positiven Nordatlantischen Oszillation mit zunehmend stärkeren (Zentral-)Tiefs im isländischen Raum (Kerndruckwerte teilweise bei 955 HPa), welche immer wieder mit Ausläufern und Fronten ostwärts auch bis zu uns ausgriffen und Hochdruckschwerpunkten über den Azoren (Kerndruck 1025 HPa), sowie tageweise auch über Mitteleuropa und Skandinavien (wodurch keine "klassische" Westwetterlage zustande kommen und zeitweise auch eine Staulage an den Nordalpen entstehen konnte). In der Mitteldekade verlagerte sich der Hochdruckschwerpunkt nach Rußland und über das Schwarze Meer, während Tiefdruckgebiete über den Britischen Inseln und der Nordsee lagen, wodurch sich bei uns eine südwestlich geprägte Großwetterlage einstellen konnte. Dabei wurde immer wieder Warmluft subtropischen Ursprungs zu uns verfrachtet. Von Südwest nach Nordost über Deutschland verlaufende, wellende Fronten (Luftmassengrenzen) hielten hierbei die über dem Norden und Westen von Deutschland liegenden, kühleren Luftmassen weitgehend von uns fern. Über den Alpen trat zeitweise Föhn auf. Ab dem 20. lag zunächst eine umfangreiche Tiefdruckzone über Nordeuropa, sowie eine "lückenhafte" Hochdruckbrücke, die sich von den Azoren über Deutschland bis zum Balkan erstreckte, südlich davon. Lückenhaft deshalb, weil sich über Spanien und Frankreich einige kleine, aber wetterwirksame Unwettertiefs breit machen konnten. Dadurch wurde im Alpenraum erneut Föhn ausgelöst, einige Föhntäler in Österreich meldeten dabei tageweise Temperaturen von bis zu +27 Grad C. Am Nachmittag des 20. wurde aus dem südfranzösischen Department Herault als Folge einer ("un-)gesunden" Windscherung hingegen ein Tornado gemeldet. Am 25. und 26. lagen Hochdruckschwerpunkte über dem Atlantik und dem Balkan, während mehrere Tiefdruckzentren über Skandinavien erneut langgezogene Frontlinien entstehen ließen, südlich der Linie war es warm (Süddeutschland), nördlich davon kalt (Norddeutschland). Die langgestreckte, von Frankreich bis nach Rußland reichende Kaltfront erreichte am 28. die Alpen und blieb dort liegen, während ein nachrückendes Hoch über Nordwesteuropa nun den Norden und die Mitte Deutschlands mit freundlichem (aber relativ kaltem) Wetter begünstigte.

Temperaturverhältnisse:

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +12,6 Grad C. Damit war der Monat um etwas mehr, als zwei Grad zu warm (Dekadenwerte: +11,2/+15,1/+11,5 Grad C).

Wärmste Tage des Monats waren der 1. und 13. mit jeweils +17 Grad C im Mittel (am 15. und 27. war es nur unwesentlich weniger warm). Der 13. brachte mit +25 Grad C auch das absolute Temperaturmaximum des Monats mit sich (offiziell waren es "nur" +24,5 Grad C, was dennoch gleichbedeutend war mit einem neuen Tageswärmerekord, bisher: +24,3 Grad C vom 13.10.1990). Am 20. wurde mit +23,0 Grad C der bisherige Tageswärmerekord eingestellt (ebenfalls +23,0 Grad C wurden am 20.10.2017 gemessen), während für den 21. mit +11,9 Grad C ein neues höchstes Tagestemperaturminimum (bisher: +11,2 Grad C vom 21.10.1923) erreicht wurde. Warme Tage hatten wir (exakt, wie im Vorjahr) elf (am 1., vom 12. bis zum 15. täglich, sowie am 17., 18., 20., 21., 26. und 27.), am 13. gab es in einigen Stadtteilen (vor allem in den südlich gelegenen) sogar noch einen "verspäteten" Sommertag. Die mildesten Nächte waren die zum 2. und 21., in welchen die Temperatur nur bis auf +13 Grad C absank, das höchste Temperaturminimum des Monats hatte jedoch (eindeutig) der 21., da es am 2. nach einer Kaltfrontpassage bis zum späten Abend auf +6 Grad C abkühlte. Elf Tage (1., 13. mit 15., 18., 19., 21. mit 23., 25. und 27.) hatten noch Temperaturminima von +10 Grad C oder höher.

Bemerkenswert: Der Oktober 2019 hatte insgesamt sieben Tage, die (bezogen auf die Tageshöchsttemperatur) gleich warm (14., 15., 20. und 27.), oder sogar wärmer (1., 12. und 13.) waren, als der wärmste Tag im Monat Mai 2019!

Der 31. vereinte alle Tiefpunkte der Temperatur auf sich: Kältester Tag des Monats mit +5 Grad C im Mittel, niedrigste Tageshöchsttemperatur mit +6 Grad C, sowie absolutes Monatsminimum mit +3 Grad C. Damit blieb (auch) dieser Oktober frei von Frosttagen, zumindest in der Stadt. An vier Tagen (28. mit 31.) lag die Tageshöchsttemperatur unter +10 Grad C.

Sonnenschein:

Der Sonnenschein summierte sich - sehr ungleich über den Monat verteilt - auf insgesamt 140 Stunden (normal 131), wobei allein auf die Mitteldekade 85 davon entfielen, während es die erste Dekade lediglich auf 22 Sonnenstunden brachte. Fünf Tage (11. mit 13., sowie der 16. und 26.) schafften zehn und mehr Sonnenstunden, zwei Tage (7. und 30.) hatten nur wenige Minuten Sonne aufzuweisen und an fünf Tagen (9., 22., 28., 29. und 31.) gab es keinen einzigen Sonnenstrahl.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad fiel mit 5,0 Achtel (Dekadenwerte: 5,4 - 3,5 - 5,9) der Himmelsfläche nur unwesentlich zu niedrig (normal: 5,2 Achtel) aus. Drei heiteren Tagen (12., 13., und 26.) stehen zwölf trübe Tage (2., 4. mit 8., 22., 24., 28. mit 31.) gegenüber, wobei drei Tage (28., 29. und 31.) durchgängig bedeckt waren.

Niederschläge:

An 19 Tagen (normal 14) gab es Niederschläge, immer in Form von Regen. Mit einer Monatsmenge von 78 mm (normal 56 mm) war der Monat zu naß. Die Dekadenwerte (64 - 4 - 10 mm) zeigen die ungleiche Verteilung über den Monat hinweg deutlich auf. Die größte Tagesmenge fiel gleich am 2. mit 20 mm in Form von länger anhaltendem, teilweise schauerartig verstärktem, Regen (was dazu führte, daß Stadtteile mit höherer Schaueraktivität durchaus noch mehr Wasser abbekamen). Die längste Trockenphase des Monats dauerte sechs Tage (22. mit 27.), außerdem blieben noch der 17., der 20., sowie die vier Tage zwischen 11. und 14. niederschlagsfrei.

Gewittertätigkeit:

Im Münchner Stadtgebiet trat im Oktober 2019 kein Gewitter auf, einzelne Gewitterzellen, die an den Nachmittagen des 1. und 2. nordwestlich an München vorbeizogen, erreichten das Stadtgebiet nicht, bzw. verfehlten uns knapp.

Luftdruck:

Der Luftdruck unterlag vor allem in der ersten Dekade großen Schwankungen, während die Spitzenwerte zum Monatsende auftraten (was am "vorgezogenen Novemberwetter" der letzten vier Tage des Monats jedoch nicht zu erkennen war). Die höchsten Werte wurden am 10., 11., 22., 25. und 26. mit jeweils 1024 HPa, am 29. und 31. mit jeweils 1025 HPa, sowie am 30. mit dem diesbezüglichen Monatsmaximum von 1027 HPa gemessen. Die niedrigsten Werte fielen auf den 2. mit 1005 HPa, den 1. mit 1004 HPa, sowie den 15. mit dem absoluten Monatsminimum von 1003 HPa. Vom 14. zum 15. fiel der Luftdruck von 1019 auf 1003 HPa ab (im Vorfeld einer Kaltfront), anschließend stieg er vom 15. zum 16. von 1003 auf 1018 HPa (Hoch nach Kaltfrontpassage) an.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchtigkeit erreichte ihre niedrigsten Werte mit 37% am 11. und 16., mit 36% am 13., mit 33% am 1. sowie mit dem absoluten Monatsminimum von 32% am 12. und 17., die höchsten Werte wurden an neun Tagen (6., 7., 14., 15., 22., 23., 26., 28. und 29.) mit jeweils 98%, sowie mit dem Absolutmaximum von 100% am 20. und 24. in Zusammenhang mit Nebel gemessen. Ein Absinken der Inversion bis zum Erdboden plus aufkommender Föhn ließen am 20. die Temperatur von +8 auf +23 Grad C ansteigen und die relative Luftfeuchte von 100 auf 38% absinken.

Wind:

Der Wind frischte an sieben Tagen (2., 5., 9., 10., 15., 16. und 21.) stärker auf. Sturmstärke wurde trotz bisweilen reger Tiefdrucktätigkeit nicht erreicht. Vom 1. bis 5. kam der Wind aus westlichen Richtungen, am 6. und 7. aus östlichen. Zwischen 8. und 14. dominierten die Richtungen Süd bis West (nur am 13. gab es vorübergehend Ostwind). Zwischen 15. und 20. herrschte in der Höhe durchweg Südwestwind, während am Boden desöfteren umlaufender Wind zu verzeichnen war. Am 21. drehte der Wind, der anfangs noch aus Süd kam, auf Nordwest und war ab dem 22. erneut uneinheitlich. In höheren Lagen setzte sich bereits ab dem 23. erneut eine süd- bis südwestliche Luftmassenanströmung in Gang, während der Bodenwind erst am 26. und 27. diese Richtung annahm. In den Abendstunden des 27. drehte der Wind auf Nordwest, am 28. auf Nord und die letzten drei Tage des Monats hatten wir Ostwind.

Sonstige Beobachtungen:

An mehreren Tagen mit dünner hoher Bewölkung waren ansatzweise schwache Nebensonnen und Lichtbögen zu beobachten. Hervorragende Alpensicht (ohne Föhn) war in den Mittagsstunden des 8. zu genießen. An drei Tagen erreichte der Föhn das Münchner Stadtgebiet (am 13. nachmittags, vorübergehend auch am 18., sowie besonders kräftig in der Nacht vom 20. zum 21., als die abendliche Abkühlung nahezu völlig ausfiel und am 21. zwischen 0 und 1 Uhr noch +21 Grad C gemessen werden konnten!). Vier Tage (20., 22., 23. und 24.) brachten Nebel mit sich, der 31. zudem Hochnebel. Deutliche Inversionen bauten sich an neun Tagen (12. mit 15., 20., 23., 24., 26. und 27.) auf, wobei diese am 23. und 24. ganztags anhielten (exemplarisch Tmax. am 23.: Hoher Peißenberg +21 Grad C, München +16 Grad C). Extrem war die Situation am 13. um 6.30 Uhr, sowie am 14. um 2 Uhr morgens (Hoher Peißenberg +19, bzw. +21 Grad C, München hingegen +10, bzw. +11 Grad C).

Markante Wetterereignisse andernorts im Oktober 2019:

- am 1. und 2., Süden und Osten der USA: Extreme Hitze! Am Nachmittag des 2. meldete Washington +36 Grad C, womit der dortige Oktoberhitzerekord aus dem Jahr 1941 überboten wurde,

- am 6. und 7., Europa: Große Temperaturgegensätze! Hochsommer über Spanien mit Temperaturen bis zu +35 Grad C (Cordoba, Sevilla), tiefster Winter im Norden Norwegens mit -12 Grad C in Geilo-Geilostolen (dieser 810 m hoch gelegene Ort heißt tatsächlich so),

- von 8. bis 11., Norden und Mitte der USA: Vom Sommer in den Winter in zwei Tagen! Ein Hoch im Westen und ein Tief im Osten der Staaten zapfen die arktische Kaltluft an, exemplarisch sei der Wetterverlauf am Meßpunkt "Cheyenne Warren Airport" angeführt: +25 Grad C und Sonne bei extrem trockener Luft (8% relative Luftfeuchte) am 8., Temperatursturz, Eisregen und Schneefall im Verlauf des 9., Mittagstemperatur von -7 Grad C am 10. (24-stündiger Luftdruckanstieg ab dem 9., 12 Uhr Ortszeit von 1000 auf 1026 HPa) und in der Nacht zum 11. Frost bis -12 Grad C, bevor es anschließend wieder deutlich milder wurde,

- von 11. bis 14., japanische "Ostküste", u.a. Tokio: Kleines Auge - große Wirkung! Das Auge von Tropensturm "Hagibis" weist über dem Pazifik am 8. nur einen Durchmesser von 8 km auf (obligatorisch sind bei solchen Wirbelstürmen 20-60 km), über offenem Meer tobt der Sturm mit bis zu 250 km/h. Besonders am 12. und 13. wird (auch) der "Großraum Tokio" vom Unwetter erfaßt, selbst inmitten der Stadt werden Windspitzen bis 157 km/h gemessen, verbreitet fallen bis zu 600 mm Regen innerhalb von zwei Tagen.

Gez. ©Peter Müller, 09.11.2019

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