Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Oktober 2020 in München

Der Oktober 2020 war in München bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer normal temperiert (minimal zu warm) und deutlich zu naß. Die recht kühle und trübe Mitteldekade war durch eine ausgeprägte Troglage über Mitteleuropa gekennzeichnet.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Am 1. bestimmte milde Atlantikluft unter Zwischenhocheinfluß unser Wetter. Ein stationäres Sturmtief über Westeuropa ("Zentraltief", Kerndruck bei 980 HPa) leitete ab dem 2. (auch) über Mitteleuropa wechselhaftes Wetter mit reger Frontentätigkeit ein. Südlich der Alpen herrschte zunächst ein großräumiger Stau mit Unwettern durch Extremniederschläge (Südfrankreich und Norditalien punktuell bis zu 600 mm Regen innerhalb von drei Tagen). Im Süden Deutschlands war es am 8. und 9. unter Zwischenhocheinfluß vorübergehend freundlicher und wärmer. Ab dem 10. stellte sich über Mitteleuropa ein Tiefdrucktrog ein, welcher zeitweise von Skandinavien bis nach Italien reichte. Verstärkt wurde das Ganze zwischen 13. und 16. noch durch Höhen-Tiefs, sowie ein (weiteres) Tief über Polen am 14. (welches an der Ostsee eine Sturmlage auslösen konnte, während in den Alpen zur Monatsmitte bis auf eine Höhe von 1000 Metern herab Schnee fiel). Vom 17. bis zum 19. zog ein Hoch von NW nach SO über uns hinweg, wobei es noch kühl blieb. Der Norden Skandinaviens erlebte in diesen Tagen einen Wintereinbruch (nachdem es anfangs der Mitteldekade "rund um den Nordpol" bis zu 10 K wärmer war, als normalerweise). Zu Beginn der Schlußdekade änderte sich die Wetterlage grundlegend: Zwischen 20. und 23. stellte sich der Tiefdruckschwerpunkt bei Irland und über dem Ostatlantik ein, während hoher Luftdruck über dem Schwarzen Meer lag. Aus südlichen bis südwestlichen Richtungen wurde Warmluft herangeführt. Eine vorübergehende Zonalisierung (Tiefs über Island und Skandinavien, Hochdruckschwerpunkte über den Azoren und dem zentralen Mittelmeer) fand zwischen dem 24. und 28. statt. Vom 29. bis zum 31. positionierte sich ein neues Zentraltief über Island. Bei einem überwiegend tiefdruckgeprägten Wetterablauf herrschte eine rege Abfolge von Warm- und Kaltfronten, dazwischen gab es kurze Zwischenhochabschnitte oder föhnige Aufheiterungen. Ein von einem Hoch über Südeuropa ausgehender Rücken führte an den letzten Tagen des Monats noch einmal sehr milde Luft subtropischen Ursprungs nach Südbayern.

Temperaturverhältnisse:

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +10,5 Grad C (Dekadenwerte: +12,7/+7,6/+11,3 Grad C) und lag damit nahe an der Norm (nur minimal "zu warm"). Der Kaltlufteinbruch in der Mitteldekade war markant, der Temperaturanstieg in der Schlußdekade aber ebenfalls.

Wärmste Tage des Monats waren der 9. und 23. mit jeweils +15 Grad C im Mittel. Bereits der 3. brachte mit +22 Grad C das absolute Temperaturmaximum des Monats. Warme Tage hatten wir drei (am 1., 3. und 21.), zu einem "verspäteten" Sommertag reichte es bei Weitem nicht (mehr). Die mildeste Nacht war die vom 2. zum 3., in welcher die Temperatur nur bis auf +16 Grad C zurückging. Da im Verlauf des 3. hinter einer Kaltfront die Temperatur bis in die späten Abendstunden auf +7 Grad C absank, brachte erst der 23. mit +11 Grad C das höchste Temperaturminimum des Monats.

Kältester Tag des Monats mit +6 Grad C im Mittel war der 14., während am 15. mit +8 Grad C die niedrigste Tageshöchsttemperatur gemessen wurde. Das absolute Monatsminimum wurde am 20. mit +2 Grad C erreicht. Damit blieb (auch) dieser Oktober frei von Frosttagen (wie häufig in den letzten Jahren), zumindest in der Stadt. An acht Tagen (von 11. mit 17. täglich, sowie am 26.) lag die Tageshöchsttemperatur nicht über +10 Grad C.

Sonnenschein:

Der Sonnenschein summierte sich auf insgesamt gerade einmal 95 Stunden (normal 131), wobei auf die Mitteldekade nur 22 entfielen (erste Dekade 38, dritte Dekade 35 Stunden). Vier Tage (1., 9., 25. und 31.) schafften acht und mehr Sonnenstunden (wobei am 25. und 31. jeweils maximale neun Stunden geboten waren), zwei Tage (14. und 17.) hatten nur wenige Minuten Sonne aufzuweisen und an fünf Tagen (10., 15., 16., 26. und 29.) gab es keinen einzigen Sonnenstrahl.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad fiel mit 5,8 Achtel (Dekadenwerte: 5,6 - 6,3 - 5,6) der Himmelsfläche (normal: 5,2 Achtel) "übernormal" aus. Zu einem durchweg heiteren Tag reichte es nicht, während gleich 16 Tage (2., 3., 5. mit 7., 11., 13. mit 17., 23., 26., 28. mit 30.) es im Tagesmittel auf einen Bedeckungsgrad von mindestens 6/8 brachten, von denen wiederum vier Tage (15., 16., 26. und 29.) gänzlich bedeckt waren.

Niederschläge:

An 21 Tagen (normal 14) gab es Niederschläge, immer in Form von Regen. Mit einer Monatsmenge von 95 mm (normal 56 mm) war der Monat deutlich zu naß (Dekadenwerte 34 - 18 - 43 mm). Die größte Tagesmenge mit jeweils 14 mm - jeweils in Form von länger anhaltendem Regen - gab es gleich an drei Tagen (16., 26. und 29.), die längste Trockenphase des Monats dauerte vier Tage (19. mit 22.), außerdem blieben noch der 1., 4., 9., 17., 25. und 31. niederschlagsfrei.

Gewittertätigkeit:

Im Münchner Stadtgebiet trat im Oktober 2020 kein Gewitter auf. Einzelne Gewitter im Umland (am 7. zwischen 0 und 1 Uhr über dem Starnberger See, oder am frühen Nachmittag des 29. nördlich des Ammersees) erreichten das Stadtgebiet nicht.

Luftdruck:

Der Luftdruck hatte seine Tiefpunkte bevorzugt an den ersten Tagen des Monats, seine Höhepunkte überwiegend in der zweiten Monatshälfte, als da wären zu nennen: 1024 HPa am 8., 1025 HPa am 18. und 29., 1026 HPa am 19., sowie das diesbezügliche Monatsmaximum von 1027 HPa, welches am 30. und 31. erreicht wurde. Die niedrigsten Werte fielen auf den 1., 5. und 26. mit 1003 HPa, den 4. mit 996 HPa, den 2. mit 990 HPa, während am 3. mit 987 HPa das absolute Monatsminimum gemessen werden konnte. Dem deutlichsten Luftdruckfall (von 1013 auf 990 HPa vom 1. zum 2.) folgte unmittelbar der stärkste Anstieg (von 987 auf 1011 HPa vom 3. bis zum 5.); maßgeblich war hierfür die Tiefdruck-Wetterlage des 3., als zuerst Föhn herrschte und später eine Kaltfront durchging.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchtigkeit erreichte ihre niedrigsten Werte mit 42% am 4., 8. und 20., mit 38% am 21., sowie mit dem absoluten Monatsminimum von 33% am 3. (frühmorgens bei einem Föhndurchbruch). Die höchsten Werte wurden an drei Tagen (1., 26. und 27.) mit jeweils 98% gemessen. Jeweils im Dauerregen verharrten die Werte an zwei Tagen (90-95% am 16., 88-98% am 26.) durchgehehend im hohen Bereich.

Wind:

Der Wind frischte an sieben Tagen (3., 4., 6., 7., 28., 29., 30.) stärker auf, maximal bis 7 Beaufort. Sturmstärke wurde nicht erreicht (am 3. allerdings nur knapp verfehlt). Vom 1. bis zum 3. kam der Wind aus Südost bis Südwest (rund um die Kaltfront am 3. für einige Stunden stramm aus West), am 4. aus uneinheitlichen Richtungen. Zwischen 5. und 10. hatten wir Wind aus Südwest bis West, von 11. bis 18. Wind aus West bis Nord. Anschließend drehte der Wind über Ost (19.), Südost (20.) und Süd (21.) auf südwestliche Richtungen (22. mit 24.), am 25. war eine "Rückdrehung" auf Süd bis Ost zu verzeichnen. Einmal "ganz herum" ging es am 26. (von Ost über Nord und West auf Süd), anschließend folgte erneuter Südwest- bis Westwind vom 27. bis zum 30., während am 31. Süd- bis Südostwind vorherrschte.

Sonstige Beobachtungen:

An drei Tagen erreichte der Föhn das Münchner Stadtgebiet (am 3. brach er zwischen 4 und 5 Uhr früh bis zum Boden durch, am 21. in den Nachmittagsstunden, leichter Föhn herrschte auch am 25.), sehr gute Sicht bis zu den Alpen gab es (auch) bereits am 2., nur minimale Sicht hatten wir hingegen in den Früh- und Vormittagsstunden des 1., denn dieser war ein Nebeltag. Hochnebel war am 18. und 26. zu verzeichnen. Nennenswerte Inversionen bauten sich an vier Tagen (20., 21., 22. und 26.) auf, wobei es am 20. und 21. in mittleren Lagen bis zu 10 K wärmer war, als am Erdboden (exemplarisch am 20., Hoher Peißenberg +12 Grad C, München +2 Grad C um 7 Uhr, bzw. am 21., Hoher Peißenberg +16 Grad C, München +6 Grad C um 6.30 Uhr).

Markante Wetterereignisse andernorts im Oktober 2020:

- vom 1. bis zum 4., Südfrankreich, Südschweiz, Teile Österreichs, Norditalien: Alpiner Südstau mit extremem Starkregen. Föhnorkan im Hochgebirge (z.B. Patscherkofel Spitzenböen bis 160 km/h). Camedo/Tessin meldete einen 24-Stunden-Niederschlag von 421 mm (einen noch höheren diesbezüglichen Wert in der Schweiz gab es bislang nur einmal, am 26.08.1935, mit 455 mm/24 Stunden),

- vom 5. bis zum 9., Mittel- und Nordamerika: Tropensturm "Delta" zog vom Karibischen Meer über Mexiko, Yucatan in Richtung US-Golfküste. Mittelwinde bis zu 185 km/h (Kategorie 3 nach Saffir-Simpson) lösten insbesondere Sturmfluten aus,

- vom 6. bis zum 14., Vietnam: Schwere Unwetter mit extremen Regenmengen setzten rund 100 000 Häuser unter Wasser, vom 28. bis zum 30. traf der Tropensturm "Molave" (dort "stärkster Wirbelsturm seit mindestens 20 Jahren") wiederum auf Vietnam (schwere Böen, Erdrutsche, Überschwemmungen),

- am 27., Arktis: Neues Minimum (seit Beginn der Satelllitenmessung im Jahr 1979) bezüglich der Ausdehnung des arktischen Meereises mit 6,5 Millionen Quadratmetern zu diesem Zeitpunkt! Ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen verlangsamten die Bildung neuen Eises,

- am 30. Boston (Nordosten der USA): Ein ungewöhnlich früher Wintereinbruch bescherte Boston mit 9 cm Höhe einen Schneedecken-Rekord für Oktober (der bisherige lag bei 2,8 cm, gemessen am 31.10.2005),

- Nordosten Sibiriens: Nachdem sich das extreme Übermaß an Wärme (zu warmer Winter, ein noch deutlich überwärmteres Frühjahr, Hitzerekorde im Juni) in den Monaten Juli, August und September nicht fortsetzte, war der Oktober nun wieder 4 K (Ojmjakon), bzw 5 K (Verhojansk) "übertemperiert".

Gez. ©Peter Müller, 23.11.2020

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