Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im November 2010 in München

Der November 2010 war in München bei nahezu normaler Sonnenscheindauer und zeitweise frischem Wind etwas zu trocken und aufgrund einer extrem warmen ersten Monatshälfte trotz des Wintereinbruchs zum Monatsende im Mittel immer noch deutlich zu warm.

In der ersten Monatshälfte dominierten durchweg milde, teilweise sogar warme Luftmassen aus Süd bis West das Wettergeschehen. Dabei trat meist recht abwechslungsreiches, aber nicht unfreundliches Wetter auf. Zur Monatsmitte hin, ab dem 12., erfaßte das Orkantief "Carmen" auch München. Zunächst mit Sturm und Regen, dann mit Föhn und Sonne, wobei die Temperaturen an einigen Tagen aufgrund Zufuhr subtropischer Warmluft plus Föhn Mai-Niveau erreichten und einige neue Wärmerekorde registriert werden konnten. Nach Monatsmitte herrschte dann vorübergehend eher ruhiges, novembertypisch trübes Wetter bei jahreszeitgemäßen Temperaturen. Ab dem 26. bestimmten arktische Luftmassen mit Schnee und Frost unser Wetter, nachdem sich bereits ab dem 15. über Skandinavien massiv Kaltluft angesammelt hatte.

Mit einem Monatsmittel der Temperatur von +6,4 Grad C war der Monat um etwa 1,5 Grad zu warm. Dieser Mittelwert setzt sich aber aus zwei gegenläufigen Extremen zusammen: Für die erste Monatshälfte errechnet sich ein Temperaturmittel von +11,1 Grad C, für die zweite eines von nur noch +1,7 Grad C.

Wärmster Tag des Monats war der 13. mit einer Tagesmitteltemperatur von +16 Grad C (Maximum: +19 Grad C, Minimum: +13 Grad C, zugleich höchstes Nachtminimum des Monats). Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde am 14. mit +20 Grad C gemessen. Dies war zugleich der einzige warme Tag des Monats. Warme Tage im November sind in München eigentlich sehr selten, seit 2005 gab es aber - außer 2007 - in jedem Jahr genau einen.

"Wetteramtlich" (der Föhneffekt läßt eben mit jedem Kilometer weiter nach Norden nach!) lag die Höchsttemperatur des 14. zwar "nur" bei +18,8 Grad C, aber auch dies ist gleichbedeutend mit einem neuen Wärmerekord für diesen Tag.

An 13 Tagen stieg die Tageshöchsttemperatur auf mindestens +10 Grad C (alle zwischen dem 1. und 15.), dabei wurden acht Mal mindestens +15 Grad C erreicht.

Sechsmal (und damit einmal öfter, als im Oktober!) lagen die Tagestemperaturminima bei +10 Grad C und mehr, wobei der 1. mit einer Frühtemperatur von +16 Grad C den Vogel abschoß. Da es aber an diesem Tag zum Abend hin deutlich abkühlte, gab es kein neues höchstes Temperaturminimum für diesen Tag.

Angeführt werden sollen an dieser Stelle auch die amtlichen Daten hinsichtlich neuer höchster Tagestemperaturminima:

+12,1 Grad C am 05.11.2010 (bisher: +9,5 Grad C am 05.11.1938),
+11,4 Grad C am 06.11.2010 (bisher: +9,1 Grad C am 06.11.1938),
+10,8 Grad C am 13.11.2010 (bisher: +7,7 Grad C am 13.11.1969).

Zwischen dem 16. und 30. war der höchste gemessene Temperaturwert +7 Grad C (am 18.).

Frosttage gab es sechs (anstelle der normalen 14), den ersten hiervon erst am 20., die restlichen fünf vom 26. bis 30. "am Stück". Am 24. lag das Temperaturminimum genau bei 0 Grad C.

Der 30. bot hier sämtliche Tiefstpunkte der Temperatur: Er wurde mit dem absoluten Monatsminimum von -7 Grad C bei der niedrigsten Tageshöchsttemperatur von -1 Grad C zum kältesten Tag (Mitteltemperatur: -4 Grad C) und einzigen Eistag des Monats November 2010.

Zwingend erwähnt werden muß hier - wegen einer extremen Monatstemperaturamplitude von 41,4 Kelvin - der Ort Oberstdorf: Einerseits gab es dort am 14. spätsommertaugliche +21,3 Grad C als Monatsmaximum (und das nach einer nächtlichen Tiefsttemperatur von -1 Grad C am selben Tag!), andererseits am 30. mit -20,1 Grad C einen absoluten Tiefstwert, der selbst dem Hochwinter zur Ehre gereicht hätte.

Die Sonnenscheindauer erfüllte in München mit 71 Stunden (normal wären 74 gewesen) nahezu ihr statistisches Soll. Mehr als acht Stunden Sonne gab es an drei Tagen (4., 9., 14.), wobei am 14. mit 9 Sonnenstunden das höchste Tagesmaximum erreicht wurde. An elf Tagen (2., 6., 7., 8., 16., 21., 22., 23., 26., 28. und 29.) gab es absolut null Sonne, an weiteren sechs Tagen schien die Sonne jeweils nur wenige Minuten.

Ein ebenfalls jahreszeitgemäßer Wert errechnet sich mit 5,9 Achteln der Himmelsfläche (normal 6,1) hinsichtlich des durchschnittlichen Bewölkungsgrades. Durchweg heiter war nur ein einziger Tag (der 14.), überwiegend trüb hingegen gleich 17 Tage (davon 12 in der zweiten Monatshälfte), wovon wiederum acht Tage (2., 16., 17., 21., 22., 23., 26. und 29.) völlig bedeckt blieben. Die restlichen zwölf Tage des Monats waren wechselnd bewölkt und dabei nicht unfreundlich.

Wenig spektakulär zeigt sich auch die Niederschlagsbilanz: An 16 (normal 15) Tagen kamen insgesamt 48 mm (normal 61) an Nässe vom Himmel. An acht Tagen (alle in der ersten Monatshälfte) fiel nur Regen, am 16., 22. und 23. gab es Schnee und Regen durch- oder nacheinander, und an den fünf Niederschlagstagen ab dem 24. fiel nur noch Schnee, wobei es am 29. mit 10 mm die größte Tagesmenge dieses Monats gab.

An fünf Tagen (normal wären drei gewesen) lag in München eine Schneedecke, die am 29. mit 10 cm ihre maximale Höhe erreichte.

Gewitter: Fehlanzeige. Im Schnitt gibt es im November alle fünf Jahre einen Tag mit Gewitter, im Jahr 2007 hatte München den diesbezüglichen Rekord für einen Novembermonat mit gleich vier Gewittertagen, danach hatten wir hier kein November-Gewitter mehr.

An vier Tagen (2., 9., 20., 21.) gab es Nebel.

Der Föhn reichte an drei Tagen (am 1. frühmorgens, am 13., und ganz gewaltig am 14.) bis München.

Nur am 14. gab es in den frühen Morgenstunden eine nennenswerte Inversion, diese wurde durch Föhn und Sonne am Spätvormittag aber rasch beseitigt. Das nahezu völlige Fehlen von Inversions(wetter)lagen ist bedingt durch überwiegenden Tiefdruckeinfluß sowie den oftmals lebhaften Wind, den es auch an den (wenigen) Tagen mit Hochdruckeinfluß gab.

Regelrechte Kapriolen schlug diesen Monat das Barometer: Die höchsten Luftdruckwerte lieferten der 4. mit 1026 HPa, sowie der 5. mit dem Monatsmaximum von 1028 HPa. Sehr viel zahlreicher sind aber tiefe Werte: 999 HPa am 22., 998 HPa am 12. und 997 HPa am 7.; regelrechte Extremwerte gab es dann am 9., als nahezu ganztags nur 982 HPa gemessen wurden, sowie am 8., als am späten Abend das absolute Monatsminimum mit dem hier sehr seltenen Wert von nur noch 981 HPa erreicht wurde. In Westdeutschland und Teilen Frankreichs sank der Luftdruck am 8. und 9. sogar bis auf 970 HPa ab. Der Allzeitrekordwert eines Luftdruckminimums in München wurde am 25.02.1989 mit 967,1 HPa gemessen, als sich ein sogenanntes "Jahrhundert-Tief" vom Atlantik bis nach Rußland sowie vom Nordpolargebiet bis Nordafrika erstreckte.

Hohe Werte bei der relativen Luftfeuchtigkeit von 90% und mehr gab es jahres- und tageszeitbedingt häufig in den Nacht- und Morgenstunden. Hervorzuheben sind die 95% am Mittag des 20., sowie die unüberbietbaren 100% am 29. um 12 Uhr mittags. Die niedrigsten Werte gab es hier mit 45% am Nachmittag des 25., mit 42% in den frühen Morgenstunden (!) des 1., sowie am 14. mit dem Monatstiefstwert von 40%.

Sehr auffällig war auch die Beobachtung vom 5. zwischen 23 und 24 Uhr auf der Zugspitze: Dort sank die relative Luftfeuchte auf 19% ab bei einer Lufttemperatur von +1 Grad C (und einer Taupunkttemperatur nahe -20 Grad C)!

Der Wind frischte - über den ganzen Monat nahezu gleichmäßig verteilt - gleich an 15 Tagen stärker auf. Er erreichte hierbei an fünf Tagen (4., 5., 6., 12. und 13.) Sturmstärke, wobei am 12. in Zusammenhang mit Orkantief "Carmen" mit 100 km/h (entspricht dem oberen Ende von Windstärke 10 = schwerer Sturm) die höchste Windspitze des gesamten Herbstes erreicht wurde (zur Erinnerung: September und Oktober blieben jeweils gänzlich "sturmfrei").

Auf der Zugspitze gab es am 12. eine Spitzenböe von 158 km/h. Orkan wurde auch vom Wendelstein (Windspitze: 140 km/h) gemeldet, orkanartiger Sturm vom Großen Arber und vom Hohenpeißenberg (jeweils Windspitze 115 km/h).

Vom 1. bis 16. kam der Wind, mit einer einzigen Ausnahme, durchweg aus Süd bis West. Zwischen dem 17. und 30. wechselte die Windrichtung rasch, wobei sieben Mal östliche und sechsmal westliche Richtungen zu verzeichnen waren.

Geradezu schulbuchmäßig war der zeitliche Ablauf von niedrigen Luftdruckwerten und dem Nachfolgen von Sturm und Wärme im Spätherbst und den Wintermonaten: Den niedrigsten Luftdruckwerten vom 8. und 9. folgten die stärksten Böen am 12. und 13., sowie die größte Wärme am 13. und 14.!

Um den 13. herum lag zudem eine scharfe Luftmassengrenze quer über Deutschland, diese verursachte vor allem im Raum Essen, sowie im Sauer- und Siegerland unwetterartige Niederschläge mit 48-Stunden-Mengen von bis zu 100 mm, was dort zu größeren Überschwemmungen führte.

Der in Hessen gelegene, 743 m hohe, Vogelsberg meldete 26 völlig sonnenlose Tage und eine Monats-Sonnenscheinsumme von gerade einmal vier Stunden!

Kaltluftvorstöße in Richtung westliches und zentrales Mittelmeer sorgten einerseits für hohe Niederschlagsmengen (z.B. hatte Neapel am 8., 17. und 22. jeweils unwetterartigen Regen mit Mengen zwischen 50 und 85 Litern pro Quadratmeter, oder Palermo gleich am 1. satte 135 mm, oder Malaga 75 mm am 27.), andererseits auch für extrem tiefe Temperaturen zum Monatsende hin (z.B. wurden an den italienischen Orten Piacenza, Bozen und Turin ebenso Werte zwischen -4 und -1 Grad C gemessen, wie in Spanien in Oviedo, Madrid, Pamplona oder Santander). Madrid meldete am 29. um 13 Uhr sogar Schneefall. Im östlichen Mittelmeerraum hingegen herrschte weitgehend sonniges Wetter mit spätsommerlichem Temperaturniveau (z.B. waren in Antalya alle Novembertage warme Tage, wobei noch an 15 Tagen Sommertage mit Temperaturhöchstwerten von mindestens +25 Grad C zu vermelden waren). Am 7. traf der Zyklon "Jal" mit Orkanböen und heftigem Regen die Ostküste Indiens, am 8. meldete Spaniens Biskayaküste Orkanböen. Am 13. gab es einen heftigen Wintereinbruch (Starkschneefall) in Texas, während am 14. an der libanesischen Mittelmeerküste ein Tornado (über Wasser) beobachtet werden konnte. Ebenfalls einen Tornado gab es am 21. im US-Bundesstaat Illinois. Im Norden Schwedens uns Finnlands trat in Richtung Monatsende extreme Kälte auf, die niedrigsten Temperaturen wurden am 25. mit Tageswerten unter -20 Grad C und nächtlichen Tiefstwerten bis -36 Grad C gemessen.

Gez. ©Peter Müller, 02.12.2010

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