Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im November 2020 in München

Der November 2020 war in München bei weit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu warm, ausgesprochen windschwach und erheblich zu trocken.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Zu Beginn des Monats erstreckte sich eine Zone hohen Luftdruckes von Spanien über den zentralen Mittelmeerraum bis in den Westen Rußlands. Tiefer Luftdruck mit reger Frontentätigkeit befand sich zwischen Island und Skandinavien. Unser Wetter wurde am 2. von einem weit geöffneten Warmsektor (nach erfolgtem Warmfrontdurchgang) geprägt. Mit der nachfolgenden Kaltfront, welche zunächst von Finnland bis nach Portugal reichte und sich ostwärts verlagerte, bekamen wir es im Verlauf des 3. zu tun. Anschließend entwickelte sich ab dem 4. rasch eine umfangreiche und kräftige Hochdruckzone, die vom Atlantik bis zum russischen Festland reichte, Tiefdruckgebiete zogen weit nördlich daran vorbei. Ab 7. verstärkte sich über dem Nordwesten Europas die Tiefdrucktätigkeit, diese blieb jedoch bis zur Monatsmitte noch ohne Zugriff auf den Süden Deutschlands. Denn hier hielt der Hochdruckkomplex, nun mit mehreren Zentren über Skandinavien, Mittel- und Südosteuropa dagegen. Gleichzeitig wurde vor allem in höheren Lagen Warmluft herangeführt, die sich aufgrund hochreichend windschwacher Verhältnisse nicht immer bis zum Boden durchsetzen konnte. Eine schwache Kaltfront beseitigte am 12. immerhin die Inversionslage. Von 13. bis 16. standen sich Islandtief (Kerndruck 970 HPa) und Festlandshoch (Kerndruck 1040 HPa) gegenüber. Zwischen den Druckgebilden strömte von Süden her milde Luft zu uns. Nachfolgend sorgte der ehemalige Hurrikan „Eta“ auch über Teilen Deutschlands für Unruhe. Süddeutschland wurde hierbei (nur) durch wechselhafteres Wetter und ein paar Starkwindböen beeinflußt, weiter nördlich herrschte deutlich mehr Dynamik. Allerdings blieben auch wir von den zugehörigen Kaltfronten, die am 19. südostwärts geführt wurden, nicht verschont und das oftmals freundliche und milde Novemberwetter endete. Ab dem 21. setzte sich von Westen her rasch wieder Hochdruckeinfluß durch, wobei das Hochzentrum am 21. mit 1040 HPa direkt über Deutschland lag. Die Sonne zeigte sich zwar erneut öfter, schaffte es aber kaum noch, die zuvor eingeströmte Kaltluft zu erwärmen. Während der hohe Luftdruck von Spanien bis zum Balkan reichte, zogen die atlantischen Tiefausläufer auf einer weit im Norden liegenden Bahn ostwärts (Nordeuropa relativ mild und ziemlich naß). An den letzten drei Tagen des Monats verschoben sich die Schwerpunkte des hohen Luftdruckes, eine umfangreiche Hochdruckzone erstreckte sich nun von den Britischen Inseln und Skandinavien bis über die Alpen südwärts, während Tiefdruckzenten sowohl über dem Nordmeer, wie auch über Portugal und Italien lagen. Hierbei wurde feucht-kalte Luft von Nord nach Süd geführt, welche im zentralen Mittelmeerraum mit warmen Luftmassen kollidierte (dort Unwetter).

Temperaturverhältnisse:

Mit +6,6 Grad C errechnet sich eine um eineinhalb Grad zu hohe Monatsmitteltemperatur (Dekadenwerte: +8,7 / +8,8 / +2,2 Grad C).

Wärmster Tag des Monats war der 2. mit einer (frühsommertauglichen) Mitteltemperatur von +18 Grad C, dieser Tag wies auch das absolute Tagestemperaturmaximum mit +22 Grad C auf (offizieller Wert +21,5 Grad C, zugleich neuer Tageswärmerekord, bisher: +20,8 Grad C vom 02.11.1999). Das höchste Tagesminimum hatte ebenfalls der 2. mit +13,0 Grad C (gleichbedeutend mit dem höchsten Tagestemperaturminimum für einen 2.November in München, ebenfalls exakt +13,0 Grad C wurden auch schon am 02.11.1924 gemessen). Mildeste Nacht war die vom 2. zum 3., in welcher die Temperatur nicht unter +14 Grad C absank (im Verlauf des 3. wurde es in Zusammenhang mit einem Kaltfrontdurchgang frischer). An fünf Tagen (2., 3., 13. mit 15.) wurden Tageshöchstwerte von +15 Grad C und mehr erreicht, wobei der 2. zum einzigen Warmen Tag des Monats wurde. Andererseits wurde ab dem 20. kein Wert mehr über +10 Grad C gemessen (am Nachmittag des 22. reichte es kurzzeitig noch einmal für exakt +10 Grad C, alle sonstigen Temperaturwerte lagen an den letzten elf Tagen des Monats unter dieser Marke).

Kältester Tag des Monats war der 30. mit einer Tagesmitteltemperatur von -1 Grad C, dieser Tag hatte mit -3 Grad C auch das absolute Temperaturminimum des Monats zu bieten, während die niedrigste Tageshöchsttemperatur mit +1 Grad C bereits am 28. fällig war. Die sechs Frosttage (am 21., 22., sowie vom 27. bis zum 30.) traten ebenso allesamt in der Schlußdekade auf, wie die beiden Tage (25. und 26.), an welchem das Tagestemperaturminimum genau bei 0 Grad C lag. Eistage gab es keine.

Sonnenschein:

Anstelle der normalen 74 gab es heuer eine Monatssumme von beachtlichen 120 Sonnenstunden (Dekadenwerte: 30 – 52 – 38 Stunden). Fünf Tage (1., 3., 4., 28. und 29.) blieben gänzlich ohne Sonnenschein. Ebenfalls fünf Tage (14., 15., 18., 21. und 22.) brachten hingegen mindestens je acht Sonnenstunden, wobei der 18. mit neun Sonnenstunden das diesbezügliche Maximum erreichte.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich (anstelle von 6,1) auf nur 4,8 Achtel (Dekadenwerte 5,5 – 4,2 – 4,8 Achtel). Acht vorherrschend trüben Tagen (1. mit 4., 11., 23., 28. und 29.) - wobei der 4. und 28. gänzlich bedeckt blieben - standen zwei durchweg heitere Tage (18. und 21.) gegenüber.

Niederschläge:

Statt an normalen 15 gab es lediglich an sieben Tagen (1., 3., 4., 16., 19., 20. und 23.) Niederschläge. Diese fielen – mit einer Ausnahme - stets als Regen. Am 20. ging zwischen 19.05 und 19.15 Uhr ein Graupelschauer nieder. Mit einer Monatsmenge von 19 mm (normal 61 mm) war es erheblich zu trocken. Das Tagesmaximum des Niederschlages brachte der 3. mit 8 mm in Form von länger anhaltendem Regen (Stau an den Alpen nach Passage einer schwachen Kaltfront) zustande. Kennzeichnend für den Monat waren zwei ausgeprägte Trockenphasen, welche vom 5. bis zum 15., sowie vom 24. bis zum 30. auftraten.

Schneelage:

Fehlanzeige mangels Schneefall.

Gewittertätigkeit:

Im November 2020 war in München (auch bei den vereinzelten Kaltfrontpassagen) kein Gewitter zu verzeichnen.

Luftdruck:

Der ganze Monat lag (barometrisch) durchgängig im Hochdruckbereich! Die höchsten Werte des Luftdruckes wurden mit 1036 HPa am 6., mit 1037 HPa am 5., mit 1038 HPa am 20., sowie mit 1039 HPa am 21. als absolutem Monatsmaximum erreicht. Die niedrigsten diesbezüglichen Werte hatten wir am 1. mit 1018 HPa, am 2. mit 1017 HPa, sowie am 15. und 16. mit 1013 HPa als Monatsminimum. Der stärkste Luftdruckfall erfolgte vom 14. zum 15. von 1025 auf 1013 HPa. Der deutlichste Luftdruckanstieg, ausgehend von 1019 HPa auf 1037 HPa, fand vom 3. bis zum 5. statt. Am 16. stieg der Luftdruck (nach Durchgang einer Kaltfront) zwischen 5 und 24 Uhr von 1013 auf 1026 HPa an.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte an zwei Tagen (8. und 9.) volle 100%. Hohe Werte wiesen auch der 7. und 27. mit jeweils 99%, sowie der 10., 11., 26. und 28. mit jeweils 98% auf. Am 28. lag kein Einzelwert im Tagesverlauf unter 89%. Die hohen Werte wurden allesamt im Zusammenhang mit Nebel- bzw. Inversionslagen verzeichnet. Die niedrigsten Einzelwerte brachten freundliche und milde Nachmittage mit sich: 44% am 15., 43% am 13., 40% am 22., sowie 38% am 14. als Absolut-Monatsminimum.

Wind:

Der Wind frischte nur an drei Tagen (3., 16. und 19.) stärker auf. Sturmstärke wurde nicht erreicht. Vom 1. bis zum 3. hatten wir Südwestwind, im Verlauf des 3. erfolgte Winddrehung auf Nordwest. Dominierte vom 4. bis zum 6. noch Nordost- bis Ostwind, so kam der Wind zwischen 7. und 11. nur noch teils aus Ost und war häufiger variabel. Von 12. bis 19. herrschte südwestlicher Wind vor (zwischenzeitlich am 14. und 15. auch Südostwind). Im Verlauf des 19. erfolgte eine Winddrehung auf Nordwest, diese Richtung wurde am 20. beibehalten. Zwischen 21. und 24. kam der Wind teils aus Süd bis Südost, teils aus umlaufenden Richtungen. Vom 25. an bis zum Monatsende war Nordost- bis Ostwind zu verzeichnen, wobei im Verlauf des 30. der Wind von Ost über Nord auf West drehte.

Sonstige Beobachtungen:

Gleich zwölf Tage (7. mit 10., 15., 18., 19., 22., sowie 25. mit 28.) brachten nennenswerte Inversionslagen, welche insbesondere einhergehend mit Nebel im Flachland, teilweise ganztags anhalten konnten. Hervorzuheben ist, daß es am Morgen des 7. auf der Zugspitze (mit +4 Grad C um 8 Uhr) wärmer war, als zum selben Zeitpunkt in München (mit +3 Grad C), sowie die Temperaturverhältnisse am 8. um 2.30 Uhr, als es auf dem Hohen Peißenberg mit +15 Grad C gleich um 11 K wärmer war, als in München mit +4 Grad C (in beiden Fällen waren in höheren Lagen vorhandene warme, extrem trockene Luftmassen und windschwache Verhältnisse ausschlaggebend). Es gab acht Tage (7. mit 11. und 26. mit 28.) mit Nebel, dazu weitere sechs Tage (5., 6., 12., 24., 25. und 29.) mit Hochnebel. Komplette Fehlanzeige dagegen bezüglich Föhn.

Markante Wetterereignisse andernorts im November 2020:

- am 1., Philippinen: Taifun „Goni“, ein sehr starker tropischer Wirbelsturm, traf (beginnend über der Insel Catanduanes) mit einem Mittelwind von 225 km/h (in Spitzenböen 280 bis 310 km/h) auf Land. Bezüglich seiner Intensität ähnelte er dem Wirbelsturm „Haiyan“ aus dem Jahr 2013,

- vom 3. bis zum 19., Hurrikan „Eta“: Große Wegstrecke und großes Zeitfenster! Der Wirbelsturm wütete zunächst über Teilen Mittelamerikas, schrammte danach an der US-amerikanischen Ostküste vorbei, lag später vor Madeira, zog von dort aus nordostwärts und positionierte sich als atlantisches Orkantief am 18. nördlich der Britischen Inseln. Am 19. erreichte (nun als „Ex-Eta“) das Atlantiktief (mit mehreren Kaltfrontlinien) die skandinavische Westküste mit Orkan, die deutschen Nordseeküstengebiete mit schwerem Sturm und (streifenderweise) den Süden Deutschlands noch mit Böen bis sieben Beaufort, währenddessen

- am 17. über Nicaragua und Honduras der Hurrikan „Iota“ mit Windspitzen über 251 km/h sich austobte und zwei besondere Merkmale aufwies: Er war der 30. Tropensturm der Saison und zugleich der späteste Kategorie 5-Hurrikan aller Zeiten,

- am 27. Süden Italiens: Starke Regenfälle und schwerer Sturm! Wassermassen und Geröllabgänge verursachten schwere Schäden bis hin zu einem Brückeneinsturz. Besonders stark betroffen war Sardinien, weniger heftig Sizilien und Kalabrien. Als Ursache konnte das Zusammentreffen mehrerer Wetterfronten, die von Spanien und Marokko kommend auf Kaltluft skandinavischen Ursprungs, die östlich einer von Nordeuropa bis über die Alpen reichenden Hochdruckzone südwärts geführt wurde, ausgemacht werden,

- vom 28. bis zum 30., Süden und Osten Australiens: Sehr frühe und extreme Hitzewelle! In den Gegenden von Sydney, Queensland und New South Wales wurden verbreitet Temperaturen zwischen +40 und +42 Grad C gemessen. Punktuell wurden sogar +43 bis +46 Grad C erreicht. Sydney erlebte vom 28. zum 29. mit einem Minimum von +25,3 Grad C die wärmste Novembernacht aller Zeiten. Verbunden war die Wetterlage schweren, teilweise sogar orkanartigen Stürmen, als Folge der Kombination „Hitze-Trockenheit-Wind“ wurden rund 50 Wald- und Buschbrände beobachtet,

- Weltweit war der November 2020 der zweitwärmste seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen im Jahr 1880 (Abweichung +0,97 K gegenüber dem globalen Mittel von +12,9 Grad C im 20.Jahrhundert). Noch wärmer war nur der November 2015 mit einer Differenz von +1,01 K. Die zehn wärmsten Novembermonate gab es allesamt seit dem Jahr 2004.

Gez. ©Peter Müller, 19.02.2021

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